Apotheker Dr. Ralf Schabik setzt ganz auf Barrierefreiheit: Nicht nur Kunden sollen sich frei bewegen können, sondern auch seine Mitarbeiter. Seit einigen Jahren beschäftigt Schabik in der Wallenstein-Apotheke am Röder im bayerischen Altdorf immer wieder Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.
Altdorf ist eine Kleinstadt mit rund 15.000 Einwohnern. In der Stadt betreibt die Behindertenhilfe Rummelsberg das Wichernhaus, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Dazu gehören Wohnungen, eine Schule und ein Internat sowie ein Förderzentrum und eine Werkstatt. „Es gibt hier relativ viele Menschen im Rollstuhl, da ist man sensibilisiert“, erklärt Schabik.
Deshalb wollte er schon seine Hauptapotheke, die Wallenstein-Apotheke am Oberen Tor, barrierefrei einrichten. Zusammen mit dem städtischen Arbeitskreis „Mobil mit Handicap“ hat sich Schabik die Apotheke vorgenommen. Dort gibt es inzwischen zum Beispiel einen abgesenkten HV-Tisch und breitere Wege. Das freue Rollstuhlfahrer genauso wie ältere Menschen oder Kunden mit Kinderwagen, sagt Schabik.
Bei der Filiale, die er 2010 gründete, wollte Schabik noch weitergehen. Dabei dachte er nicht nur an seine Kunden, sondern auch an das Personal – und an sich: „Ich habe die Diagnose MS bekommen“, sagt er. Bislang verläuft die Krankheit milde, doch Schabik macht sich Gedanken über die Zukunft. Dazu trägt auch seine ehrenamtliche Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr bei: „Ich erlebe dabei, wie schnell etwas passieren kann. Es kann jeden von uns treffen.“
Die Filialapotheke ist weitgehend barrierefrei. „Wir hatten das Glück, dass der Vermieter extrem flexibel war – so konnten wir von der Baugrube an planen“, erzählt Schabik. So konnte beispielsweise eine Senke für den Kommissionierer eingerichtet werden, der dadurch auch für einen Rollstuhlfahrer gut zu bedienen ist. Die Kosten für die Umbauten hat Schabik über vier Jahre bei dem Vermieter abbezahlt, genau beziffern kann er sie daher nicht.
Seit rund zwei Jahren beschäftigt Schabik einen Mitarbeiter im Rollstuhl. Dieser arbeitete zuvor in der Rummelsberger Behindertenwerkstatt – doch als ausgebildeter Bürokaufmann war er dort unterfordert. Als der Mann bei ihm anfing, fielen schnell weitere Hindernisse auf. Oft konnten die einfach aus dem Weg geräumt werden: „Wir arbeiten mit einer elektronischen Zeiterfassung, die an der Wand angebracht ist“, berichtet Schabik. Davor habe eine kleine Ablage für Mitteilungen gehangen. „Durch diese Ablage wurde aber der Winkel zur Zeiterfassung so verändert, dass man sie vom Rollstuhl aus nicht erreichen kann. Die Ablage kam weg.“
Auch der Schreibtischarbeitsplatz stellte zunächst ein Problem dar, das aber ebenso schnell gelöst werden konnte: „Die Ordner für den Großhandel standen so, dass der Mitarbeiter sie ohne Hilfe nicht erreichen konnte. Nun ist der Schreibtisch so eingerichtet, dass er ran kommt.“ Anpassungen hat Schabik übrigens auch für andere Angestellte vorgenommen: „In der Hauptapotheke ist eine Kollegin fast zwei Meter groß – für sie haben wir den Bildschirm am HV-Tisch etwas erhöht.“
Inzwischen arbeiten immer wieder Praktikanten in seiner Apotheke, die ihm von der Behindertenhilfe Rummelsberg geschickt werden. Schabik arbeitet eng mit der Einrichtung zusammen, um den Menschen mit Behinderung dabei zu helfen, in den ersten Arbeitsmarkt zu finden.
Als Mittelständler sieht sich Schabik in der Verantwortung. Er freut sich auch darüber, eine barrierefreie Apotheke zu besitzen. „Ich verstehe aber auch den Frust von Kollegen, wenn eine vertretbare Lösung zu einem angemessenen Preis nicht zu finden ist“, so Schabik.
Die Erfahrung macht er in seiner Hauptapotheke: Am Eingang gibt es eine kleine Schräge, die nicht zu überwinden war. Dort setzt er auf das Dienst-Ruf-System (DRS), ein mobiles Funkrufsystem für Behinderte, das vor allem an Tankstellen zum Einsatz kommt. Berechtigte erhalten einen Sender und können damit von der Straße aus in der Apotheke klingeln.
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