Die Regierung will den Apotheken Geld wegnehmen. Die Krankenkassen finden, es dürfte ruhig etwas mehr sein. Soweit alles normal. Aber dass sich nun ausgerechnet die FDP nach einem Honorardeckel für Apotheken erkundigt, sollte bei der Abda die Alarmglocken schrillen lassen, kommentiert Alexander Müller.
Was denn ein Deckel des variablen Honoraranteils bei 45 Euro die Apotheken kosten würde, fragt die FDP-Fraktion in einer Prüfbitte an das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Wir haben es ausgerechnet: Etwa 237 Millionen Euro jährlich. Gegenfrage: Wie kommt die FDP auf 45 Euro? Und: Wieso hat ausgerechnet eine so auf den Markt fokussierte Partei offenbar so wenig Ahnung von Handel?
Der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) ist der Honorardeckel an sich nicht fremd. Bekanntermaßen dürfen die Großhändler an einer Packung nicht mehr als 37,80 Euro verdienen. Und ebenso bekannt ist, dass bei einem stetig steigenden Anteil extrem hochpreisiger Arzneimittel dieses System gegen die Wand fährt, weil die Kosten für Vorfinanzierung und Handling schlicht nicht mehr gedeckt sind – selbst ohne das steigende Zinsniveau. Dieses defekte Modell nun auch noch auf die Apotheken zu übertragen, ist vollkommen abwegig, zumal bei ihnen noch das immer schwelende Risiko einer Nullretaxation dazukommt, das bei Hochpreisern das gesamte Vergütungssystem ad absurdum führt.
Die Idee mit dem Honorardeckel hat der BKK-Dachverband ins Spiel gebracht. An dessen Spitze sitzt mit Franz Knieps ein ehemaliger Abteilungsleiter im BMG, enger Vertrauter der damaligen Ministerin Ulla Schmidt (SPD). Knieps will immer bei den Apotheken sparen, seine Radikalforderungen sind selbst im Kassenlager eine Einzelstimme.
Die FDP greift das Thema trotzdem auf und versucht sich hinter der beigefügten Bitte zu verstecken, das BMG möge auch die Auswirkungen auf die Versorgungssituation prüfen. Das klingt verdächtig nach einer längst enttarnten Propagandastrategie mit dem Leitmotiv: „Ich stelle nur Fragen.“ Genauso gut könnten die Apotheken Prüfbitten an FDP-Chef Christian Lindner stellen: „Was unternimmt die FDP gegen mögliche Korruption ihrer Mandatsträger?“ oder „Unter welchen Umständen würde die FDP künftig einen Ministerpräsidenten oder eine Ministerpräsidentin mit Stimmen der AfD wählen lassen?“ Wir stellen nur Fragen.
Die Apotheken müssen sich die Frage stellen, was sie von dieser Ampel-Regierung noch alles zu befürchten haben. Die Erhöhung des Kassenabschlags ist erst der Anfang. Im nächsten Jahr soll es eine große Strukturreform geben. Und die Parlamentarischen Staatssekretäre im BMG, Dr. Edgar Franke (SPD) und Sabine Dittmar, hatten in der Diskussion um den Kassenabschlag schon mit dem unseligen 2hm-Gutachten herumgewedelt. Was zu der FDP-Frage zu den Auswirkungen auf die Versorgungslandschaft zurückführt. Nun, die ist verwüstet, wenn ihr so weiter macht.
APOTHEKE ADHOC Debatte