Inkontinenzversorgung

TK übergeht Apotheken

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Berlin -

Die Techniker Krankenkasse (TK) hat sich bei ihren Hilfsmittelverträgen selbst überholt – und damit die Apotheken ausgebootet. Noch bevor die Pharmazeuten die neuen Verträge über aufsaugende Inkontinenzversorgung überhaupt einsehen konnten, hatten die Versicherten schon ein Schreiben mit den neuen Vertragspartnern erhalten.

Die bislang geltenden Verträge hat die TK im Oktober zu Ende Januar gekündigt. Ab Februar sollte es einen neuen Rahmenvertrag geben, kündigte die Kasse damals an. Dieser sollte ab Januar eingesehen werden können. Auf der Webseite der TK hieß es: „Vertragspartner, deren Verträge zum 31. Januar 2016 gekündigt wurden, können hier ab 11. Januar 2016 die neuen Vertragsunterlagen anfordern.“

Allerdings wurden die Patienten schon vorab darüber informiert, dass neue Verträge geschlossen wurden und sie ihre Inkontinenzartikel künftig über einen der neuen Anbieter beziehen. Das Schreiben datiert auf den 8. Januar 2016.

Genannt werden 15 Anbieter, die bundesweit liefern sollen: Abena, ADM, Attends, Desinfecta, Hauschild Hygieneprodukte, Hydrotech Strausberg, Igefa, Medi-Center, Medi-Markt Home Care, Osterheider, Paul Hartmann, Praximed Home Care und Seresco sowie die Torhaus- und die Nordstadt-Apotheke in Hannover, die beide Ursula Kulinski-Schnare gehören.

Die Patienten werden in dem Schreiben darauf hingewiesen, dass sie ihre Inkontinenzartikel auch weiterhin über den bisherigen Anbieter beziehen können – wenn dieser dem neuen Vertrag beitritt. Zu diesem Zeitpunkt konnten Apotheker aber noch gar nicht wissen, welche Bedingungen der Vertrag vorsieht.

Gleichzeitig legte die TK ihren Versicherten nahe, schnell zu handeln: „Aufgrund der neuen Verträge rechnen wir im Januar mit einer erhöhten Nachfrage. Bitte setzen Sie sich daher zeitnah mit einem Leistungsanbieter von unserer Liste telefonisch in Verbindung“, heißt es in dem Schreiben.

Ein Sprecher der TK erklärt: „Bei der Kündigung der damals bestehenden Verträge für die Versorgung mit aufsaugenden Inkontinenzunterlagen haben wir im vergangenen Jahr allen Vertragspartnern – auch den Apotheken – die Gelegenheit gegeben, mit uns neue Verträge abzuschließen.“ Allerdings habe man keine Einigung mit Apotheken oder Apothekerverbänden erzielen können – mit Ausnahme der Apotheken in Hannover. „Dementsprechend konnten wir bei unserem Rundschreiben Anfang Januar nur die eine besagte Apotheke als Vertragspartner benennen.“

Attends, Medi-Markt, Medi-Center und Seresco sind derzeit auch noch Rabattpartner der Barmer GEK. Dort hatte man die Versorgung über aufsaugende Inkontinenzmittel im Juli neu ausgeschrieben. Die Angebote der Hersteller waren jedoch so niedrig, dass die Kasse die Ausschreibung aufhob.

Eine aufzahlungsfreie und hochwertige Versorgung für deutlich weniger als zehn Euro im Monat erschien der Kasse nicht möglich. Bei der Barmer vermutet man, dass die Hersteller Aufzahlungen der Patienten einkalkuliert hatten. „Aufzahlungen sind jedoch nur dann zulässig, wenn der Versicherte eine andere als die medizinisch zweckmäßige, ausreichende und wirtschaftliche Versorgung freiwillig wählt“, betont die Kasse.

Stattdessen setzt die Barmer nun auf einen sogenannten Bekanntmachungsvertrag. Bis Ende nächster Woche können Anbieter ihr Interesse bekunden. Nach Abschluss der Verhandlungsphase können Leistungserbringer bundesweit zu gleichen Konditionen beitreten. „Damit wird den Versicherten eine Vielzahl von Anbietern zur Auswahl stehen, die hochwertige und aufzahlungsfreie Produkte anbieten“, so ein Sprecher der Barmer.

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