ApoRetrO – Der satirische Wochenrückblick

Ich mach dich gesund

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Berlin -

Einmal kam der kleine Apotheker aus seiner Offizin gehumpelt, konnte nicht mehr gehen, nicht mehr stehen und fiel um. „Was ist“, fragte der kleine Spahn, „bist du krank?“ „Oh ja, ich bin so krank“, klagte der kleine Apotheker. „Halb so schlimm“, sagte der kleine Spahn, „ich mach dich gesund.“

„Wo tut es dir ungefähr weh?“, wollte der kleine Spahn wissen. „Beim Honorar. Und beim Kassenabschlag. Und bei den Retaxationen. Und bei den Einkaufskonditionen. Und bei der Personalsuche. Und bei der überbordenden Bürokratie und der Hilfsmittelbeantragung. Und…“ „Überall?!“, fragte der kleine Spahn und weil er sehr verbindlich sein kann, verband er den kleinen Apotheker von oben bis unten mit dem Koalitionsvertrag. Da ging es dem kleinen Apotheker schon ein wenig besser.

Aber dann ging es ihm wieder ein wenig schlechter. Denn ihm fehlte ein Rezept. „Ich schreib dir ein dolles Gesetz“, sagte der kleine Spahn. „Rx-Versandverbot mit Honorarerhöhung und regelmäßiger Anpassung“, sagte der kleine Apotheker. „Geht nicht“, sagte der kleine Spahn. „Gleichpreisigkeit mit Honorarerhöhung und regelmäßiger Anpassung“, sagte der kleine Apotheker. „Geht auch nicht“, sagte der kleine Spahn. „Gleichpreisigkeit“, sagte der kleine Apotheker.“ Aber das ging auch nicht.

„Sag doch mal Strukturfonds“, sagte der kleine Spahn. „Ja, Strukturfonds!“, rief der kleine Apotheker, „das wollte ich haargenau sagen.“ „Und Dienstleistungsverträge und Folgerezepte als Zubrot“, sagte der kleine Spahn. Und dann ging es dem kleinen Apotheker schon wieder ein wenig besser.

Aber dann ging es ihm wieder ein wenig schlechter, denn er sollte geimpft werden. „Das kann ich doch selbst machen“, sagte der kleine Apotheker. Aber damit war der Doktor Aufbrausefrosch überhaupt nicht einverstanden und wurde sehr böse. (Deswegen bekommt man im Krankenhaus heute keine Springforelle mit Mandelkernsoße mehr.)

Dann wurde der kleine Apotheker durchleuchtet. Erst vom Röntgenarzt 2hm, aber der hat ein bisschen geschielt und sich verguckt. Und dann noch einmal richtig. „Aha“, sagte der neue Röntgenarzt, „Komma verrutscht.“ Und jetzt wissen wir, was dem kleinen Apotheker fehlt. Dann bekam er eine wohltuende Finanzspritze, blauer Traum, Operation vorbei, nix gemerkt, Apotheker gesund.

Ob Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine schöne gebundene Janosch-Ausgabe im Bücherregal stehen hat? Jedenfalls hat er jetzt fast die gesamte ABDA so weit, das Rx-Versandverbot aufzugeben. Plan B liegt auf dem Tisch. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt wird in den kommenden zwei Wochen wieder ins BMG gehen und weitere Details mit Spahn besprechen. Eine strukturspezifische Sonder-PZN für Apotheken klingt nach einer komplexen Herausforderung.

Aber die einfache Lösung Rx-Versandverbot ist eben nicht möglich, nicht gewünscht oder beides. Hoffentlich werden mit Plan B ein paar Strukturfragen geklärt und nicht nur die Abkehr von früheren Versprechen versilbert. Auch die Nummer mit den Folgerezepten – sollte das kommen – muss mit viel Sorgfalt ins Gesetz geschrieben werden, um den Versendern nicht komplett in die Hände zu spielen.

So oder so werden die Verhältnisse neu geregelt. Bis es so weit ist, versuchen die Apotheker, DocMorris & Co. Paroli zu bieten. Zum Beispiel, indem sie deren Werbekampagnene aufgreifen und hochnehmen. DocMorris wird’s egal sein, genauso wie dem Kartellamt. Die Wettbewerbshüter hätten auch kein Problem damit, wenn es nur noch eine einzige Versandapotheken gebe. Die Integration von Apo-Rot wird dieser Tage abgeschlossen. Jetzt ist die ehemalige Hamburger Versandapotheke eben auch hinter der Grenze. Christian Strauch bleibt an Bord, genauso wie die bisherigen Markenpartner vor Ort.

Neben der Freiheit, Rx-Boni gewähren und teilweise Absprachen mit Ärzten treffen zu können, gibt es einen weiteren Vorteil des Standorts Heerlen: Die hiesigen Pharmazieräte müssen draußen bleiben und die Überwachung den niederländischen Kollegen überlassen. Hierzulande zählt die Revision dagegen zu den Highlights des Jahres. Zum Glück eskaliert es nur selten so wie neulich im Saarland. Wir haben zur Sicherheit ein paar Tipps zusammengestellt, was Sie bei Ihrer nächsten Revision unbedingt vermeiden sollten.

Der Apothekennachwuchs tut gut daran, diese schon früh zu verinnerlichen, das gilt für junge PTA genauso wie für angehende Pharmazeuten. Denn weder kriegt man im Leben etwas geschenkt – außer einer Apotheke, wenn man sie denn will – noch kriegt man immer alles, was man will. Und umsonst ist auch nichts – außer Binsenweisheiten natürlich.

Die sind nicht nur umsonst, sondern auch unendlich: Mit Geld kann man alles kaufen. Außer Ibuprofen. Da müssen viele Apotheker jetzt mitzählen – nicht das Geld, sondern wie viele Packungen sie diesen Monat schon hatten. Doch da Pharmazeuten als Kaufleute und studierte Naturwissenschaftler gut mit Zahlen umgehen können, droht bei kleinen Nummern schnell Langeweile aufzukommen. Bayer sorgt deshalb vor: Wenn es von etwas nicht viel gibt, packt man es besser in kleinere Schachteln. Dann gibt es wenigstens mehr zu zählen. Schönes Wochenende!

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