Ibuprofiler: Fiebersaft-Kontrolle in Apotheken Alexander Müller, 17.12.2022 08:02 Uhr
Dies ist eine Warnung an alle Apothekeninhaber:innen: Lösen Sie sofort Ihre Geheimbestände an Fiebersaft auf, sonst droht großer Ärger. Denn ab diesem Wochenende machen Kontrolleure die Runde und zählen die gelagerten Packungen.
Gehören Sie auch zu diesen extrem vorausschauenden Händlern, die den ganzen Keller voller Fiebersaft haben, weil sie zugeschlagen haben, als er verfügbar war? Genießen Sie dieses Gefühl, den überraschten Kunden drei Packungen zum Preis von zweien abzugeben, nur weil sie es können? Beschleicht Sie manchmal die Angst, dass Ihnen die Ware verkommt, weil sie bis zum Ende der Haltbarkeit gar nicht so viel verkaufen können?
Nicht? Ja aber irgendwo muss der ganze Fiebersaft doch sein! Ob GKV-Spitzenverband, SPD oder BfArM: Alle fordern die Apotheken und die Großhändler auf, keine größeren Mengen von Arzneimitteln zu lagern, die anderenorts knapp sind („anderenorts“ ist ein altes Synonym für „überall“). Also sollen jetzt die Spezialeinheit „Ibuprofiler“ – im Volksmund auch „Hamsterzähler“ genannt – ausschwärmen, um in den Apotheken und Lagerhallen der Großhändler nach den gehorteten Schätzen zu fahnden.
Maximal den Bedarf für eine Woche lassen die Ibuprofiler durchgehen, wobei „Woche“ nur die Werktage ohne Notdienst meint und „Bedarf“ sich an einem fieberlosen Säugling bemisst. Wenn Sie also irgendeine Flasche ohne das sie legitimierende Rezept in der Apotheke haben, trinken Sie sie lieber schnell aus.
Union will Beschaffungsgipfel
Dass die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Heike Baehrens, wirklich vor Hamsterkäufen gewarnt und damit nicht besorgte Eltern, sondern gierige Apotheker gemeint hat, ist keine Satire. Dass die Union einen „Beschaffungsgipfel“ fordert, auch nicht. Dass die Union für die Beschaffung das Tandem Scheuer/Spahn vorschlagen will, vermutlich schon. Es geht einem durcheinander in diesen Tagen.
Nächstes Beispiel: Es gibt keinen Inflationsausgleich für Apotheken. Warum nicht? Weil sie mit der Erhöhung des Kassenabschlags ab Februar belastet werden sollen und eine Entlastung dies konterkariere. Vermutlich käme noch jemand auf die Idee, die Apotheken müssten einen Inflationszuschuss zahlen, wenn das die Inflation nicht weiter anheizen würde.
Und dann kommt Noventi und will ganz schnell etwas zum Geldwäschegesetz unterschrieben haben und dann kommt AEP und will plötzlich jeden Tag Taschengeld und dann kommen die Angestellten in Sachsen und wollen endlich auch mal gerecht bezahlt werden. Immerhin haben sie jetzt einen Tarifvertrag, das ist ein Anfang.
Das Landgericht Karlsruhe hat in seiner Urteilsbegründung zum jüngsten DocMorris-Verfahren messerscharf herausgearbeitet, dass es sich um Rezeptmakeln handelt, wenn Rezepte gegen Geld getauscht werden. Das Geschäftsmodell Plattform ist offenbar renovierungsbedürftig.
Vorfahrt für Apotheke
Ginge es nach Daniela Hänel, hätten die Versender sowieso nichts mehr zu melden. Die Vorsitzende der Freien Apothekerschaft findet, dass Vor-Ort-Apotheken bei der Belieferung mit Engpass-Medikamenten bevorzugt werden sollen. Denn die Versender können weder Notdienst noch akut, so die einfache Logik dahinter.
Manchmal hält das Internet aber doch die Lösung bereit. Das eigentlich ziemlich defekte ACC 600 wurde als Rx-Arzneimittel zuletzt massenhaft über Ebay vertickt. Auf die Anzeige eines Apothekers passierte erst lange gar nichts, jetzt liegt der Fall immerhin bei der Staatsanwaltschaft. Und Hexal hat in dieser Woche endlich wieder ACC ausgeliefert. Wird doch. Schönes Wochenende!