Temperaturen an der 40 °C-Grenze – das stellt auch und insbesondere Apotheken vor besondere Herausforderungen. Denn die Teams müssen nicht nur selbst mit der Hitze klarkommen, sondern in der Offizin auch die Arzneimittelsicherheit gewährleisten. Das gelingt anscheinend nicht immer – wie die Ergebnisse einer APOSCOPE-Umfrage unter PTA nahelegen. Demnach kann die zulässige Höchsttemperatur in jeder vierten Apotheke nicht immer eingehalten werden. APOSCOPE-Produktmanagerin Jasmin Kratz bespricht die Ergebnisse im Podcast WIRKSTOFF.A.
Die meisten Arzneimittel dürfen nicht dauerhaft über 25 °C gelagert werden. Im Hochsommer wird durch die Pharmazieräte durchaus kontrolliert, ob diese Vorgabe eingehalten wird. Laut der Umfrage ist das in 74 Prozent der Apotheken auch kein Problem. Heißt allerdings im Umkehrschluss: In jeder vierten Apotheke ist es zu heiß. Im Detail: 10,3 Prozent stimmten der Aussage eher nicht zu, dass die Höchsttemperatur zu jeder Zeit gewährleistet werde. Weitere 7,5 Prozent stimmten nicht zu und 5,6 Prozent stimmten überhaupt nicht zu. In einer von 20 Apotheken ist das Hitzeproblem demnach evident.
Und die Befragten sehen das selbst so: 23,4 Prozent gaben an, dass die Apotheke, in der sie arbeiten, bei sehr hohen Außentemperaturen streng genommen schließen müsste. Eine Apotheke in Berlin wurde im vergangenen Jahr tatsächlich vorübergehend dazu verdonnert.
Trotz der Temperaturvorgabe sind längst nicht alle Apotheken klimatisiert. 18 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass es in ihrer Apotheke gar keine Klimaanlage gibt. In den übrigen 82 Prozent ist allerdings auch nicht jeder Raum mit einer Klimaanlage ausgestattet: 77 Prozent in der Offizin, 59 Prozent im Lager beziehungsweise dem Kommissionierer. Labor (36 Prozent), Büro der Angestellten (34 Prozent) und Chefbüro (27 Prozent) sind schon schlechter ausgerüstet. Mehrfachantworten waren bei dieser Frage möglich.
Wenn es keine Klimaanlage gibt, muss man sich anderweitig behelfen: 69 Prozent halten die Türen und Fenster geschlossen, so gut es eben geht. Jeweils knapp die Hälfte der Teams dunkelt Räume ab oder hält sich mit Erfrischungsgetränken und Eis über Wasser. Ventilatoren, eine Markise oder mobile Kühlgeräte kommen ebenfalls zum Einsatz.
Es sollte durchaus im Sinne des Inhabers sein, für ein angenehmes Raumklima zu sorgen. Denn 74 Prozent gaben an, dass sie sich bei hohen Temperaturen nicht gut konzentrieren können – und das sollte man bei der Arbeit in der Apotheke eigentlich schon. Andererseits: Etwas mehr als ein Drittel stimmte der Aussage zu, die Klimaanlage mache sie oder ihn krank. Auch für die Kunden sei der Temperaturwechsel oft unangenehm, wenn sie in die Offizin kämen, sagten 28 Prozent der Teilnehmer.
In Sachen Kleiderordnung sind die Chefs unterschiedlich streng: In 39 Prozent der Apotheken gilt auch im Hochsommer Kittelpflicht. Den 38 Prozent mit eigenem Team-Shirt dürfte es etwas besser gehen. Und in 26 Prozent der Apotheken dürfen die Angestellten kommen, wie sie wollen, notfalls auch in Short und Tops. Allerdings sind offene Schuhe in jeder zehnten Apotheke grundsätzlich Tabu – vermutlich mit Blick auf den Arbeitsschutz im Labor.
Eine Gruppe trifft es hier besonders hart: Unter den 18 Prozent der Befragten ohne Klimaanlage im Betrieb muss mehr als jeder Dritte (37 Prozent) trotzdem einen Kittel tragen. Da kann man im Sinne der Mitarbeiter nur hoffen, dass es sich um eine Center-Apotheke im Untergeschoss handelt.
An der Umfrage von APOSCOPE beteiligten sich im Juni 2019 insgesamt 107 PTA. Das Panel von APOSCOPE besteht aus mehr als 2000 verifizierten Apothekerinnen, Apothekern und PTA.
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