Ein großer Finger und ein auffälliger roter Blutstropfen: Mit dieser plakativen Schaufenster-Dekoration weist Dr. Ulrike Puhlmann auf ihr neuestes Angebot hin. Die Inhaberin der Apotheke am Alten Markt in Bielefeld bietet die Bluttests des Start-ups Vivatura an. „Es ist eine Möglichkeit, wie wir Apotheken unsere breite Kompetenz unter Beweis stellen können.“
Ein kleiner Picks und schon können Puhlmann oder ihre Angestellten das Kapillarblut für die Tests verwenden. Die Vorankündigung im Schaufenster habe zahlreiche Kundinnen und Kunden angezogen. Seit Anfang April führt sie etwa zwei bis drei Tests in der Apotheke durch. Die Untersuchung kann auch komplett eigenständig zu Hause durchgeführt und an ein Labor geschickt werden. Die Ergebnisse erhält man im Internet mit einer Einordnung über das Start-up.
Tatsächlich will die Kundschaft jedoch die Unterstützung der Apotheke: „Die Kunden wollen viel lieber, dass wir das machen“, sagt Puhlmann. Für die Inhaberin ein Vorteil: „Wir können uns dabei mit den Kunden unterhalten und rücken noch ein Stück näher an sie heran. Außerdem ist es ein weiteres niedrigschwelliges Angebot und wir gewährleisten, dass die Tests ordnungsgemäß durchgeführt werden.“
Die Apotheke kauft die Testkits bei Vivatura ein. Die Bielefelder Firma wurde 2023 gegründet. Einen der Gründer, Bernd Reger, lernte sie in der Coronazeit kennen. „Für uns sind die Bluttests ein super spannendes Projekt“, sagt sie. Bereits zuvor bot sie an, über Blutproben verschiedene Werte für die Kunden zu testen. Mit Vivatura stehen aktuell 13 verschiedene Parameterkombinationen zur Verfügung, die etwa Auskunft über den Status von Blutzucker-, Cholesterin-, Schilddrüsen- oder Vitaminwerten geben.
„Unser Ziel bei Vivatura ist es, selbstbestimmte Gesundheitsvorsorge einfach zugänglich und effizient zu gestalten“, sagt Anke-Kristina Foth, Co-Gründerin und Geschäftsführerin. „Gemeinsam mit Apotheken bieten wir eine schnelle, zuverlässige und bequeme Lösung für routinemäßige Gesundheitstests an. Dies ist ein bedeutender Schritt vorwärts, denn wir möchten mit unserem Angebot die allgemeine Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung verbessern.“
Preislich geht es bei 35 Euro für eine Auswertung der Schilddrüsen-Werte los. Teuerster Test ist die Untersuchung STI-Supreme inklusive HIV- oder Hepatitis-C-Screening für 125 Euro. Die Preise sind gleich, egal ob ein komplettes Testkit für zu Hause gekauft werde oder die Apotheke die Durchführung übernimmt. Ob bei dem Angebot viel Gewinn abfällt, bleibe abzuwarten. „Wichtiger war mir, das Projekt jetzt erst einmal an den Start zu bringen. Wir sind in der Pionierphase.“
Puhlmann sprach vorab mit den Ärzten in ihrer Umgebung über ihr neues Angebot. Die Rückmeldungen seien positiv gewesen. Viele hätten sich interessiert gezeigt, natürlich habe der Hausärzteverband wie bei den Impfungen Bedenken, sagt sie. Wenn die Apotheke die Tests durchführt, werde genutzt, dass Laborangestellte wegen der Praxen im Haus ohnehin regelmäßig kämen. „Wir sind zwei Tage schneller, als wenn der Kunde die Tests selbst durchführt.“
Die Apothekerin versteht ihr neuestes Angebot als Zuarbeit für die Ärztinnen und Ärzte. „Wir schicken die Patienten mit validen Ergebnissen zum Arzt, der nicht nochmal einen Test durchführen muss.“ Die Rückmeldungen seien sehr positiv. „Ich sehe in solchen Dienstleistungen eine Zukunft der Apotheke. Das geht auch in die Richtung, was die Politik will. Wenn wir als Apotheken zeigen, was alles schon da ist, braucht man keine Gesundheitskioske“, betont sie.
Die Idee, Gesundheitstests in Apotheken anzubieten, ist nicht neu. Gerade während der Corona-Zeit etablierten sich viele Betriebe in diesem Bereich etwa mit PCR-Tests. Die 2019 gegründete Firma Probatix bietet einen ähnlichen Service an.Die Nowawes-Apotheke in Potsdam etwa hat ganzheitliche Präventionsanalysen im Sortiment.
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