„Einige Apotheken werden Liquiditätsprobleme bekommen“ Alexander Müller, 29.05.2013 17:47 Uhr
Mit der Einigung zum Kassenabschlag haben die Apotheken auch Rechtssicherheit über die Jahre 2009 und 2010. Wenn der Kompromiss final steht, bleibt der Abschlag für diese Jahre bei 1,75 Euro. Die Kassen hatten die Differenz zum davor gültigen Abschlag unter Vorbehalt zurückgezahlt. Axel Witte, Chef der Steuerberatungsgesellschaft RST, erklärt, was dies steuerlich und betriebswirtschaftlich für die Apotheken bedeutet.
ADHOC: 2009 und 2010: Um welche Summe geht es pro Apotheke?
WITTE: Bei einer durchschnittlichen Apotheke mit einem Umsatz von 1,6 Millionen Euro reden wir von rund 16.000 Euro pro Jahr, mithin 32.000 Euro. Wir hatten unseren Mandanten empfohlen, jeweils Rückstellungen in den Bilanzen in dieser Höhe zu bilden. Denn solange der Schiedsspruch beklagt ist, können Apotheken nicht fest mit dem Geld rechnen. Damit mussten diese Beträge vorerst auch nicht versteuert werden.
ADHOC: Wie hoch wird die Nachzahlung jetzt sein?
WITTE: Für beide Jahre zusammen muss eine durchschnittliche Apotheke mit einer Steuerbelastung von grob 50 Prozent, also etwa 16.000 Euro rechnen. Auf dieses bestehende Zahlungsrisiko hatten wir unsere Mandanten immer wieder hingewiesen. Leider wurde das anscheinend nicht überall so klar kommuniziert.
ADHOC: Was bedeutet das?
WITTE: Je nach finanzieller Lage haben die Apotheken das Geld bereits ausgegeben, denn die Rückstellung ist lediglich ein Risikopuffer in der Bilanz. Einige Apotheker werden jetzt Liquiditätsprobleme bekommen. Problematisch wird es, wenn dann auch noch die Bank überrascht ist.
ADHOC: Wann wird die Nachzahlung fällig?
WITTE: Für den Jahresabschluss 2012 normalerweise zwischen Dezember 2013 und Februar 2014, das hängt vom Finanzamt und vom Zeitpunkt der Abgabe der Steuererklärung ab. Die Apotheken haben also noch ein gutes halbes Jahr Zeit, die Summe anzusparen. Wann die Rückstellung konkret aufzulösen ist, sollte der Apotheker auf jeden Fall mit seinem Steuerberater besprechen.
ADHOC: Ist der gefundene Kompromiss zum Abschlag ein gutes Ergebnis?
WITTE: Ja, als Paket betrachtet können beide Seiten damit leben. Die Apotheken haben jetzt vor allem Rechtssicherheit für 2009 und 2010. Und verglichen mit dem Vorjahreswert von 2,05 Euro sind 1,80 Euro Kassenabschlag für das laufende Jahr eine Verbesserung – auch wenn letztlich nur die Nachteile aus den vergangenen Jahren ausgeglichen werden. Vor allem war das Ergebnis überfällig: Was mit den Apotheken in den letzten Jahren gemacht wurde, grenzte fast an Planwirtschaft.