Auf Intensivstationen arbeitet eine Vielzahl an verschiedenen Berufsgruppen – auch Apotheker:innen können die Arbeit mit schwerstkranken Patient:innen unterstützen. Eine Umfrage des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) auf Intensivstationen zeigt, dass sich Mediziner:innen mehr Pharmazeut:innen an ihrer Seite wünschen.
Die meisten Apotheker:innen arbeiten noch immer in der öffentlichen Apotheke. Dabei gibt es verschiedene Einsatzmöglichkeiten – unter anderem in Kliniken und auf Intensivstationen. Wie eine nationale Umfrage unter ärztlichen Leiter:innen von deutschen Intensivstationen zeigt, kann die Zusammenarbeit zwischen Intensivmediziner:innen und Apotheker:innen die Arzneimittelsicherheit schwerkranker Patient:innen verbessern.
Die Teamarbeit führe außerdem zu einer Arbeitserleichterung im Medikationsmanagement hochkomplexer Therapieregime, so die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). „Im internationalen Vergleich, etwa mit den USA oder mit Großbritannien, gibt es in Deutschland allerdings noch viel Potenzial. Wir benötigen mehr Apotheker auf den Intensivstationen“, folgert Dr. Heike Hilgarth, Leiterin der Umfrage sowie Fachapothekerin für Klinische Pharmazie und Wissenschaftsreferentin beim ADKA.
Vor allem in Bezug auf die Arzneimittelsicherheit kann die Zusammenarbeit mit Pharmazeut:innen auf Intensivstationen Vorteile bringen: „Durch die Diskussion komplexer Patientenfälle in einem Team mit unterschiedlichen Fachexpertisen können Therapien optimiert und unerwünschte Arzneimittelwirkungen vermieden werden – was nicht nur Patienten zugutekommt, sondern auch Kosten im Gesundheitssystem reduziert“, so die DIVI. Bereits 2010 hatte sie empfohlen, Apotheker:innen beispielsweise in Visiten einzubinden. Die Umfrage zeigt, dass Apotheker:innen bislang nur vergleichsweise selten fest zum interdisziplinären Team auf Intensivstationen gehören: Lediglich bei 35 Prozent der Befragten war dies der Fall – deutlich seltener als im internationalen Vergleich.
„Bei der Beurteilung des Nutzens eines Stationsapothekers zeigte sich, dass ein wesentlich größerer Anteil der Ärzte mit bereits etablierter pharmazeutischer Betreuung die Zusammenarbeit als unverzichtbar bewertet, als jene Ärzte ohne pharmazeutische Unterstützung. Dies legt die Schlussfolgerung nahe, dass noch zu wenig Bewusstsein darüber besteht, welche Benefits man durch die Integration des Apothekers ins Team für die eigene Intensivstation generieren könnte“, so Hilgarth.
Die aktuellen Ergebnisse seien eine wichtige Grundlage, um die Integration von Krankenhausapothekern auf deutschen Intensivstationen weiter auszubauen – und um die Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit weiter zu erhöhen. „Der Bedarf ist da, die Wichtigkeit ist erkannt und jetzt ist die Politik am Zug, geeignete Finanzierungsmöglichkeiten für multiprofessionelle Teams im stationären Bereich zu finden. Es gilt, pharmazeutische Dienstleistungen und deren Finanzierung gesetzlich zu verankern und so zu verstetigen“, meint Hilgarth. Die DIVI will außerdem ihre Empfehlungen zur Struktur und Ausstattung von Intensivstationen erneut überarbeiten. Künftig soll die pharmazeutische Betreuung durch Krankenhausapotheker:innen eine größere Rolle spielen.
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