Die Übergabe einer Apotheke bedeutet auch für das Team ein neues Kapitel. Denn mitunter wollen die neuen Chefinnen oder Chefs eigene Ideen und neue Abläufe einbringen. Wichtig bei einem Wechsel ist die gegenseitige Kommunikation. Doch diese gelingt nicht immer. Was bei einer Apothekenübernahme alles schief gehen kann, berichtet eine PTA.
Wenn die PTA Elvira Krines* zurückblickt, hat sie mit ihrer Kündigung nach dem Chefwechsel alles richtig gemacht. Ihren Namen will sie lieber nicht nennen, denn die Angst vor dem damaligen Chef sitzt immer noch tief. Zum Jahreswechsel war in der Apotheke, in der Krines angestellt war, noch alles wie immer. Das Team arbeitete Hand in Hand und wurde gut von der Filialleitung geführt.
Doch plötzlich kam die Nachricht vom Verkauf. Dass dieser irgendwann kommen würde, war dem Team angesichts des fortgeschrittenen Alters des Inhabers klar, doch auf so einen schnellen Wechsel waren sie nicht vorbereitet. „Es lief von Anfang an viel zu kurzfristig“, sagt Krines. Gerade habe man noch interne Prozesse umgestellt, als wenige Tage später die Meldung von der Übernahme kam.
Zwei Wochen später gab der alte Chef die Führung ab. Gleich das erste Treffen, bei dem sich der neue Inhaber vorstellte, sei eine Katastrophe gewesen. „Wir durften keine Fragen stellen“, sagt Krines. „Uns wurde gesagt, dass es viele Veränderungen geben und nicht bei den Arbeitsstunden bleiben wird. Ich dachte erst einmal, abwarten, aber gleichzeitig, oh je, das wird anders.“
Und es kam schlimmer, wie Krines berichtet. Die Arbeitspläne seien ohne Rücksprache verändert worden, ohne nach den Bedürfnissen der Angestellten zu fragen. „Ich habe gesagt, dass man das nicht machen kann und dass man mit mir sprechen muss.“ Doch es habe kein Interesse an einer Kommunikation bestanden. Stattdessen seien Abmahnungen eingeführt und fleißig an diejenigen verteilt worden, die ihren Mund aufmachten.
Auch die bewährten digitalen Programme seien abgeschafft und eine Zettelwirtschaft eingeführt worden. Der neue Chef habe alles kontrollieren wollen. „Er bestimmt nur und lässt nicht mit sich reden. Wir durften auch keinen Kontakt zu den Angestellten in der anderen Filiale aufnehmen. Ich bin morgens in die Apotheke und habe gedacht, ich schaffe das nicht.“
Zudem habe es Diskussionen wegen des noch nicht genommenen Urlaubs gegeben. Der neue Chef habe außerdem nie gesagt, wann er in die Apotheke komme, sondern sei immer überraschend vor Ort gewesen und habe den Angestellten über die Schulter gesehen. Zu Beginn habe er außerdem gedroht, bei Krankheitsfällen zu kontrollieren, ob die oder der Betroffene tatsächlich zu Hause im Bett lägen. „Ich hatte richtig Angst vor ihm.“ Der psychische Druck sei nicht auszuhalten gewesen. Er habe keine andere Meinung zugelassen und alle Angestellten schikaniert. „So viele Tränen, wie da geflossen sind, kann man gar nicht in Worte fassen.“
Mittlerweile ist Krines in einer anderen Apotheke tätig – auch andere frühere Kollegen hätten die Reißleine gezogen und sich nach neuen Stellen umgesehen. „Es ist so traurig, auch die Kunden haben gesagt, dass sie unter diesen Umständen nicht mehr kommen werden.“ Die PTA hätte sich gewünscht, dass mehr miteinander gesprochen wird und auch die Wünsche und Sorgen des „übernommenen Teams“ gehört werden.
* Name von der Redaktion geändert
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