Ventilator, Markise oder Klimaanlage: Apothekeninhaber müssen bei einer Hitzewelle die Temperatur am Arbeitsplatz erträglich halten – nicht nur im Sinne der Arzneimittel. Die Apothekergewerkschaft Adexa fordert in Apotheken ein Klima, das die Konzentrationsfähigkeit nicht beeinträchtigt. Ob Mitarbeiter auf den Kittel verzichten und dafür in kurzen Hosen und Sandalen antreten dürfen, entscheidet aber der Chef.
Bei Außentemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius wurde es in den vergangenen Tagen heiß in mancher Offizin. Die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) definiert für Lagerräume maximal 25 Grad. Laut Arbeitsstättenverordnung dürfen überall dort, wo Menschen arbeiten, 26 Grad nicht überschritten werden.
Wenn es sehr heiß ist, gelten aus arbeitsrechtlicher Sicht Ausnahmen. Der Inhaber muss dann laut Adexa dafür sorgen, dass am Arbeitsplatz ein Unterschied von sechs Grad im Vergleich zur Außentemperatur besteht.
Bei Hitzewellen häufen sich bei der Gewerkschaft Anfragen zum Anspruch auf Klimaanlage & Co. Generell könne aber keine bestimmte Kühlungsart eingefordert werden, sagt Adexa-Juristin Minou Hansen. Die Apothekenleiter könnten beispielsweise große Schaufenster mit Jalousien abdunkeln, Ventilatoren aufstellen oder auf einem anderen Weg für Abkühlung sorgen.
Haben Mitarbeiter weiterhin Probleme mit der Hitze, sollten sie den Chef direkt ansprechen, rät Hansen. „Ich appelliere an den Arbeitgeber in einem so verantwortungsvollen Tätigkeitsbereich, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter konzentrationsfähig und gesund bleiben.“ Notfalls müssten sich die Angestellten, die unter Kreislaufbeschwerden oder massiven Konzentrationsproblemen litten, krankschreiben lassen.
Die Arbeitskleidung sei nicht explizit geregelt, sagt Hansen. Inhaber müssten selbst entscheiden, ob sie im Sommer auf einen Kittel, lange Hose oder geschlossen Schuhe wert legten. Anders als in Pharmaunternehmen oder Banken ist die Kleiderordnung in Apotheken weniger streng geregelt. „Ich habe hier die kürzesten Hosen an“, sagt ein Apothekeninhaber aus Berlin.
Je nach Luftfeuchtigkeit liegt die ideale Arbeitsplatztemperatur laut Gewerkschaft zwischen 20 und 22 Grad. Mit jedem Grad mehr sinken Konzentration und Leistungsfähigkeit der Angestellten um etwa 5 Prozent. Bereits bei 28 Grad ist die Leistungsfähigkeit um nahezu ein Drittel reduziert, bei 33 Grad beträgt sie nur noch 50 Prozent.
Auch in der Industrie ist die Bekleidung der Mitarbeiter ein Thema. Der Tagesspiegel berichtet über einen Pharmakonzern aus der Schweiz, der seine Mitarbeiter mit einer Rundmail über die aktualisierte Kleiderordnung informiert hat: „Männer dürfen Shorts tragen“, hieß es demnach. Die Hosen sollten aber bis zu den Knien reichen, offene Schuhe seien tabu. Der Nachricht war ein Bild angehängt, dass die nackten Männerbeine einmal in angemessener Kleidung und einmal mit zu viel Haut zeigte. Die E-Mail habe für große Erheiterung gesorgt, da niemand so einen Anzug mit kurzen Hosen habe, witzelte ein Mitarbeiter gegenüber dem Tagesspiegel.
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