Mit dem grünen Rezept wollen Pharmahersteller ihre sinkenden OTC-Umsätze beleben. Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) startet im kommenden Jahr eine Kampagne, um Ärzte für die Arznei-Empfehlung zu begeistern. Künftig bekommen die Mediziner die grünen Rezepte kostenfrei in die Praxis geliefert. Derzeit nutzen laut BAH rund zwei Drittel der Hausärzte das grüne Rezept.
Seit 2004 erstatten die Krankenkassen OTC-Arzneimittel nur noch in Ausnahmefällen. Laut BAH hat dies zu einem Absatzeinbruch von mehr als 100 Millionen Packungen pro Jahr geführt. Einer Studie des Verbandes zufolge ist der Glaube an den therapeutischen Nutzen von OTC-Präparaten durch den Erstattungsausschluss erschüttert worden. Die fehlende Verschreibung des Arztes sei ein wesentlicher Grund für den Vertrauensverlust, so der BAH.
Im grünen Rezept sieht der BAH „ein probates Mittel“, um dieser Entwicklung entgegenzutreten. Es habe sich gezeigt, dass Verordnungen auf grünen Rezepten in den meisten Fällen auch zum Kauf der Präparate in der Apotheke geführt hätten. Dies will der BAH nutzen. Ab Januar können Ärzte Blöcke mit 300 Rezepten beim Herstellerverband bestellen.
Da der BAH bei seinem OTC-Förderprojekt auch von der Mitarbeit der Apotheke abhängt, hat der Verband vorsorglich einen Verhaltenshinweis veröffentlicht: „Abweichende Ratschläge des Apothekers könnten bei den Patienten zur Verunsicherung führen und so den Wert der Verordnung auf dem grünen Rezept in Frage stellen“, heißt es in der Mitteilung des Verbandes. Die Beraterfunktion des Apothekers solle jedoch nicht in Frage gestellt werden, versicherte ein Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Der BAH hatte das grüne Rezept 2004 gemeinsam mit dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), dem Deutsche Apothekerverband (DAV) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) entwickelt. Bislang beziehen Ärzte das Formular bei verschiedenen Verlagen - und müssen dafür bezahlen. Einige Arzneimittelhersteller verteilten die Rezeptblöcke dem BAH zufolge an ausgewählte Ärzte. Für einzelne Unternehmen hat sich diese Strategie aber offenbar nicht gelohnt, weil auch Konkurrenten als Trittbrettfahrer von den Rezepten profitierten. In letzter Zeit hätten sich die Firmen stark zurückgehalten, sagte der BAH-Sprecher.
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