„Ich bin der digitale Beipackzettel“ Silvia Meixner, 14.03.2019 15:37 Uhr
„Joe, der Apotheker“ braucht dringend einen neuen Mitarbeiter. Der Heidelberger Apotheker will im Mai seinen Online-Shop eröffnen und sucht jetzt einen Apotheker mit Leidenschaft für Social Media.
„Wir brauchen Unterstützung für unseren Online-Shop“, sagt Gianpaolo di Nardo. Offen, neugierig, Facebook-affin – so stellt der Chef sich den künftigen Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin für die Apotheker-Teilzeitstelle (25-28 Wochenstunden) vor. Joe, der Apotheker liebt das Internet, der Inhaber der Apotheke Rohrbach Markt nutzt es, um mit kleinen Videos den Kunden die Welt der Offizin zu erklären. So erläutert er auf Youtube unter „Frag Joe, den Apotheker“ zum Beispiel die korrekte Einnahme von Medikamenten und macht Werbung für die Offizin als Arbeitsplatz.
„Die sozialen Medien sind einfach die Zukunft. Ich finde es schön, dass man damit innerhalb kürzester Zeit viele Menschen erreichen kann.“ Dass viele Kollegen dem Thema skeptisch gegenüberstehen, kann er nicht nachvollziehen. „Es gibt Kollegen, die Facebook als unseriös empfinden, ich denke, das sind eher Berührungsängste. Die Einstellung, dass das nur komische Teenies sind, die da online sind, wird in fünf Jahren Geschichte sein. Gegen die Digitalisierung kann man sich nicht wehren.“
Mit dem Online-Shop geht er nun den nächsten Schritt in Sachen Zukunft. Und in Sachen Standortsicherung. „In meiner Nachbarschaft sind wir vier Apotheker im Umkreis von 200 Metern“, sagt er. Da muss man sich etwas einfallen lassen, um die Nase vorn zu haben. „Wir sind eine relativ kleine Apotheke, haben vier Mitarbeiter. Mit Hilfe des Online-Shops soll sich die Reichweite vergrößern.“ Langfristig soll das zu mehr Kunden führen, im Idealfall auch vor Ort.
Di Nardo erklärt: „Ich habe die Apotheke im vergangenen Jahr übernommen. Der Mietvertrag läuft über zehn Jahre, man muss sich also überlegen, wie man erfolgreich sein kann.“ Der Online-Shop soll Kunden in und um Heidelberg per Boten beliefern, aber auch bundesweit tätig sein. Dann wird die Ware verschickt.
„Die anderen Kollegen haben derzeit keine Online-Shops“, sagt er. Er hofft, dass seine Follower künftig bei ihm bestellen werden. „Wir haben das ganze Sortiment mit rund 60.000 Produkten.“ Er plant Sonderaktionen und Rabatte, aber „alles im Rahmen.“ Er erklärt: „Unsere Umsätze werden nie wie bei den Großen sein, bei den Preisen können wir natürlich nicht mit den holländischen Apotheken mithalten.“ Das will er auch gar nicht. Platzhirsch zu sein, ist schließlich auch ein lohnendes Ziel. Er setzt online auf Kunden, die seine Aufklärung schätzen und im Gegenzug nicht jedem Online-Schnäppchen hinterher rasen. „Die Schnäppchenjäger werden bei mir nicht bestellen, aber das ist okay.“
Für seinen Online-Shop hat er sich hohe Ziele gesteckt. Online und persönlich zugleich möchte er sein. „Ich will die zwei Universen miteinander verbinden. Ich bin dabei die Hauptfigur. Mein Traum ist es, sozusagen ein digitaler Beipackzettel zu sein.“ Man geht auf die Seite, klickt ein Medikament an und erfährt via Video, warum Joe, der Apotheker es empfiehlt. „Die Online-Apotheke bekommt auf diese Weise ein Gesicht. Ich beantworte auch alle Fragen, derzeit auf Facebook und Instagram. Die Erklärvideos habe ich gestartet, weil sie mir einfach Spaß machen.“ Zusätzlich zu den Videos wird der künftige neue Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin am Telefon die Fragen der Kunden beantworten.