Erhöhte Nachfrage wegen Ukraine-Krieg

Jodtabletten: Apotheker stoppt Online-Versand

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Berlin -

Jodtabletten sollen angesichts des Kriegs in der Ukraine nicht vorsorglich eingenommen oder gehortet werden. Doch in Apotheken steigen die Anfragen von besorgten Kund:innen, viele Lager sind leergeräumt und Großhändler nicht mehr lieferfähig. Auch über das Internet gehen verstärkt Bestellungen ein. Apotheker Alexander Jaksche informiert über die korrekte Einnahme und storniert die Aufträge.

Die Apotheken spüren die erhöhte Nachfrage nach Jodtabletten – insbesondere der nächtliche Angriff auf ein Atomkraftwerk in der Ukraine dürfte die Angst der Menschen hierzulande weiter geschürt haben. „Wir werden überrannt mit Nachfragen nach Jodtabletten in sämtlichen Ausführungen“, sagt Jaksche. „Völlig verzweifelte Kunden sind auf der Jagd nach dem vermeintlichen Heilsbringer.“

In seinem Online-Shop seien allein in der Nacht mehr als 30 Bestellungen eingegangen. Der Inhaber der Apotheke an der Mathildenhöhe in Darmstadt schrieb alle Kund:innen an und klärte sie per E-Mail auf: „Aus gegebenem Anlass möchte ich Sie darüber informieren, dass die von Ihnen bestellten Tabletten nicht für die Jodblockade der Schilddrüse geeignet sind. Die wirksame Dosierung würde zweimal täglich 1300 Tabletten betragen. Wenn Sie Ihre Bestellung stornieren möchten, habe ich dafür vollstes Verständnis. Falls ich bis morgen nichts von Ihnen höre, gehe ich vom Bedarf für ‚normalen Gebrauch‘ aus und sende sie gerne zu.“

Die Folge seien mehrere Stornierungen gewesen. Diese müssten bearbeitet und das Geld zurücküberwiesen werden. „Das ist viel Arbeit“, sagt der Apotheker. Eine Kundin habe die Tabletten tatsächlich für ihre Schilddrüse als Therapie gebraucht. Mittlerweile habe er die Kaliumiodidtabletten aus seinem Online-Shop genommen.

Kund:innen fragten auch in der Apotheke vor Ort vermehrt nach Jodtabletten. „Ich diskutiere mit den Menschen und kläre sie auf. Das ist unsere Aufgabe als Apotheker, wir müssen sie Leute informieren.“ Ein Kunde habe sich aber nicht vom Kauf abbringen lassen. „Er wollte es für seine Tochter zur Beruhigung“, sagt Jaksche. Einen Restbedarf an Jodtabletten hat der Apotheker noch.

Auch die Nachfragen nach Wasseraufbereitungstabletten wie Micropur schnellten in die Höhe. „Die Tabletten werden verstärkt nachgefragt. Ich habe die Produkte auch aus dem Shop genommen, denn das ist nicht seriös. Das hilft bei einem atomaren Angriff nicht.“

Mehrere Behörden warnen vor einer eigenmächtigen Einnahme von Jodtabletten. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) betont, dass der richtige Zeitpunkt der Einnahme der Jodtabletten die Grundvoraussetzung dafür, dass die Jodblockade funktioniert. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) informiert, dass die Einnahme von Jodtabletten ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse schütze, aber nicht vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe.

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