„Ich bin sehr skeptisch“

Hochpreiser: Inhaberin soll 13.000 Euro ins Ausland überweisen Sandra Piontek, 04.11.2024 15:21 Uhr

Iris Wien, Inhaberin der Eulen-Apotheke in Hannover, soll über 10.000 Euro plötzlich ins Ausland überweisen. Foto: Eulen-Apotheke
Berlin - 

Die Eulen-Apotheke in Hannover versorgt monatlich Stammkunden mit hochpreisigen Medikamenten. „Der Patient bekommt ein Arzneimittel eines japanischen Pharmakonzerns“, berichtet Inhaberin Iris Wien. „Kurz vor der Zahlung forderte man mich auf, die Zahlung, nicht wie sonst üblich an eine deutsche Bank, sondern ins Ausland zu überweisen.“ Das koste sie horrende Gebühren und schüre Skepsis: „Ich kann doch mein Geld nicht einfach irgendwohin überweisen“, ärgert sich Wien.

Ein Stammkunde Wiens bekommt monatlich das Arzneimittel Crysvita verordnet. „Der Hochpreiser kostet etwa 13.000 Euro und kann nur direkt beim Hersteller bezogen werden“, berichtet die Inhaberin. „Bisher wurde für die Überweisung an eine in Düsseldorf ansässige japanische Bank gerichtet. Kurz bevor ich wie üblich überweisen wollte, forderte man mich auf, das Geld nicht mehr an die alte Bankverbindung zu überweisen, sondern an eine Bank in London“, erklärt sie.

Hier kommen mehrere Probleme auf die Inhaberin zu: „London gehört nicht mehr zur Europäischen Union, das heißt, ich muss für eine Überweisung erst zur Bank. Dort bekomme ich dann eine ordentliche Gebühr berechnet, da es sich um eine Zahlung ins Ausland handelt“, so Wien. Bei dem hochpreisigen Arzneimittel seien das immerhin etwa 50 Euro. „Hinzu kommt, dass die Deutsche Bundesbank ab einem Betrag von 10.000 Euro einen meldepflichtigen Umsatz deklariert, also habe ich auch hier einen Mehraufwand.“

„Geld nicht irgendwohin überweisen“

Ganz abgesehen von der Skepsis, die Wien beschleicht: „Ich kann doch mein Geld nicht einfach irgendwohin überweisen, wo ich nicht mal einen Ansprechpartner habe“, beschwert sie sich. Auf eine Forderung nach einem Lastschriftverfahren per Mail reagierte das japanische Unternehmen nicht. „Ich habe daraufhin in einer Art Zentrale in Deutschland angerufen, um mir die Korrektheit der Daten der Bank in London bestätigen zu lassen. Aber dort wussten die Mitarbeiter von nichts. Man versprach mir, mich zurückzurufen“, berichtet Wien. Der Rückruf erfolgte, kam aber bei einer Angestellten an: „Man teilte meiner Kollegin mit, dass alle Daten korrekt seien, dann wurde aufgelegt.“

Nun hat Wien zwei offene Rechnungen zu begleichen: „Ich bin ja gewillt zu zahlen, aber doch nicht auf diesem Wege“, erklärt sie. „Natürlich bringen mich die Gebühren für eine Auslandsüberweisung nicht um, aber es geht mir klar um das Prinzip. Bisher konnte ich bequem per SEPA überweisen. Nun habe ich keine Sicherheit mehr. Was wenn etwas schiefgeht, bei diesen hohen Beträgen“, fragt sie. Auch auf eine zweite Mail habe man ihr noch nicht geantwortet. „Soll der Betrag doch per Lastschriftverfahren eingezogen werden, damit habe ich kein Problem.“

Hersteller antwortet doch noch

Zwei Tage später bekommt Wien dann doch Antwort: Ein Mitarbeiter der Kyowa Kirin weist in seinem Schreiben einen Tag später darauf hin, dass „derzeit noch die Möglichkeit auf unsere Mizuho Bankverbindung Rechnungen zu bezahlen“ bestehe. Weiter heißt es: „Wir sind aber derzeit dabei alle Vorgänge von der Mizuho auf die Citibank umzustellen, somit würde jedoch in absehbarer Zeit die alte Verbindung deaktiviert.“

Auch zu den Gebühren äußert er sich: „Wir haben dieses Thema mit der Citibank abgeklärt und uns wurde versichert, dass bei Euro-Überweisungen keine zusätzlichen Kosten entstehen würden, da England trotz Brexit immer noch zum Sepa-Raum gehört und den dortigen Regularien unterliegt.“ Es hätten sich „bisher auch noch keine Kunden gemeldet, bei denen zusätzliche Kosten anfielen“, so der Mitarbeiter. Er eröffnet zudem die Möglichkeit der Kostenübernahme: „Sollte dies bei Ihnen der Fall sein, haben Sie aber auch die Option das die Kosten der Empfänger, also wir, tragen.“

Ein Lastschrifteinzug sei zum jetzigen Zeitpunkt „leider technisch noch nicht möglich“, dies befinde sich aber derzeit im Aufbau, so der Mitarbeiter. „Sobald dies möglich ist, würden wir an unsere Kunden eine entsprechende Information versenden“, heißt es in dem Schreiben. Sollte Wien weiterhin Bedenken bezüglich der GB-IBAN haben, werde man dies aber an den Vorgesetzten weiterleiten.