Apothekenpleiten eskalieren

Insolvenz: „Jede Woche melden sich zwei Apotheker“

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Berlin -

Immer mehr Inhaberinnen und Inhaber sorgen sich um ihre finanzielle Lage. Die Fallzahlen steigen deutlich. „Bei mir melden sich pro Woche zwei Apotheker, die wegen einer Insolvenzberatung anfragen“, sagt Rechtsanwalt Dr. Moritz Wollring, dessen Kanzlei derzeit 35 Apothekerinnen und Apotheker berät.

Wollring befürchtet, dass sich die finanzielle Schieflage der Branche verschlimmern wird. Anfang 2023 sei es alle zwei Monate eine Apotheke gewesen, die sich wegen einer drohenden Insolvenz gemeldet hatte, sagt er. Jetzt seien es zwei pro Woche. „Ich gehe davon aus, dass das noch schlimmer wird.“

In seiner Kanzlei in Essen und Hamburg werden derzeit 35 Apothekeninsolvenzen betreut. „Klar, man kann nicht alle retten. Wir haben Fälle, da ist es hoffnungslos, beispielsweise wenn die Lager bereits leer sind, die Lieferantenbeziehungen abgebrochen sind oder die Mitarbeiter gekündigt haben. Wir müssen selektieren, welche Fälle die besten Erfolgsaussichten haben.“ Um die gestiegene Nachfrage an Insolvenzberatung bedienen zu können, sei unlängst mehr Personal eingestellt worden.

Voraussetzung: Kampfeswille

Wichtig sei, dass die Apothekerin oder der Apotheker bereit sei, zu kämpfen. „Wenn kein Wille da ist, kann ich als Anwalt auch nichts machen.“ Eine Insolvenz sei ein „kraftraubendes und zeitintensive“ Verfahren. „Wenn man von vorneherein den Kopf hängen lässt, wird es schwierig. Generell seien genauso viele Frauen wie Männer in Apotheken betroffen. Auffällig sei, dass mehr Innenstadtlagen zahlungsunfähig seien. „Das hat auch mit dem Sterben der Innenstädte zu tun.“

Wollring beklagt, dass Betroffene oft zu spät kommen. Der Jurist rät Apothekerinnen und Apothekern, sich rechtzeitig zu informieren. „Nicht warten, bis die ganze Liquidität ausgeschöpft ist.“ Auch die Großhändler sollten eine Art Frühwarnsystem etablieren und nicht auf die Rücklastschriften warten.

Generell dauere eine Apothekeninsolvenz knapp ein Jahr – wenn es gut laufe, so Wollring. Schwierig sei derzeit, Käuferinnen oder Käufer für Apotheken zu finden. Auch weil die Banken bei der Refinanzierung streng seien und wenig Erfolgsperspektiven bei einem Kauf sähen.

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