Apothekerkarriere

Hypnotiseur im Handverkauf

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Berlin -

Ein tiefer Blick in Wolfgang Mühls Augen genügt – und mancher Kunde fällt in Trance. Der fränkische Apotheker ist Hypnotiseur. Seit sieben Jahren hilft er Menschen, mit dem Rauchen aufzuhören oder mehr Selbstwertgefühl zu erlangen. Anfangs therapierte er in der Apotheke, mittlerweile hat er die ungewöhnliche Nebentätigkeit ausgelagert.

Maximal drei Minuten benötigt Mühl, um sein Gegenüber zu hypnotisieren. Der Apotheker kam aus Neugierde zur Hypnose. Bei einem einwöchigen Kurs wurde er in die Techniken eingeweiht und selbst in Trance versetzt. „Das war schweineteuer“, sagt er. „Von zwölf Teilnehmern haben zehn die Techniken gelernt, aber nur drei begriffen, worum es wirklich geht.“ Hypnose habe nichts mit Machtausübung oder Scharlatanerie im Hinterzimmer zu tun, sagt er. Stattdessen gehe es darum, Menschen zu helfen.

Die ersten „Klienten“ waren Mühls Mitarbeiter. Nach dem bestandenen Kurs fragten die Angestellten der Einhorn-Apotheke in Buckenhof bei Erlangen, ob ihr Chef ihnen nicht beim Rauchstopp oder Abnehmen helfen könne. „Ich fand es toll, dass sie so viel Vertrauen hatten und mit ihren Problemen zu mir kamen.“ Die 40-jährige Tätigkeit als selbstständiger Apotheker habe ihm geholfen, Empathie für sein Gegenüber aufzubauen.

Zunächst traf sich Mühl mit seinen Kunden in der Apotheke. Interessenten seien durch Mundpropaganda auf ihn aufmerksam geworden. In der ein- bis zweistündigen Sitzung lässt er zunächst eine „gute Fee erscheinen“, die drei Wünsche erfüllen kann. Im Anschluss stellt er zahlreiche persönliche Fragen – etwa nach dem Namen des Kuscheltieres aus der Kindheit, dem Verhältnis zu Eltern und Geschwistern, Hobbys, Musikinteresse und traurigen Lebensereignissen. „Dadurch bekomme ich einen Zugang und kann die richtige Technik wählen“, sagt er.

Im Anschluss werden die Ziele festgelegt. „Es kann sein, dass sich die Wünsche des Kunden nach dem Gespräch verschoben haben und beispielsweise nicht mehr das Abnehmen, sondern das Selbstwertgefühl an vorderster Stelle steht.“ Dann wird hypnotisiert, je nach Charakter mit einer anderen Technik. „Manchmal sage ich gar nichts“, sagt er. Zum Teil reiche nur ein Blick in die Augen. „Jeder ist hypnotisierbar.“

Wichtig ist Mühl, dass er keine medizinischen Behandlungen durchführt. „Ich rede mit der Seele“, betont er. Da viele Krankheiten einen seelischen Ursprung hätten, könne es durchaus sein, dass nach der Hypnose auch körperliche Leiden zurückgingen. Ein klassisches Beispiel seien Hauterkrankungen, die oft psychische Ursachen hätten.

Die meisten Kunden kämen wegen des Rauchens, sagt der Apotheker. Auch Abnehmen, Selbstwertgefühl sowie Ängste etwa vor einem Vortrag, Flug, vor Spinnen, Höhen, Prüfungen oder der Zukunft sowie Spielsucht, Stress und Schnarchen seien Gründe für eine Sitzung. „Bei den Menschen muss ein gewisser Leidensdruck vorhanden sein, damit sie sich an einen Hypnotiseur wenden.“ Nach der ersten Sitzung, die 99 Euro kostet, empfiehlt der Pharmazeut seinen Kunden, erst einmal abzuwarten und frühestens nach einem halben Jahr wiederzukommen.

Tiefsitzende, psychotherapeutische Probleme erforderten mehr als eine Sitzung. „Das ist jedoch seltener“, sagt Mühl. In der Apotheke geht er offen mit seinem Nebenjob um: „Ich traue mich mittlerweile und verteile dort aktiv Visitenkarten an Raucher.“ Neugierige Kunden hypnotisiert er auf Wunsch auch am HV-Tisch. „Manche wollen wissen, wie sich das anfühlt.“ Er selbst beschreibt den Zustand als tiefenentspannt. „Man fühlt sich durch nichts gestört.“ Negative Kommentare aus dem Bekannten- oder Kollegenkreis hat sich Mühl noch nicht anhören müssen.

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