Weihnachtsnotdienst

„Invasionsartig“: Warteschlange vor Burg-Apotheke

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Berlin -

Ausnahmezustand in Iserlohn: Über die Weihnachtsfeiertage mussten die Notdienst habenden Apotheken der nordrhein-westfälischen Stadt einen ungewöhnlich hohen Kundenansturm bewältigen. In der Schwanen- und der Burg-Apotheke musste man sogar zusätzliche Mitarbeiter aus dem Weihnachtsurlaub zur Verstärkung holen.

„Invasionsartig“: So beschreibt Britta Gößling die Szenen vor ihrer Burg-Apotheke am ersten Weihnachtstag. Knapp 300 Patienten musste sie allein an diesem einen Tag bedienen. Es bildete sich sogar eine beachtliche Warteschlange. „Ich hatte mit großer Nachfrage gerechnet und das Lager entsprechend gut gefüllt“, sagt sie. Mit einem solchen Ansturm hat die Apothekerin, die erstmals in ihrem Berufsleben einen Weihnachtsnotdienst hatte, allerdings nicht gerechnet. „Ich habe von 9 bis 17 Uhr Kunden bedient und es ist mir zu keinem Zeitpunkt gelungen, die Schlange abzuarbeiten“, berichtete sie.

Am ersten Weihnachtstag war die Burg-Apotheke die einzige Anlaufstelle für Menschen aus dem Raum Iserlohn, Hemer und Menden. „Allein auf weiter Flur“, so Gößling. Die nächste Gelegenheit, über Weihnachten an Medikamente zu kommen, lag etwa 23 Kilometer entfernt. Allerdings befinden sich die ärztlichen Notdienste der Region allesamt in Iserlohn, sodass die dort verordneten Medikamente dann in den Apotheken der Stadt abgeholt werden.

Normalerweise bewältigt Gößling den Notdienst im Alleingang. Ihre Kunden bedient sie dabei wie üblich durch eine Sicherheitsschleuse an der Außentür. Konfrontiert mit dem unablässigen Andrang setzte die Apothekerin allerdings alle Hebel in Bewegung, um der Lage Herr zu werden. Zur Verstärkung bat sie drei Mitarbeiterinnen, ihren Weihnachtsurlaub zu unterbrechen, und öffnete die Türen zum Vollbetrieb. „Ich habe das große Glück, ein tolles Team zu haben“, sagte sie.

Einen Grund für den Ansturm an Feiertagen sieht Gößling in der wachsenden Sorglosigkeit vieler Patienten. „Einfache Schmerzmittel, Durchfallpräparate, Pflaster und dergleichen gehören genau so in den Haushalt wie in jede Reiseapotheke“, erklärte sie. Die Apothekerin mahnte deshalb an, alltägliche Medikamente auf Vorrat im Haus zu haben.

Dennoch könne sie die Lage der Familien mit kleinen Kindern, die in den Notdiensten stark vertreten seien, gut nachfühlen, zumal die Versorgung mit Ärzten und Apotheken sich vor allem in ländlichen Regionen verschlechtere. Gleichzeitig kritisierte sie inkonsequentes Verhalten mancher Kunden: „Es gibt Leute, die lassen sich von mir beraten und kaufen die Produkte dann online. Hinterher beschweren sie sich, wenn Apotheken schließen und Notdienste eingeschränkt werden.“ Um darauf aufmerksam zu machen, hat die Apothekerin am Tag ihres Weihnachtsnotdienstes einen Aushang an die Tür der Apotheke angebracht. „Internet hat keinen Notdienst“ stand darauf. „Wenn man nicht an solchen Tagen eindeutig Stellung bezieht, wann dann“, so die Apothekerin.

Ähnlich ging es am zweiten Weihnachtstag der Iserlohner Schwanen-Apotheke, die 300 Kunden zählte. Auch hier mussten zusätzliche Kollegen einspringen, um den Ansturm zu bewältigen, sagte eine Mitarbeiterin der Lokalzeitung Iserlohner Kreisanzeiger.

Ein Sprecher der Apothekerkammer Westfalen-Lippe räumte gegenüber der Lokalzeitung zwar ein, dass der Andrang über die Feiertage außergewöhnlich hoch gewesen sei. Er habe aber noch im Rahmen der tolerierbaren Schwankungen gelegen. „Entscheidend ist, dass alle Patienten versorgt werden, wenn auch nach längerer Wartezeit“, sagte der Kammersprecher. Er betonte dennoch den Notfallcharakter des Angebots.

Ähnlichen Ansturm erlebte auch der ärztliche Notdienst der Stadt. So herrschte beim hausärztlichen Notdienst, für den das Elisabeth-Hospital Räume zur Verfügung stellte, an Feiertagen Hochbetrieb. Zwei bis drei Stunden Wartezeit waren an der Tagesordnung, berichtete der Iserlohner Kreisanzeiger. Auch in der Notaufnahme der Klinik war Geduld gefragt.

„Wir müssen nach Dringlichkeit vorgehen. Jeder Fall wird in eine von fünf Kategorien eingestuft, die zumutbare Wartezeit reicht dabei von null bis 120 Minuten“, sagte ein Krankenhaussprecher. Gute Erfahrungen habe die Klinik damit gemacht, die Wartenden regelmäßig über die Lage zu informieren. „Wir lassen keinen Patienten unversorgt gehen. Dass man unter Schmerzen eine andere Zeitwahrnehmung hat, ist uns bewusst“, betonte der Sprecher.

Allerdings hat man auch dort wenig Verständnis für die Menschen, die den ärztlichen Notdienst wegen Beschwerden aufsuchen, die seit Wochen bestehen und für die man werktags einen Termin beim Hausarzt machen sollte. Manche kämen gar gezielt in die Notaufnahme, um den Wartezeiten in den Arztpraxen zu entgehen, kritisierte der Krankenhaussprecher.

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