Provisorische Notlösung im Container

Hochwasser: „Über Nacht war alles kaputt“

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Berlin -

Zu den Hochwasser zerstörten Apotheken zählt die Burg Apotheke von Inhaberin Inge Göttling in Altenahr. Wo einst eine gutlaufende Apotheke ihren Platz hatte, findet sich aktuell nur noch eine Ruine. Um die Arzneimittelversorgung der Menschen im Ahrtal sicherzustellen, hilft Göttling in einem Container des Deutschen Roten-Kreuzes (DRK) bei der Medikamentenausgabe. Gleichzeitig laufen die Aufräumarbeiten in ihrer Apotheke.

Auch gut zwei Wochen nach der Flutkatastrophe liegen die Nerven noch blank. „Meine Apotheke wurde durch das Hochwasser komplett zerstört“, erklärt Göttling. Auch die benachbarten Arztpraxen habe es getroffen. Ganze Decken sind heruntergekommen, in allen Räumen befand sich kniehoher Schlamm. „Da gab es nichts mehr, was man retten konnte.“ Mit einer Ausnahme, die einen kleinen Lichtblick für die Inhaberin darstellt: „Die Datensicherung konnten wir erstaunlicherweise aus dem Schlamm ausgraben.“

Da sich die Apotheke in direkter Nähe zur Ahr befindet, konnte die Apothekerin keine Elementarversicherung abschließen. „Das ist ein immenser wirtschaftlicher Schaden – über Nacht war alles kaputt.“ Göttling hat am Tag des Hochwassers die sonst ausgiebigen Botenfahrten abbrechen lassen. „Zum Glück – denn beide Autos sind weggeschwommen und ebenfalls zerstört.“ Das Team der Apotheke ist persönlich stark von der Naturkatastrophe betroffen – sowohl materiell wie auch emotional.

„Ich habe am Donnerstag noch versucht zur Apotheke zu kommen, aber es ging nicht, weil alles überflutet war“, erklärt Göttling. Erst am Freitag sei ihr das ganze Ausmaß der Situation bewusst geworden. Am Samstag sei sie dann das erste Mal vor Ort gewesen, um sich ein Bild zu machen. Dabei habe sie auch Teile der Kundschaft getroffen. „Man kennt die Leute im Umkreis ja persönlich, das war wirklich schlimm.“ Viele hätten sie um Hilfe gebeten, da Medikamente & Co. mit den Fluten fortgespült wurden.

„Es war schnell klar, dass da eine Lösung hermusste“, so die Apothekerin. Gemeinsam mit den Ärzten des Katastrophenschutzes habe man dann einen Raum im Pfarrhaus genutzt, um Medikamente auszugeben und die Anwohner zu versorgen. „Die konnten aber wirklich nur das Nötigste tun – sie wissen natürlich nicht, was der Einzelne einnimmt.“ Das DRK habe dann im Rahmen des Katastrophenschutzes eine Containerlösung vorgestellt.

Dort finden nun Beratungsstunden statt, in denen sich die Anwohner von den Ärzten ihre Medikamente verordnen lassen können. Auch Göttling hilft dort, wo sie kann, und gibt die Arzneimittel an die Anwohner aus. „Der Großhandel hat nun wieder eine Adresse, an die er liefern kann – auch, wenn viele Zuwege noch immer gesperrt sind.“ Die aktuelle Lösung diene allerdings nur, um die Versorgung sicherzustellen. „Mit einem normalen Apothekenbetrieb hat das wenig zu tun“, meint Göttling.

In einem nächsten Schritt muss nun geklärt werden, wie es mit den betroffenen Apotheken im Ahrtal weitergehen soll. „Bislang wissen wir noch gar nichts.“ Denn auch die Behörden konnten nun lange nicht arbeiten. Außerdem müsse eine langfristige Lösung für die Dauer des Wiederaufbaus gefunden werden. Denn von den betroffenen Apotheken im Umkreis seien nach Göttlings Informationen aktuell nur zwei wieder betriebsbereit. „Die sind aber verständlicherweise total am Limit.“

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