Der Hessische Apothekerverband (HAV) hat sich mit den Krankenkassen erneut auf eine Vereinbarung über die Versorgung mit Grippeimpfstoffen geeinigt. Wie in der vergangenen Saison werden auf diese Weise Rabattverträge verhindert. Die Apotheken können jeden Impfstoff abgeben und rechnen dafür einen Festpreis ab.
Im kommenden Winter erhalten die Apotheker für nicht adjuvantierte Impfstoffe 7,95 Euro, für adjuvantierte Impfstoffe sind es 8,95 Euro. In der vergangenen Saison waren es jeweils 35 Cent mehr. Trotzdem ist man beim HAV mit dem Ergebnis der Verhandlungen zufrieden. Die Apotheker würden die Versorgung auch zu dem niedrigeren Preis „sehr gut schaffen“, sagt HAV-Geschäftsführer Jürgen Schneider.
Mit dem Abrechnungspreis sind sämtliche Ansprüche der Krankenkassen abgedeckt – egal, welcher Impfstoff verordnet wird. Laut Schneider verordnet ein Teil der Ärzte Grippeimpfstoffe generisch, während andere auf bestimmte Anbieter pochen. Der Abrechnungsbetrag gilt jedoch nicht für nasal zu verabreichende und tetravalente Impfstoffe.Die Impfstoffe können die Apotheker über die Gesellschaft für Verkaufsförderung in Apotheken (GVA), eine Tochterfirma des HAV, bestellen. Eine Pflicht gibt es aber nicht. Die GVA verhandelt mit den Herstellern Preise für die Impfstoffe. Da mit der Impfstoffvereinbarung eine Ausschreibung verhindert worden sei, unterstützten namhafte Hersteller die Bemühungen der Apotheker, teilt der HAV in einem Schreiben an seine Mitglieder mit.
Von Abbott, bioCSL, Novartis, Ratiopharm und Stada gebe es entsprechende Bezugsangebote. Um Liefermengen garantieren und diese Angebote nutzen zu können, sollen die Apotheker ihre Bestellung bis Ende April abgeben.Die Ärzte sollen daher frühzeitig auf die Bestellungen angesprochen werden. Die Kassenärztliche Vereinigung und der Hausärzteverband seien über die Vereinbarung informiert worden, so Schneider. Die Apotheker sollten aber ihrerseits aktiv auf die Ärzte zugehen, um zu dokumentieren, dass die Versorgung mit Grippeimpfstoffen allein Sache der niedergelassenen Apotheke ist, heißt es in dem HAV-Schreiben.
Für die kommende Grippesaison wurden bereits in acht Kammerbezirken Rabattverträge über Impfstoffe geschlossen: In Baden-Württemberg (Novartis und Sanofi Pasteur MSD), Bremen (Novartis) und Sachsen-Anhalt (Abbott, GSK, Janssen-Cilag und Sanofi Pasteur MSD) gelten noch Vereinbarungen aus dem Vorjahr. Die Zuschläge für die aktuellen Ausschreibungen in Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gingen allesamt an den US-Konzern Abbott.
Ähnliche Vereinbarungen wie in Hessen gibt es in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Auch dort erhielten die Apotheker in der vergangenen Saison 8,30 Euro für nicht adjuvantierte und 9,30 Euro für adjuvantierte Impfstoffe.
In Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern konnten die Apotheker für Grippeimpfstoffe hingegen nur 7,75 Euro abrechnen. Allerdings sind die Preise nicht vergleichbar, da die Ärzte im Nordosten der Republik angehalten sind, die Impfstoffe generisch zu verordnen. In Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland können die Mediziner hingegen weiterhin alle Impfstoffe namentlich bestellen.
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