Nach dem Wegfall staatlicher Fördermittel hat die erste PTA-Schule in Hessen die Segel gestrichen: Die vom Landkreis unterstützte Schule in Kassel soll geschlossen werden. Ein reduzierter letzter Jahrgang kann im August noch anfangen, danach werden keine neuen Schüler mehr aufgenommen. Auch die drei anderen PTA-Schulen in Frankfurt, Marburg und Idstein stehen unter Druck. Vermutlich werden alle das Schulgeld erhöhen.
Das Land Hessen hat die Förderung der vier PTA-Schulen ersatzlos gestrichen. Schon ab August gibt es keine öffentlichen Gelder mehr. Bislang haben die Schulen aus dem Europäischen Sozialfonds (EFS) und Landesmitteln 125 Euro pro Schüler und Monat erhalten.
Die PTA-Schule in Kassel nimmt derzeit 196 Euro Schulgeld monatlich, etwas weniger von Schülern aus der Region. Weil dies auch mit der bisherigen Förderung nicht kostendeckend war, hat der Landkreis Kassel jährlich rund 50.000 Euro beigesteuert. Doch bei rund 120 Schülern bedeutet der Wegfall der EFS-Förderung eine weitere Lücke von rund 190.000 Euro jährlich, die der Landkreis nicht tragen kann. Ende März hat der Kreisauschuss beschlossen, die Defizite künftig nicht mehr auszugleichen.
Damit droht der ältesten PTA-Schule Deutschlands – in Kassel werden seit 1968 PTA ausgebildet – das Aus. Schon im August darf nur noch eine Klasse mit 32 Schülern beginnen, statt wie bisher zwei. Die Schüler können ihre Ausbildung beenden, aber spätestens 2017 ist nach aktuellem Stand Schluss in Kassel. Laut Schulleiter Reiner Heine ist das für die Region besonders bitter, da in Nordhessen der Bedarf an PTA in den Apotheken schon heute größer sei als das Angebot an Schulabsolventen.
Auch bei den anderen drei PTA-Schulen wird der Wegfall der Förderung Spuren hinterlassen: In Frankfurt wird das Schulgeld um diesen Fehlbetrag von 250 Euro auf 375 Euro monatlich erhöht. Träger ist hier die Stiftung Collegium Pharmazeuticum, bei der der Hessische Apothekerverband (HAV) engagiert ist.
Weil alternative Finanzierungsmöglichkeiten nicht von heute auf morgen gefunden werden könnten, müsse zunächst das Schulgeld angepasst werden, heißt es beim HAV. Für ein finanzielles Engagement des Verbands müsste erst eine Satzungsänderung vollzogen werden. Auch diese Option wird jetzt geprüft.
Die Marburger Schule wird von der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) betrieben. Die Schule wird jetzt kalkulieren, wie sie die Ausbildung kostendeckend anbieten kann. Der neue Jahrgang soll im August auf jeden Fall starten. Da das Schulgeld aber bereits heute 395 Euro monatlich beträgt, wäre den Schülern eine Erhöhung kaum zuzumuten.
Die Preise anziehen wird als Reaktion auf die staatliche Kürzung definitiv die Hochschule Fresenius in Idstein. Derzeit zahlen die Schüler monatlich 290 Euro. Zum 1. August werden auch hier die Beiträge steigen.
Vertreter der vier Schulen haben sich am vergangenen Freitag in Kassel getroffen, um die Situation zu besprechen. Mit von der Partie waren auch Heinz-Dieter Helfer von der Hessischen Apothekerkammer, die Vorsitzende des Bundesverband PTA (BVpta), Sabine Pfeiffer, sowie Petra Gauck von der Apothekengewerkschaft Adexa. Eine Lösung für das Finanzproblem der PTA-Schulen konnte bei dem Treffen allerdings auch in großer Runde bislang nicht gefunden werden.
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