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Herrentag mit Apotheker

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Berlin -

Das war ein schönes Bild: Die witzige Männergruppe bei ihrem Herrentagsausflug mit ihren witzigen Klingelstöcken und frechen Hüten. Und hintendrein, ganz originell, lief einer im weißen Kittel, der im Bollerwagen die Bier- und Schnapsvorräte zog. Ein Apotheker. Was für eine ausgefallene Idee. Nur leider sah die Wahrheit weniger fröhlich aus.

In Wirklichkeit gehörte der Apotheker gar nicht zur Ausflugsgruppe. Weil sein Geschäft auf dem Land zwar die Versorgung sicherte, aber wirtschaftlich mehr schlecht als recht lief, hatte er angefangen, sich Nebenjobs zu suchen. Das Geld reichte hinten und vorne nicht, so bot er seine Dienste feil, sobald er seine Offizin abschließen konnte.

Die Annonce von Eiserne Trinker e.V. hatte ihn gleich angesprochen. Schwierige Kunden kannte er aus dem Notdienst zur Genüge, und mit seinen (schwarz) selbstgebrauten Schnäpsen hoffte er, den Teilnehmern ein ordentliches Trinkgeld entlocken zu können. So zog er brav die Vorräte durch Berg und Tal, und immer wenn die Stöckchen klingelten, ging’s ans Ausschenken. Irgendwann, das wusste er aus seinem Hauptberuf, würde auch diese Erniedrigung vorbei sein.

Ob es wirklich Pharmazeuten gibt, die zum Herrentag einen solchen „Notdienst“ der besonderen Art absolvierten, ist nicht bekannt. Die Teilnahme von Apothekerin Rebekka Pech bei der Deutschen Polesport Meisterschaft war jedenfalls definitiv eine Herzensangelegenheit.

Fakt ist aber, dass so manche PTA ihr nach wie vor schlechtes Einkommen mit einem Nebenjob aufbessert. Und unter den PTA-Schülern scheint die Arbeit nach dem Büffeln eher Regel als Ausnahme zu sein. Es gibt sogar Lebensläufe, in denen die Ausbildung mit drei (3!) Nebenjobs am Abend und an Wochenenden finanziert werden musste. Und bei denen hinterher trotzdem noch ein Pharmaziestudium absolviert wurde. Respekt für diese Leistung!

Bei Daniel Gutjahr war es andersherum: Das Pharmaziestudium musste er abbrechen. Und weil er nach dem Abschluss als Ökotrophologe keinen Job fand, entschied er sich mit 40 für eine PTA-Ausbildung. Schließlich wollte er ja sowieso schon immer in der Apotheke arbeiten. Die finanzielle Situation zwingt ihn fast in die Knie – das Arbeitslosengeld II reicht kaum. Nur mit der Unterstützung eines Apotheker-Ehepaares kann er die Ausbildung stemmen. Wir drücken die Daumen für die dritte Chance.

Doch auch mit Approbation ist das Leben nicht immer eitel Sonnenschein. Jenny Hsieh-Ehrhardt aus Wangen entwickelte zwei Cremes für Kinder und verkaufte sie in ihrer Apotheke mit zunehmendem Erfolg. Doch dann wurde sie darauf aufmerksam gemacht, dass ihre „Pi-Pa-Po-Creme“ nicht nach EU-Kosmetikverordnung entsprach. So zog sie die Notbremse – aus Angst vor Strafen.

Wobei man sich manchmal wünschen würde, dass die Behörden strenger durchgreifen würden. Hermann Vogel jr. aus München etwa hat erfolgreich einen Apotheker verklagt, der seine Ware über Amazon verkauft. Obwohl das Landgericht Dessau/Roßlau tatsächlich einen Verstoß gegen Datenschutzvorschriften sah, passierte – nichts. Die Pharmazieräte fühlen sich nicht zuständig, der zuständige Datenschützer braucht noch Zeit. Vogel hat ein Urteil in der Tasche, das niemanden zu interessieren scheint. Nun will er es noch einmal per Eilverfahren versuchen.

Ebenfalls im Alleingang will Christian Redmann aus dem bayerischen Ebermannstadt das Rx-Versandverbot durchbringen. Er will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dazu bringen, das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen. In dieser Woche startete er eine Petition, die bereits rund 2000 Unterstützer hat. Auch mehrere Kammer- und Verbandschefs sind dabei. Na also!

Ein Bekenntnis hat Spahn dagegen bereits abgegeben, und zwar zu Online-Sprechstunden. Beim Deutschen Ärztetag in Erfurt wurde intensiv diskutiert, ob diese „Büchse der Pandora“ aufgemacht werden soll. Am Ende war der politische Druck wohl zu groß, „im Einzelfall“ sollen Ärzte künftig auch Patienten fernbehandeln können, die sie nie zuvor gesehen haben. Der Applaus ließ nicht lange auf sich warten, von CDU, FDP und DrEd natürlich.

Ganz im Trend liegt nach dieser Logik Apo-Discounter. Der Versender aus Leipzig hat gerade zwei weitere Konkurrenten übernommen. Ganz nach dem Motto: Suchmaschinen zupflastern, bekommt eh keiner mit, dass alles dasselbe ist. Der Versandhandel, so hat es den Anschein, zwingt nicht nur das Fremd-, sondern auch das Mehrbesitzverbot in die Knie.

Und während die bisherigen Konkurrenten ihren Kunden die Freigabe ihrer Daten an die „geschätzte Kollegin“ empfehlen, sehen die Apotheker mit Sorge der DS-GVO entgegen. Der Countdown läuft, Ende Mai ist es soweit. Und auch wenn Datenschützer erste Beschwichtigungsversuche unternehmen, gehen die ersten Whatsapp- und Facebook-Angebote bereits vorsorglich vom Netz.

Kein Wunder, dass so mancher Apotheker sich vor der Selbstständigkeit erst einmal als Leiter auf Zeit versucht. Alexander Düring wird die Schloß-Apotheke in Hohenlimburg zunächst als Verwalter leiten, mit der Option, sie nach Ablauf des Verwaltungsjahres zu übernehmen. So kann der 29-Jährige sich ein ausführliches Bild von der Apotheke und den Rahmenbedingungen vor Ort machen, und das ohne wirtschaftliches Risiko.

Eine gute Nachricht kam in dieser Woche aus Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof bestätigte, dass Einzelimporte mehr kosten dürfen als 8,35 Euro, weil sie einfach mehr Arbeit machen und eben I-m-p-o-r-t-e sind, die schon ihrer Begrifflichkeit nach nicht der deutschen Arzneimittelpreisverordnung unterliegen. Müssen sich die Kassen ein neues Thema suchen, bei dem sie ihre Sparwut ausleben können.

Ein Urteil gab es auch in Berlin, allerdings weniger schön: Das Landgericht verdonnerte die Mitglieder einer Rezeptfälscherbande um den Apotheker Klaus H. zu mehrjährigen Haftstrafen. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Pharmazeut die Krankenkassen zusammen mit seiner Lebensgefährtin Galya S. und mindestens drei weiteren Komplizen um 2,5 Millionen Euro betrogen hat.

Dass die Pharmazie nach wie vor ihre guten Seiten hat, bestätigte Iris gegenüber jetzt.de. Die 26-jährige Apothekerin gab auf dem Portal, das zur Süddeutschen Zeitung gehört, eine echte Liebeserklärung an die Offizin ab. In dem Beitrag erklärt sie Lesern, warum sich das Studium nach wie vor lohnt. Wobei – kleiner Tipp zum Abschluss aus dem aktuellen Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) – Greifswald und Heidelberg topp sind, Mainz aber eher negativ bewertet wird. Schönes Wochenende!

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