Der Krankenhausapotheker, der Ende Dezember im US-Bundesstaat Wisconsin absichtlich mehrere hundert Dosen Covid-19-Impfstoff unbrauchbar gemacht hat, hat seine Schuld eingeräumt. Ihm drohen nun bis zu 20 Jahre Haft. FBI-Dokumente offenbaren ein absurdes Weltbild des Pharmazeuten.
Gerichtsdokumenten zufolge entfernte der 46-jährige Pharmazeut namens Steven Brandenburg während seiner Arbeit als Krankenhausapotheker in Grafton, Wisconsin, am 24. und 25. Dezember in zwei aufeinanderfolgenden Nachtschichten absichtlich 57 Vials mit je 10 Dosen des Covid-19-Impfstoffs des Herstellers Moderna, die bei -20 Grad Celsius gelagert werden müssen, aus der Kühleinheit des Krankenhauses. Seine Absicht war, die Impfstoffe damit unwirksam zu machen. Doch dabei beließ er es nicht: Nachdem er die Impfstoffe jede Nacht für sechs bis neun Stunden außerhalb des Kühlschranks hatte stehen lassen, stellte er sie wieder zurück, um sie am nächsten Tag in der Impfklinik des Krankenhauses zu verwenden. 57 Menschen wurden so mit dem verfallenen Impfstoff geimpft, bevor die Straftaten auffielen.
Einer Kollegin, der PTA Sarah Sticker, war nach dem zweiten Mal aufgefallen, dass eine Schachtel mit Impfstoffen nachts außerhalb des Kühlschranks stand. Ihr Verdacht fiel sofort auf Brandenburg, weil der ihr bereits mehrmals mit äußerst fragwürdigen Aussagen über die Pandemie und den Impfstoff aufgefallen war. Also informierte sie die Klinikleitung, die die Vorfälle untersuchen ließ. Kurz darauf klickten die Handschellen. Am 31. Dezember wurde Brandenburg festgenommen und noch am selben Tag vom FBI verhört. Die Ergebnisse des Verhörs, die das FBI vor wenigen Tagen veröffentlichte, zeichnen ein mit erschütternd absurden Überzeugungen gespicktes Weltbild des Pharmazeuten: So erklärte er, dass die Erde in Wirklichkeit flach sei und es den Himmel nicht gar gebe. Stattdessen habe die US-Regierung ein Schild installiert, damit die Menschen Gott nicht sehen können.
Brandenburg räumte im Verhör selbst ein, dass er sich als Verschwörungstheoretiker sehe. Er habe dahingehend zahlreiche Bücher gelesen und sei deshalb auch schnell zu der Auffassung gelangt, dass es Sars-CoV-2 in Wirklichkeit gar nicht gibt. Der Impfstoff diene dementsprechend auch nicht der Verhütung einer Krankheit, sondern der Implantation von Mikrochips in die Geimpften. Außerdem mache er bei manchen Frauen die hormonelle Verhütung unwirksam und andere Menschen unfruchtbar. Sticker zufolge habe er diese Überzeugungen bereits im Vorfeld der Tat innerhalb der Krankenhausapotheke „jedem erzählt, der zugehört hat“, so das FBI.
In den USA wird der Fall gerade hoch aufgehängt, was nicht nur daran zu erkennen ist, dass das FBI die Ermittlungen übernommen hat, sondern auch daran, dass das Justizministerium auf Bundesebene Stellung zu der eigentlich lokal verhandelten Strafsache bezieht. „Die Manipulation von Impfstoffdosen inmitten einer globalen Gesundheitskrise erfordert eine starke Reaktion, was sich auch in den schweren Anklagen widerspiegelt, die die Vereinigten Staaten heute erhoben haben“, erklärte Brian Boynton, stellvertretender Generalstaatsanwalt der Zivilabteilung des Justizministeriums.
Brandeburg wird nun vorgeworfen in zwei Fällen bewusst Arzneimittel manipuliert zu haben und dabei rücksichtslos die Gefahr für Leib und Leben der Geimpften in Kauf genommen zu haben. Laut Justizministerium drohen ihn für die beiden Fälle jeweils bis zu 10 Jahren Gefängnis. „Das Justizministerium wird weiterhin mit seinen Partnern in der Strafverfolgung zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit sichere und wirksame Impfstoffe erhält“, so Boynton.
Auch das FBI versichert, in solchen Fällen insbesondere bei Heilberuflern kein Auge zudrücken zu wollen. „Apotheker gehören zu den vertrauenswürdigsten Berufsgruppen“, so der leitende FBI-Sonderagent Robert Hughes. „Diese Person nutzte ihren besonderen Zugang, um Fläschchen mit dem dringend benötigten Impfstoff gegen Covid-19 zu manipulieren. Das FBI nimmt Vorwürfe der Manipulation medizinischer Produkte sehr ernst und wird alle verfügbaren Ressourcen nutzen, um diejenigen vor Gericht zu bringen, die die Gesundheit der Öffentlichkeit vorsätzlich gefährden.“
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