Rechnung angeblich nicht bezahlt

Insolventer Apotheker: Gehe stellt plötzlich Lieferung ein

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Berlin -

Volker Köhler ist fassungslos. Der Inhaber der Park-Apotheke in Dessau-Roßlau konnte seit Samstag nicht mehr bei seinem Großhändler bestellen. Gehe hat dem Apotheker, der seinen Betrieb in Eigenverwaltung aus der Insolvenz führt, die Funktion plötzlich eingestellt. Angeblich sei eine Rechnung nicht bezahlt worden, sagt er. Erst am Montagnachmittag lenkte der Großhändler ein.

Seit Samstag konnte Köhler keine Ware mehr bei Gehe in der Niederlassung Halle in Petersberg bestellen. Die Verfügbarkeitsanfrage sei nicht möglich gewesen, klagte er. Auch am Montag ging den ganzen Tag über nichts. Zuerst ging er von IT-Problemen aus. Der Inhaber fragte bei seinem Außendienst nach. „Ich habe angeblich eine Rechnung nicht bezahlt“, sagte er. Es handele sich wohl um die Sammelrechnung von Juli. „Doch das ist nicht möglich, ich habe die Auszüge selbst gesehen.“

Teilrechnung versehentlich nicht beglichen

Köhler ist nicht selbst für die Buchhaltung zuständig. Seit zehn Jahren ist er insolvent und Rechnungen werden vom zuständigen Insolvenzverwalter beglichen. Zwar betreibt er die Apotheke in Eigenverwaltung, doch alle Entscheidungen werden im Insolvenzverfahren in Abstimmung mit dem Verwalter getroffen. Der zuständigen Kanzlei sei ein Fehler passiert und eine Rate „durch die Lappen gegangen“, so Köhler. Dabei habe es sich um rund 70.000 Euro gehandelt. Dies sei jedoch zwischenzeitlich beglichen worden. „Deshalb stellt man doch nicht die Geschäftsbeziehung ein – von jetzt auf gleich ohne Vorwarnung“, ärgerte er sich.

Ein Problem sei, dass er keinen zweiten Großhändler mehr habe. Jetzt müsse er Kundinnen und Kunden wegschicken. Noch schlimmer seien die Auswirkungen auf sein Heimgeschäft. Beliefert würden vier Einrichtungen. „Wie soll ich denn die Menschen mit Blistern versorgen“, fragt er sich.

Bei Gehe ist er laut eigenem Bekunden „bestimmt 20 Jahre Kunde“. Vor so einer „Abschaltung“ müsse man doch wenigstens gewarnt werden, sagt er. „Haben die nicht auch einen Kontrahierungszwang?“, fragt er sich. Bei der Geschäftsleitung hatte er sich bereits beschwert, die erste Information über den Bestellstopp sei am Montag um 7 Uhr morgens verschickt worden. „Das ist doch irgendwie auch unterlassene Hilfeleistung.“

Gehe verweist auf technischen Defekt

Gehe meldete sich Köhler zufolge erst gegen 16 Uhr zurück. Für das Apothekengeschäft sei das eine sehr lange Zeit, sagte er. Angeblich habe es einen technischen Defekt gegeben, der Grund für die Sperrung gewesen sei. „Ich habe zwischenzeitlich meine Anwälte ins Rennen geschickt.“ Am Dienstagmorgen sei die Außendienstmitarbeiterin vor Ort gewesen und hätte sich entschuldigt. Die Geschäftsleitung habe sich nicht zurückgemeldet. „Das ärgert mich. Wir hatten dennoch Glück, dass wir für die Heimversorgung in dieser Zeit nicht plötzlich etwas Wichtiges bestellen mussten.“

Gehe wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Fall äußern und verwies auf „individuelle Vereinbarungen“. Auch für die Großhändler ist die zunehmende Zahl der Apothekeninsolvenzen eine Herausforderung, da sie das Risiko abwägen müssen, ob sie sich auf die Sanierung einlassen.

Köhler befindet sich im letzten Stadium seiner Insolvenz in Eigenverwaltung. In ein bis zwei Jahren hofft er, dieses Kapitel hinter sich gelassen zu haben. In die finanzielle Schieflage kam er 2014. Grund seien Geschäfte mit dem Großhandel gewesen. Damals sei es für Apotheken lukrativ gewesen, bei Herstellern direkt einzukaufen und an den Großhandel zu verkaufen, weil die Konditionen im Direktgeschäft besser gewesen seien. Daraus hätten Umsätze in Millionenhöhe resultiert. Doch die Rechnung ging für Köhler nicht auf.

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