Erstattung variiert deutlich

Je nach Bundesland: Horrende Unterschiede bei Verbandstoffen Sandra Piontek, 04.09.2024 12:35 Uhr

Mullkompressen dienen zur allgemeinen Erstversorgung von Wunden. Foto: ok-foto-adobestock.com
Berlin - 

Einer Inhaberin fiel bei ihrer letzten Verbandstoff-Bestellung in der Apotheke auf, dass die Abrechnungspreise sich in den einzelnen Bundesländern signifikant unterscheiden: „Während wir in Hessen in einen negativen Rohertrag rutschen, rechnet die Krankenkasse in Sachsen zum dreifachen Preis ab“, so die Apothekerin. „Das ist für mich absolut unverständlich.“

Eine Inhaberin aus Hessen erhält ein Rezept über einen Sprechstundenbedarf: „Verordnet waren sterile Gazin-Kompressen in unterschiedlichen Größen und Abpackungen.“ Das sei zunächst nicht ungewöhnlich: „Die Arztpraxen verordnen solche Verbandstoffe häufiger per Sprechstundenbedarf“, erklärt sie. Was aber einer aufmerksamen Angestellten im Bestellvorgang dann auffiel, sorgte für eine bittere Überraschung. „In unserem Kassensystem wird auch der Rohertrag angezeigt. Meiner Kollegin fiel auf, dass wir mit Belieferung des Rezeptes in den negativen Bereich rutschen“, so die Inhaberin. Will heißen: „Ich zahle drauf, anstatt den Betrag von der Kasse vollständig erstattet zu bekommen.“

„Ich habe nichts zu verschenken, also kümmern wir uns in solchen Fällen gemeinsam mit der Arztpraxis um entsprechende Alternativen, die verordnet werden können“, erklärt sie. „Da ich im engen Austausch mit Kollegen und Kolleginnen aus anderen Bundesländern stehe, habe ich die Frage nach den Abrechnungspreisen aus Interesse einfach mal in unserem Netzwerk gestellt“, so die Pharmazeutin. Was dabei rauskam: „Je nach Bundesland wird unterschiedlich erstattet. So verglichen wir gemeinsam mit Sachsen und Bayern die Abrechnungspreise und fielen aus allen Wolken.“

Denn: Beliefern Apotheken in Bayern Rezepte mit Verordnungen über Wundkompressen, so gleicht sich die Erstattung durch die Krankenkasse mit dem Abrechnungspreis aus. „So müssen die Kollegen dort wenigstens nicht draufzahlen.“ Noch besser sieht es in Sachsen aus: „Bei unserem Vergleich haben wir festgestellt, dass die Kasse für ein und dasselbe Produkt fast den dreifachen Preis erstattet“, so die Inhaberin. „Das ist mir ein absolutes Rätsel und völlig unverständlich.“

Sie habe bis vor kurzem nichts von diesen Unterschieden gewusst: „Wer kommt denn auch auf die Idee, die Abrechnungspreise in den einzelnen Bundesländern zu vergleichen.“ Sie fragt sich: „Bei welchen Produkten wird denn noch so unterschiedlich abgerechnet und warum ist der Rohertrag nicht in jedem Kassenprogramm sofort einsehbar?“

Sie habe Glück, dass sie mit den umliegenden Arztpraxen so ein gutes Verhältnis pflege: „Wenn uns auffällt, dass der Rohertrag ins Negative rutscht, dann können wir nach einer Verordnungsalternative fragen. Das funktioniert gut.“

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