Jakavi: 265 Euro Lagerwertverlust APOTHEKE ADHOC, 13.07.2016 15:20 Uhr
Apotheken drohen zum 15. Juli Lagerwertverluste für Jakavi (Ruxolitinib). Der Hersteller Novartis senkt zum Stichtag den Erstattungspreis für das Krebsmittel. Während andere Firmen den durch die Anpassung entstehenden Lagerwertverlust erstatten, sieht sich der Konzern im Falle von Jakavi nicht in der Pflicht. Er rät Apothekern, ihr Lager im Blick behalten.
„Sollten Sie Jakavi-Tabletten Mitte Juli 2016 auf Lager halten, könnte es demnach zu einem Lagerwertverlust kommen, für den wir in diesem Fall leider keinen Ausgleich anbieten können.“ Novartis hatte die Apotheken am 1. Juli über die anstehende Preissenkung informiert. Die Kunden sollten Gelegenheit haben, sich auf die Situation einzustellen und Bestellungen für Jakavi in diesem Zeitraum bedarfsaktuell durchzuführen. Das Präparat werde ohnehin „üblicherweise patientenbezogen und bedarfsgerecht bestellt“.
Zum 15. Juli sinkt der Wert der Packung à 5 mg um 132,45 Euro auf Basis des Herstellerabgabepreises (ApU) und 132,45 Euro auf Basis des Apothekeneinkaufspreises (AEP). Auf Basis des Apothekenverkaufspreises (AVP) liegt die Differenz sogar bei 162,34 Euro. Bei allen anderen Wirkstärken liegt die Differenz bei 264,89 beziehungsweise 324,66 Euro.
Der Konzern hatte sich in den Preisverhandlungen nach Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) mit dem GKV-Spitzenverband auf den gestaffelten Abschlag geeinigt. „Der Rabatt wird mit Abgabe gewährt, dadurch wird sich zukünftig der Rechnungsbetrag für Jakavi reduzieren“, so der Konzern. Insgesamt liegt der Nachlass derzeit bei 1148 beziehungsweise 1413 Euro zum ApU.
Ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen moniert, dass der Konzern ihn auf den Kosten für seine vier vorrätigen Packungen sitzen lässt. Auf den erbetenen Rückruf des Abteilungsleiters warte er immer noch. Bei anderen Herstellern habe er keinerlei Probleme; diese würden die Preise für ihre Präparate gegen Vorlage eines Fotos mit der Chargenbezeichnung und dem Lieferschein erstatten. Als Beispiel nennt er Janssen-Cilag: Für das 2011 zugelassene Prostatamittel Zytiga (Abirateronacetat) hatte der Konzern für einen unkomplizierten Lagerwertverlustausgleich gesorgt.
Jakavi ist seit 2012 in Form von Tabletten zur Behandlung einer bestimmten Art von Blutkrebs zugelassen: Ruxolitinib ist für Patienten mit einer primären oder sekundären Myelofibrose und einer vergrößerten Milz indiziert. Dies trifft laut G-BA auf rund 1600 Menschen in Deutschland zu.
Ruxolitinib hemmt die Janus-assoziierten Kinasen (JAK), die an der Signalübertragung in der Zelle beteiligt sind. Bei Myelofibrose-Patienten ist diese Übertragung gestört, was eine übermäßige Bildung von Blutzellen zur Folge hat. Dies führt sekundär zu einer Vergrößerung der Leber und der Milz. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Harnwegsinfektionen, Anämie, Thrombozytopenie, Neutropenie, Hypercholesterinämie, Schwindel, Kopfschmerzen, erhöhte Alanin-Aminotransaminase, erhöhte Aspartat-Aminotransferase und Blutergüsse. Andere häufige Nebenwirkungen sind Herpes-Zoster, Gewichtszunahme, Blähungen und Tuberkulose.