Hofferberth: OVP toppt AvP Alexander Müller, 08.10.2015 14:34 Uhr
Vor gar nicht langer Zeit fühlten sich viele Apotheker bei der Belieferung von Hilfsmittelverträgen allein gelassen. Heute gibt es gleich mehrere Hilfestellungen: Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat im Juli 2014 eine eigene Online-Vertragsdatenbank (OVP) vorgestellt. Doch Rechenzentren und Softwarehäuser bieten bereits eigene Lösungen an. Das unerwartete Bündnis von NARZ und AvP hat den Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) auf den Plan gerufen. Geschäftsführerin Ina Hofferberth wirbt für die Vorteile der apothekereigenen Datenbank.
Die Abgabe von Hilfsmitteln war für die Apotheken so unattraktiv geworden, dass sich viele aus dem Geschäft verabschiedet oder dieses zumindest stark zurück gefahren hatten. Präqualifizierung und Kostenvoranschläge waren ihnen zu aufwändig, das Risiko von Retaxationen zu groß. Doch der Trend kehrt sich um.
Denn der Markt hat reagiert: AvP hatte 2013 das Modul Himi-Adhoc vorgestellt, mit dem Apotheker ihre Hilfsmittelverträge verwalten und die Bedingungen der Abgabe prüfen können. Rund 900 Apotheken nutzen das System. Im kommenden Jahr könnten es mehr werden, denn das Rechenzentrum NARZ ermöglicht seinen rund 3800 Kunden die Teilnahme am System.
Dass ein apothekereigenes Rechenzentrum ausgerechnet bei diesem Thema gemeinsame Sache mit einem privaten Anbieter macht, hat nicht nur den LAV überrascht. Denn der DAV hat mit OVP eine eigene Datenbank für Verbandsmitglieder entwickelt, Baden-Württemberg war neben Bayern Testregion für das System. Der Vorteil besteht laut Hofferberth darin, dass die Datenpflege für jedes Mitglied zentral durch den LAV übernommen werde. „Das OVP bringt genau den Überblick, den Rechenzentren ihren Kunden gerne in Modulen und Zusatzprogrammen gesondert anbieten“, so Hofferberth.
Tritt ein Mitglied einem Hilfsmittelvertrag des LAV bei, werden diese Daten vom Verband im OVP hinterlegt. Dies geschieht händisch in der Geschäftsstelle des Verbandes. Bei anderen Modulen im Markt müssten die Apotheker ihre dagegen Verträge manuell einpflegen, so Hofferberth. Aus Erfahrung wisse man beim LAV, dass dies nicht nur fehlerbehaftet sein könne, sondern dass es zusätzlich einer fortgesetzten Überprüfung der eingegebenen Daten bedürfe.
Wenn eine Apotheke bei der Pflege ihrer Vertragsdaten unsauber arbeitet, drohen Hofferberth zufolge Retaxationen: „Wer hier Daten aus Präqualifizierung (PQ) und Vertragsbeitritten nicht laufend aktualisiert, läuft Gefahr, auf der Basis nicht aktueller Voraussetzungen eine falsche Entscheidung zur Versorgungsberechtigung zu treffen.“
Die Kooperation zwischen NARZ und AvP sei für die LAV-Mitglieder daher wenig interessant, meint Hofferberth. Denn ein vollständiger Überblick über die Hilfsmittel-Vertragslandschaft sei auch ohne die Unterstützung externer Softwaremodule möglich.
Garantiert vollständig ist allerdings auch das OVP nicht. Denn die Krankenkassen schließen nicht nur mit dem DAV oder den Landesverbänden Hilfsmittelverträge, sondern auch mit anderen Verbünden. Diesen Verträgen können die Apotheker wiederum einzeln beitreten, im OVP sind sie dann allerdings nicht erfasst.
Hier haben die dezentralen Lösungen einen Vorteil. Sie stehen zudem auch Apothekern zur Verfügung stehen, die nicht LAV-Mitglied sind. Für das NARZ war dieser Punkt mit ausschlaggebend, die Kooperation mit AvP einzugehen. Schließlich wollte man allen Kunden eine Lösung anbieten, nur etwa 80 Prozent seien jedoch Mitglied im Apothekerverband.
Wichtig für die Umsetzung in der Praxis ist die Einbindung in die Software. AvP war hier mit ADG gestartet, der Oberhausener EDV-Anbieter ADV war gefolgt. Bei Awinta-Kunden ist der himiDialog der VSA vorinstalliert, Pharmatechnik bietet die „A+V Hilfsmittelvertragsdatenbank“ für seine Systeme IXOS und XT.
Das OVP funktioniert zwar auch als Online-Anwendung, bequemer für die Apotheken ist aber auch hier die Implementierung in die Software. Hierzu wurde den Softwarehäusern eine Schnittstelle zur Verfügung gestellt, die laut LAV bei den meisten Anbietern auch schon umgesetzt wurde. Awinta arbeitet noch daran, macht sich aber gewissermaßen auch selbst Konkurrenz.
Entscheidend bei der Hilfsmittelabgabe ist auch die Präqualifizierung. Hofferberth weist darauf hin, dass im OVP der Präqualifizierungsstatus der Apotheke mitgeführt werde – ein Vorteil, der auch bedingt durch die anstehenden Re-Präqualifizierungen nicht zu unterschätzen sei. In einer nächsten Stufe soll sogar der Beitritt zu Verträgen per Mausklick möglich sein, wenn die Voraussetzungen für die Präqualifizierung gegeben sind.
Mehr als die Hälfte der LAV-Mitglieder habe bereits einen Zugang zum OVP beantragt. Die Nutzung ist über die Mitgliedsbeiträge gedeckt. Mit wenigen Ausnahmen stellten die EDV-Anbieter die Anbindung zum OVP den Nutzern kostenlos zur Verfügung. Bei Awinta müssen die Anwender für die Nutzung einen geringen Monatsbeitrag zahlen. Auch die Angebote privater Anbieter sind kostenpflichtig, die Nutzung der Datenbank von AvP etwa kostet 20 Euro monatlich, etwas teurer soll das Komplettpaket mit zusätzlicher Clearingfunktion werden.