FSME-Impfstoffe

Hersteller für heftige Zeckensaison gerüstet Yvette Meißner, 19.03.2008 14:39 Uhr

Berlin - 

Durch den milden Winter und fehlende Frosttage sind Zecken immer häufiger auch schon vor dem Frühling aktiv, warnen Experten. In den Apotheken gibt es daher bereits erste Nachfragen nach Impfstoffen gegen die durch Zecken übertragene Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME). Nachdem es im vergangenen Jahr bereits im Juli an den Vakzinen mangelte und sich erst im Herbst die Liefersituation entspannte, scheinen sich die Hersteller in diesem Jahr auf die Zeckensaison gut vorbereitet zu haben. Die Stimmung bei den Großhändlern ist dagegen verhalten.

Ein Sprecher des Pharmaunternehmens Baxter bestätigte gegenüber APOTHEKE ADHOC, schon seit Anfang des Jahres Impfstoffe auszuliefern. Bereits im ersten Quartal 2008 wurden doppelt so viele Impfdosen produziert wie noch im Jahr zuvor. Die Situation sei bislang entspannt, so der Sprecher. Für dieses Jahr erwarte das Unternehmen zwar eine Nachfrage auf hohem Niveau, allerdings gehe man nicht davon aus, dass es wieder zu Lieferengpässen kommen werde. Durch den großen Bedarf im vergangenen Jahr seien viele Direktbestellungen von Apotheken eingegangen; bis zur Jahresmitte will Baxter wieder vorrangig über den Großhandel ausliefern. Die Nachfrage sei von April bis August besonders groß, einen weiteren Peak gebe es im Herbst, so der Sprecher.

Auch der Hersteller Novartis-Behring sieht der neuen Saison entspannt entgegen: Die Produktion der FSME-Vakzine sei um rund 40 Prozent hochgefahren worden, so ein Sprecher des Pharmaunternehmens gegenüber APOTHEKE ADHOC. Bislang würden noch die Vorbestellungen aus dem vergangenen Jahr bearbeitet; zudem seien schon erste Lieferungen an den Großhandel gegangen.

Die Großhändler sehen die Situation weniger optimistisch. Im Vergleich zu den Vorjahren gebe es keine merkliche Veränderung der Liefersituation, so ein Mitarbeiter aus dem Einkauf eines Grossisten. Es existierten noch immer „deutliche Lieferschwierigkeiten“ der beiden Hersteller; von ausreichender Versorgung könne noch keine Rede sein.

Im vergangenen Jahr war die Nachfrage nach den Vakzinen sprungartig angestiegen, die Hersteller sind mit der Produktion der Impfstoffe, die fast ein Jahr bis zur Freigabe dauern kann, nicht hinterher gekommen. Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) wurden 2006 rund 5,7 Millionen Impfstoffdosen freigegeben, während es bereits im August 2007 9 Millionen waren. Das PEI macht dafür nicht nur den vorangegangen milden Winter verantwortlich; bereits in den ersten acht Wochen des Jahres 2007 gab es schon fünf FSME-Fälle in Deutschland. Auch der starke Anstieg der FSME-Infektionen 2006 wird als einer der Gründe genannt. Zudem erklärte das Robert Koch-Institut (RKI) im April 2007 33 neue Landkreise zum FSME-Risikogebiet, das sich vorrangig im Süden Deutschlands erstreckt.