Nachdem die Frage nach der möglichen Entnahme einer siebten Dosis in den Impfzentren bereits thematisiert wurde, startet die Diskussion nun im Zusammenhang mit den dezentralen Impfungen erneut. Dürfen niedergelassene Ärzte aus einem Vial Comirnaty eine siebte Dosis entnehmen?
Comirnaty enthält laut Zulassung sechs Impfdosen à 0,3 ml. Ursprünglich wurde der mRNA-Impfstoff sogar nur mit einer Entnahme von fünf Dosen zugelassen. In der Praxis zeigte sich schnell, dass ein gewisser Überschuss im Vial verbleibt. Um die gesamte Menge auszuschöpfen, wurden die Zulassung und somit die Fachinformation geändert und auf sechs Dosen angepasst. Für einige Apotheker:innen und PTA war dies noch nicht genug – geübte Kollegen können auch eine siebte Dosis entnehmen. Daraufhin entfachte eine Diskussion. Biotnech selbst beruft sich dabei weiterhin auf die Zulassung – mehr als sechs Dosen sind nicht erlaubt. Was definitiv nicht geht, ist das Pooling verschiedener Vials. Die letzte Dosis muss vollständig aus einem Vial entnommen werden können, andernfalls ist die angefangene Dosis zu verwerfen.
Im Rahmen der dezentralen Impfung stellt sich nun die Frage, wie die Ärzte das Prozedere handhaben sollen. Auch die Frage nach der möglichen Abrechnung einer siebten Dosis muss beantwortet werden. Sicherlich müssen die Ärzte zu Beginn den Umgang mit den kleinvolumigen Vials üben. Rekonstituieren und aliquotieren gehören sicherlich nicht zu den Alltagsaufgaben der Hausärzte. Doch mit der Routine kommt auch die Übung, sodass auch die Mediziner vielleicht bald eine siebte Dosis entnehmen könnten. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) schreibt zur Frage der Abrechnung: „Die Menge zu verimpfender Dosen richtet sich nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts.“ Das PEI verlinkt auf der Internetseite auf das Praxismaterial von Comirnaty. Hier wird die Entnahme von sechs Dosen beschrieben.
Das Gesamtvolumen einer Durchstechflasche des Biontech-Imfpstoffes Comirnaty beträgt nach der Verdünnung 2,25 ml. Das Volumen einer Impfdosis beläuft sich auf 0,3 ml. Demnach enthält jedes Vial theoretisch sieben Impfdosen. Die siebte Dosis kann häufig nur unter mehrmaligem Aufziehen, Schwenken und Einstellen erzielt werden. Aus pharmazeutischer Sicht sollte jeder zusätzliche Arbeitsschritt vermieden werden, um das Vakzin nicht unnötig zu beschädigen. In der Diskussion stehen die Scherkräfte in den Kanülen. Diese könnten dazu führen, dass die Lipidverkapselung der Impfstoffe beschädigt wird. Folglich könnte es zu einer schlechteren Aufnahme in die Zelle zu kommen.
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