Nachtdienstgedanken

Hilfe! Ich bin DS-GVO-geschädigt

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Berlin -

Monate im Voraus wurden wir mit der Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) konfrontiert, seit vergangener Woche gilt sie nun. Genervt von Mails und Social-Media-Beiträgen zum Datenschutz hier die Gedanken aus dem Notdienst am Sonntag. An meiner Seite Max, die Fantaschale.

„Früher war alles besser“, höre ich immer wieder von älteren Kollegen. Was muss das wohl für ein Gefühl sein, sich nur um den Kunden zu kümmern? Keine DS-GVO, kein QMS, keine Präqualifizierung und keine Konkurrenz aus den Niederlanden. Allein im vergangenen Monat habe ich so oft das Wort Datenschutz gehört und gelesen, dass ich es für mich persönlich zum Unwort des Jahres gekürt habe.

Das Tragikomische daran ist: Während ich auf Facebook Artikel zum Datenschutz lese, werden im Hintergrund fleißig meine Daten gesammelt. Wer weiß, wo meine persönlichen Daten landen. Ich dachte immer, ich bin Herr aller Informationen über mich selbst. „Das DS-GVO ist ein positiver Schritt, der Ihre bestehenden Rechte auf Datenschutz und -sicherheit erhöht sowie den Schutz Ihrer personenbezogenen Daten verbessert“, schrieb mein Handyhersteller in einer Mail. Aha!

Max: „Müsst ihr nicht schon auf genug Dinge im Beratungsgespräch achten?“
Ich: „Ich mache mir ständig Gedanken, ob ich dem Patienten alle Hinweise gegeben und alles gut verständlich erklärt habe. Und immer wieder stellt man sich die Frage: Habe ich es richtig gemacht?“
Max: „Die Welt wird immer komplexer und in der Apotheke seid ihr von den Folgen nicht verschont.“
Ich: „Da hat ja keiner was gegen einzuwenden. Sicherlich verändern sich viele Dinge wie wissenschaftliche Erkenntnisse und Empfehlungen. Wichtig ist doch, dass sich Grundlegendes nicht ändert und zwar: 'Erst der Patient'."

Max: „Was meinst du genau damit?“
Ich: „Jetzt heißt es: ,Erst die Krankenkasse’. Ob der Patient versorgt wurde oder nicht, ist doch zweitrangig. Hauptsache die Kassenchefs kriegen ihre Kohle und wir werden trotz adäquater Versorgung retaxiert.“
Max: „Die Politiker wissen meist nicht, wie euer Alltag aussieht. Vom Schreibtisch lässt sich die Welt schönreden.“

Manchmal mache ich mir Gedanken um unsere Zukunft als Apotheker. Wieso tun wir uns das alles an? Was soll zum Beispiel der Quatsch mit Aut-idem-Kreuz bei Importen mit Originalrabattverträgen? Dem Kunden darf ich dann weismachen, dass das Arzneimittel mit griechischen Buchstaben auf der Umverpackung dasselbe ist wie das „deutsche“ Produkt mit lateinischen Buchstaben.

Dingdong! Unser Gespräch wird von der Notdienstklingel unterbrochen. Ich sehe mich zur Tür um, ein Kunde. „Ich hab seit zwei Tagen Durchfall. Haben Sie was für mich?“ Natürlich habe ich was ... Der Mann holt mich in den wahren Versorgungsalltag zurück.

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