Impf-Notfall: Der anaphylaktische Schock Alexandra Negt, 14.12.2021 15:20 Uhr
Als anaphylaktischen Schock bezeichnet man die Maximalreaktion des Körpers auf einen Stoff, der nicht vertragen wird. Einige Menschen führen deshalb stets einen Notfallpen mit sich, um sich im Fall der Fälle sofort selbst behandeln zu können. Auch nach der Corona-Impfung kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Wie man diese erkennt und behandelt, zeigt diese Übersicht.
Um einem anaphylaktischen Schock schnell entgegenwirken zu können, ist es wichtig, dass die Betroffenen schnellstmöglich mit antiallergischen Mitteln und Adrenalin behandelt werden. Denn bei einem anaphylaktischen Schock kommt es mitunter zum Atemstillstand. Während es im Stadium 1 meist zu dermalen Symptomen wie Quaddeln und Rötung kommt, ist Stadium 2 durch lebensbedrohliche Schluckbeschwerden, Bronchospasmen, respiratorische Insuffizienz und daraus resultierende Zyanose gekennzeichnet.
Adrenalin, Kortison und Antihistaminika
Der Allergiepen – auch Notfallpen genannt – gehört deshalb für einige Menschen zum ständigen Begleiter. Reagiert der Körper auf gewisse Stoffe mit einer starken allergischen Reaktion, so können die Adrenalin-haltigen Autoinjektoren schlimmeres bis zum Eintreffen des Notarztes verhindern. Häufig tragen Menschen mit starker Insektengiftallergie einen Notfallpen bei sich. Neben dem Pen enthalten viele Notfallsets noch zusätzlich ein Kortisonpräparat und ein Antihistaminikum. Die Anwendung wird zuvor vom Arzt/von der Ärztin erläutert.
Einfache Handhabung des Notfallpens
Die Handhabung eines Notfallpens ist möglichst einfach gestaltet, da die Anwendung im Fall der Fälle auch vom Betroffenen selbst unter Panik durchgeführt werden muss. So kann der Pen beispielsweise auch direkt durch die Kleidung appliziert werden. Ein „Freimachen“ des Oberschenkels (Außenseite) ist demnach nicht unbedingt notwendig. Die kurze Injektionskanüle sollte senkrecht im 90°-Winkel auf den Oberschenkel gedrückt werden. Dadurch wird der Injektionsmechanismus selbstständig ausgelöst. Anschließendes Massieren der Injektionsstelle fördert die Verteilung und Aufnahme des Adrenalins. Sollte die einmalige Injektion keine Besserung verschaffen, kann – sofern noch kein Notarzt vor Ort ist – ein zweiter Pen gegeben werden.
Eine starke allergische Reaktion tritt meist sehr zeitnah nach dem Kontakt zum Allergen auf. Das trifft auch auf Reaktionen auf Impfungen zu. Die empfohlenen 15 Minuten Wartezeit nach der Corona-Schutzimpfung in Impfzentren und Arztpraxen reichen häufig aus, um den Beginn einer allergische Sofortreaktion zu bemerken.
Erste Anzeichen einer stärkeren allergischen Reaktion sind:
- Juckender Hautausschlag mit Quaddelbildung
- Anschwellen von Lippen, Augen und Handflächen
- Rote Augen
- Laufende Nase
- Schweißausbrüche und Herzklopfen
- Übelkeit, unkontrollierbares Erbrechen
- Atemprobleme
Bei schweren allergischen Reaktionen folgen die genannten Symptome häufig schnell aufeinander, sodass sich an den kalten Schweiß schnell Kreislaufprobleme anschließen. Betroffene erzählen von einem Kloß im Hals oder von dem Gefühl eines zugeschnürten Halses. Aufgrund der Atemprobleme werden die Betroffenen häufig panisch, hierdurch wird der Sauerstoffbedarf noch einmal erhöht. Es kann zur Bewusstlosigkeit kommen.
Häufigkeit der Anaphylaxie nach der Corona-Impfung
Ersten Auswertungen zufolge scheinen anaphylaktische Reaktionen nach der Corona-Schutzimpfung nicht häufiger als bei anderen Immunisierungen vorzukommen. Zahlen aus den USA zeigen, dass es bei ungefähr 2,5 bis 11 Fällen pro 1.000.000 Impfungen zu einer schweren allergischen Reaktion kommt. Bei über 70 Prozent dieser Personen traten die Symptome binnen der ersten 15 Minuten auf. Nach 30 Minuten zeigten sich über 90 Prozent aller anaphylaktischen Reaktionen.
Achtung: In bis zu 10 Prozent der Fälle kann die Anaphylaxie einen sogenannten biphasischen Verlauf nehmen. Bis zu 24 Stunden nach der ursprünglichen Reaktion kann es zu erneuten Symptomen kommen.
Einige Faktoren können das Risiko für eine anaphylaktische Reaktion steigern. Hierzu gehören:
- Anhaltende Stresssituationen
- Alkohol
- Drogen
- Bestehende Infekte
- Medikamente
- Starke körperliche Belastung
- Hormonelle Faktoren (beispielsweise Menstruation)
Bei jeder stärkeren anaphylaktischen Reaktion sollte der Notarzt gerufen werden. Die Lagerung des Patienten oder der Patientin erfolgt symptomorientiert. Bei starken Kreislaufbeschwerden sollte in liegender Position auf den Rettungsdienst gewartet werden. Um einer Atemwegsverlegung durch Zurückfallen der Zunge zu vermeiden, sollte der/die Betroffene in die stabile Seitenlage überführt werden.