Jahr für Jahr vergibt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) den Preis für „Das goldene Brett vorm Kopf“. Die Satireauszeichnung geht an Personen oder Institutionen, die im zurückliegenden Jahr „den größten antiwissenschaftlichen Unfug“ verbreiteten. 2019 wird die zweifelhafte Ehre dem Homöapathie-Hersteller Hevert zuteil. Zudem wurde das Unternehmen Grander für sein Lebenswerk „prämiert“.
Die Verleihung fand am 13. Dezember in Wien statt. Hevert habe den Preis verdient, weil der Hersteller nicht nur von der Wirksamkeit seiner Homöopathie-Präparate überzeugt sei, sondern auch Unterlassungserklärungen von Kritikern einfordere. Aussagen wie „nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam“ wollte Hevert gerichtlich verbieten lassen. Diese Vorgehensweise mache einen rationalen wissenschaftlichen Diskurs unmöglich, mahnte die Jury des GWUP.
Mehrere Studien hätten gezeigt, dass Homöopathie lediglich einen Placeboeffekt erziele. „Das muss auch in der Öffentlichkeit so gesagt werden dürfen“, betonten die GWUP-Mitglieder, die sich aus mehreren Wissenschaftlern zusammensetzen. Wissenschaft dürfe nicht vor Gericht verhandelt oder per Anwaltsbrief geklärt werden. Immerhin: Hevert habe mit seinem Vorgehen dazu beigetragen, dass der Satz „Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus“ zu einem geflügelten Wort geworden sei.
Hevert sei damit ein würdiger Preisträger. Schon 2013 stand die Homöopathie im Mittelpunkt der Preisverleihung. „Das goldene Brett vorm Kopf“ ging damals an den Verein „Homöopathen ohne Grenzen“, der sich für die Verbreitung von Globuli in den ärmeren Regionen der Welt einsetzt. Der Verein schrecke nicht einmal davor zurück, eine Wirksamkeit gegen Aids und Malaria zu suggerieren, erklärte das GWUP-Komitee 2013 in seiner Begründung.
„Es kann kaum eindrucksvoller demonstriert werden, wie gefährlich es ist, wenn die Wirkungslosigkeit der Zuckerkügelchen sich mit der Hybris der Homöopathie paart, alles und jeden heilen zu können“, urteilte damals die Wissenschaftsvereinigung. Die Organisation täusche mit nicht einlösbaren Heilsversprechen und nutze die Namensähnlichkeit mit „Ärzte ohne Grenzen“.
Doch nicht nur Homöopathie-Befürworter bekommen beim Satire-Preis ihr Fett weg. Die Firma Grander, bekannt geworden durch ihr „Granderwasser“, bekam die Auszeichnung für ihr Lebenswerk. Bereits oft für das „Goldene Brett“ nominiert, handle es sich bei dem Wasser „wohl um eines der bekanntesten Produkte aus dem Bereich von Esoterik und Parawissenschaft“, begründete die GWUP.
Grander produziert und vertreibt sogenannte „Wasserbelebungsgeräte“. Beim Durchfließen dieser Geräte sollen laut Unternehmenshomepage positive Eigenschaften vom sogenannten Informationswasser auf das herkömmliche Leitungswasser übertragen werden. „Fände man physikalisch plausible Erklärungen dafür, wie Informationen von einem Wasser aufs andere übertragen werden, wäre das zweifellos eine wissenschaftliche Sensation, mit der man sich mindestens einen Nobelpreis sichern könnte“, spottete die GWUP-Jury.
APOTHEKE ADHOC Debatte