Seit einer Woche muss jede/r italienische Arbeitnehmer:in nachweisen, dass er geimpft, genesen oder getestet ist. Der Arbeitgeber muss dies stichpunktartig überprüfen. Eigentlich war Apotheker Florian Peer weitestgehend durch mit den medizinisch nicht notwendigen Tests und wollte sich auf die bevorstehenden Corona-Impfungen in der Offizin vorbereiten – nun stehen täglich rund 300 Menschen vor seiner Apotheke in Südtirol, um den notwendigen Green Pass für die Arbeit zu bekommen.
Um seiner Arbeit nachzugehen, muss jeder Italiener ab sofort eine Impfung, Genesung oder einen Negativ-Test gegen Corona vorweisen. In Südtirol bieten die Peer-Apotheken in Lana und Brixen deshalb wieder vermehrt Tests an. „Die Nachfrage war bereits am ersten Tag der neuen Regelung hoch. Grob lässt sich sagen, dass wir aktuell dreimal so viel testen“, erzählt Peer. Somit sind es rund 300 Kund:innen pro Apotheke pro Tag. In Italien sind die Preise für die Tests gedeckelt. So kostet ein Antigen-Schnelltest für Erwachsene 15 Euro. Für alle unter 18 Jahre werden 8 Euro fällig. Der Antigen-Schnelltest ist 48 Stunden gültig. Ein PCR-Test ist teurer, jedoch auch länger gültig: Ein Express PCR-Test mit Ergebnisvorlage binnen 12 Stunden kostet 95 Euro und ist 72 Stunden lang gültig.
„Je nach Arbeitszeit kommen die Menschen bis zu dreimal wöchentlich zu uns. Das sind 45 Euro in der Woche. Bei knapp 200 Euro im Monat überlegen dann doch einige sich impfen zu lassen“, berichtet Peer. Und diese Tendenz zeigt sich auch in den Zahlen: „Wir haben seit der Einführung der verpflichtenden Vorlage des Green Pass am Arbeitsplatz eine steigende Zahl an Erstimpfungen.“ Ein Großteil der Bevölkerung stehe laut Umfragen zwar hinter der Corona-Regelung, doch das trifft nicht auf alle zu. In einigen Betrieben seien bis zu 30 Prozent der Belegschaft nicht geimpft, berichtet der Apotheker. Um weiterhin arbeiten zu können, benötigen die Betriebe Testmöglichkeiten. Aus solidarischen Gründen hat die Apotheke die Öffnungszeiten des Testbetriebes erneut ausgeweitet.
Dennoch: „Ganz glücklich sind wir mit dieser Situation nicht. Natürlich führen wir weiterhin medizinisch indizierte Coronatests durch – keine Frage. Aber was die übrigen Tests angeht, da würden wir lieber impfen. Es ist toll, dass uns Apothekern diese Aufgabe auch in Südtirol bald zugeteilt wird.“
Vorerst soll der Green Pass bis Ende des Jahres verpflichtend sein. Bis dahin geht Peer davon aus, dass er Mitarbeiter:innen für das zusätzliche Testaufkommen abstellen muss. 300 Tests pro Tag erfordern erneute logistische Leistungen. Die Nachfrage kann aufgrund der Erfahrung aus dem letzten Jahr gut bedient werden. Die italienischen Apotheken waren die ersten in Europa, die mit Antigen-Schnelltests gestartet waren.
Bei Nichteinhaltung machen sich sowohl die Arbeitgeber:innen, als auch die Arbeitnehmer:innen strafbar, erklärt Peer: „Der Arbeitgeber muss die Belegschaft stichprobenweise überprüfen.“ Hier gilt die Empfehlung von 20 Prozent der Mitarbeiter:innen. „Dokumentiert wird der Tag und die Anzahl der durchgeführten Kontrollen.“ Wer überprüft wird und diese Dokumentation nicht vorlegen kann, macht sich strafbar. „Arbeitnehmer, die es drauf ankommen lassen und ohne Pass arbeiten gehen, machen sich ebenfalls strafbar.“ Bleibt ein/e Mitarbeiter:in ohne Pass trotz Kontrollen unentdeckt, trifft den Arbeitgeber keine Schuld.
Auch Freiberufler und Selbstständige müssen den Green Pass besitzen. Keine arbeitende Person ist von der Regelung ausgenommen. Der Green Pass ist in Deutschland eher als Impf- oder Genesenenzertifikat bekannt (QR-Code).
Anders als in Deutschland wird der Green Pass bereits nach der ersten Impfung anerkannt. „Diese Regelung bezieht sich jedoch nur auf die Vorlage beim Arbeitgeber. Reisen & Co. sind hiervon ausgenommen. 15 Tage nach der Erstimpfung erhält die Person den entsprechenden Code. Findet keine Zweitimpfung statt, so verfällt dieser wieder.“ Ob auch die Anzahl an Zweitimpfungen durch die neuen Vorgaben steigt, bleibt aktuell abzuwarten.
„Die Motivation meiner Mitarbeiter, Menschen ohne Impfung zu testen, hält sich in Grenzen“, berichtet Peer, der auf ein Jahr mit zahlreichen Herausforderungen zurückblickt: „Bei uns im Team waren alle schnell durchgeimpft. Leider liegt die Region Südtirol nicht auf dem Niveau von Italien. Die Impfquote hier ist niedriger.“ Der Apotheker hofft, dass die neue Regelung zu einem erneuten Anstieg der Impfungen führen wird. Genau wie in Deutschland kam es zuletzt zu einer Stagnation der Erstimpfungen. Die Organisation für Corona-Impfungen in Apotheken befindet sich in den letzten Abstimmungen. „Da sind wir dann mit dem ganzen Team voll motiviert dabei!“
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