Landapotheke geschlossen

„Hinter einen HV-Tisch stelle ich mich nie wieder“

, Uhr
Berlin -

Apotheker Thomas Kaiser hat sich aus mehreren Gründen gegen die Selbstständigkeit entschieden. Der Inhaber schloss seine Rathaus-Apotheke im oberpfälzischen Neukirchen im vergangenen Herbst für immer. Seinen Entschluss bereut er nicht. Die Arbeit mache keinen Spaß mehr, als Approbierter könne man nicht mehr das tun, was man gelernt habe und sei der Spielball von Verbandsfunktionären und Politik.

2001 eröffnete Kaiser die Apotheke neu. Ihn reizte seit seinen ersten Erfahrungen in der Apotheke die Mischung aus heilberuflicher und pharmazeutischer sowie kaufmännischer Tätigkeit. Die Landapotheke sei gut gelaufen, habe 2 Millionen Euro Umsatz erzielt. „Doch ab 2005 lief es quer“, sagt der 52-Jährige. Es habe immer mehr Bürokratie gegeben und die Aufgaben seien vielfältiger und sinnloser geworden. „Wer einem ein QM-Handbuch aufdrückt, denkt doch, man ist der letzte Trottel. Da ist keine Wertschätzung vorhanden.“

Auch die Unterstützung der Apothekerkammer fehlte ihm. Als private und gesundheitliche Gründe dazu kamen, entschloss er sich, die Apotheke zu verkaufen. „Es war eine schwierige Zeit für die Abgabe.“ Drei Interessenten habe es gegeben. „Ich habe die Apotheke dreimal per Handschlag verkauft.“ Doch alle drei machten Rückzieher. Letztlich wollte Kaiser die Apotheke gegen eine Ablöse für das Warenlager verschenken. Auch das schlug fehl.

Als Kaiser die Schließung im vergangenen Herbst ankündigte, erklärte er seinen Kunden: „Echt schade drum, hab ich so nicht gewollt.“ In der Annonce hieß es: „Nicht einmal verschenken konnte ich den Laden.“ Der Apotheker gewährte 50 Prozent Nachlass auf Lagerware. Die Patienten seien mittlerweile versorgt, freut er sich. „Sie sind mir nicht mehr böse und sprechen mich noch immer an.“ Auf dem Land bleibe man auch ohne Apotheke Heilberufler.

Wieder in der Apotheke tätig sein, kann er sich nicht vorstellen. „Hinter einen HV-Tisch stelle ich mich nie wieder.“ Das liege nicht nur daran, dass er aufgrund mehrere Krankheiten nicht mehr lange sprechen könne. Wenn man keinen Spaß an der Arbeit habe, mache einem die Berufsunfähigkeit nichts aus.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Kein Bewusstsein für Leistung vorhanden
Notdienst: Apotheker für 50 Prozent Luxus-Aufschlag
Mehr aus Ressort
Neue Nische für Zwischenhändler
Skonto über Großhandelsapotheken?
„Die Kosten steigen zurzeit ins Unermessliche“
Weihnachtsgeld: So kürzen die Inhaber

APOTHEKE ADHOC Debatte