Bevor die Priorisierung im Juni ganz aufgehoben wird, soll nur Gruppe 3 aufgerufen werden. Hierzu gehören neben Menschen ab 60 Jahren auch Angehörige von Berufen der kritischen Infrastruktur, darunter auch die Mitarbeiter:innen in Apotheken. Während sie in Ländern wie Baden-Württemberg oder Niedersachsen noch einige Tage warten müssen, fiel heute um 7 Uhr in Berlin der Startschuss. Doch wer sich nicht beeilte, hatte Pech: Nach wenigen Stunden waren auch die letzten Termine in den Impfzentren weg.
Am Freitag teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung mit, dass ab Montag auch Angehörige der dritten Gruppe – erhöhte Priorität gemäß §4 der Coronavirus-Impfverordnung – sich ab Montag würden impfen lassen können. Aus diesem Grund werde das Buchungssystem umgestellt: Bei der Anmeldung über Doctolib beziehungsweise die Hotline sei kein Buchungscode mehr erforderlich. Bislang konnte man ohne Code gar keinen Termin vereinbaren.
Für viele Apothekenmitarbeiter:innen ist die Öffnung die Chance, sich endlich impfen zu lassen. Doch selbst wer am Montagmorgen Punkt 7 Uhr sein Glück versuchte, hatte Pech: Man könne keine Termine vergeben, weil die angekündigten Informationen dazu am Wochenende nicht gekommen seien, hieß es an der Hotline.
Auf dem Buchungsportal war die Nachfrage sichtlich groß: Angezeigte Termine wurden beim Anklicken reihenweise als bereits vergeben ausgewiesen, nur wer Glück hatte, konnte für Ende Mai oder Anfang Juni doch noch einen Termin reservieren. Nur wenige Stunden später war schon wieder Schluss: „Aufgrund der starken Nachfrage ist dieses Zentrum nicht mehr verfügbar“, hieß es bei allen Impfzentren mit einem Hinweis, wie viele Impfungen in den nächsten 28 Tagen vor Ort durchgeführt würden. „Versuchen Sie es in ein paar Tagen erneut oder suchen Sie ein anderes Zentrum.“
Tatsächlich waren schon vor der Öffnung zwei der sechs Impfzentren ausgebucht: Im Velodrom und in der Arena Treptow, wo Biontech verimpft wird, war gar kein Termin zu bekommen. Lediglich für das Impfzentrum Messe wurden Termine mit Comirnaty vergeben – und zwar für Juli. Auch am ehemaligen Flughafen Tegel gab es keine Termine für Comirnaty, sondern nur für Moderna. Der Impfstoff des US-Herstellers wird auch an den Standorten Erika-Heß-Eisstadion und Tempelhof verimpft, wobei letzterer offenbar geschlossen werden soll: Die Zweitimpfung finde dann in Tegel statt, hieß es dort bereits am Wochenende. Aktuell gibt es nur gar keine Termine in den Impfzentren – noch nicht einmal für AstraZeneca in Tempelhof. Berlin hatte den Impfstoff vor einigen Tagen komplett freigegeben.
Damit bleibt Apothekenmitarbeiter:innen derzeit nur die Impfung in der Arztpraxis, was für viele auch der nahe liegende Weg ist. Gerade wenn Praxen mit Impfstoff versorgt werden, werden vielerorts die Apothekenteams dort geimpft. Diejenigen aus dem Team, die beim Testen dabei sind, konnten sich ohnehin bereits impfen lassen. Für alle anderen haben die Inhaber:innen Tätigkeitsbescheinigungen ausgestellt, die zum Termin vorgelegt werden können.
79 Prozent der Apotheker:innen und PTA wollen sich auf jeden Fall selbst impfen lassen, weitere 8 Prozent vermutlich, wie eine aktuelle Umfrage von aposcope zeigt. Die Zustimmung liegt damit seit Jahresbeginn auf vergleichbar hohem Niveau – im vergangenen Jahr war es nur die Hälfte gewesen. Vor allem bei den PTA haben sich die Vorbehalte aufgelöst. Über alle Berufsgruppen hinweg lehnt nur eine Minderheit die Impfung derzeit tendenziell (3 Prozent) oder gar kategorisch (5 Prozent) ab. 6 Prozent sind noch unentschlossen.
In jeder dritten Apotheke (32 Prozent) gibt es demnach einen gemeinsamen Termin für das gesamte Team, in 60 Prozent der Fälle muss sich jeder selbst kümmern. 15 Prozent der Apotheken sind laut Umfrage bereits komplett durchgeimpft. Weitere 34 Prozent der Befragten gaben an, dass der überwiegende Teil im Team bereits durchgeimpft ist, am häufigsten sind es einzelne Mitarbeiter (41 Prozent). In 8 Prozent der Apotheken ist demnach noch niemand geimpft.
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