Personalsuche

Apotheker: Meine Headhunterin ist untergetaucht

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Berlin -

Fachkräftemangel? Dafür gibt‘s doch Headhunter! Was in anderen Branchen funktioniert, soll auch gestressten Apothekern zuverlässiges Personal vermitteln. Doch dabei kann einiges schiefgehen. Apotheker Gunther Franke aus Köln geriet an eine Headhunterin, die Großes versprach, Geld kassierte und jetzt abgetaucht ist. Der Schaden: 600 Euro.

In vielen Apotheken liegen die Nerven blank, weil Stellen wegen Fachkräftemangel monatelang unbesetzt bleiben. Auch Gunther Franke suchte einen neuen Mitarbeiter und schaltete im Stellenmarkt der Apothekerkammer Nordrhein eine Anzeige. Kurz darauf, am 19. Juli 2016, erhielt er eine Mail von Ina Schmidt.

Sie firmiert in ihrer Mailadresse als „Personalberatung und -entwicklung“ – ein Unternehmen ohne Website – und schrieb Folgendes: „Guten Tag Herr Franke, sehr gerne unterstütze ich Sie per Direktsuche (Headhunting :-) bei der Suche nach dem richtigen Mitarbeiter für Ihre Apotheke – mit den entsprechenden fachlichen Qualifikationen und persönlichen Kompetenzen. Im Unterschied zu einer passiven Anzeigenschaltung spreche ich potenzielle Kandidaten direkt an. So erreiche ich diejenigen, die wechselbereit, aber noch nicht selbst auf ‚Jobsuche‘ sind. Die Ansprache erfolgt bei absoluter Diskretion, das heißt, die Kandidaten erfahren die Identität des Auftraggebers erst, wenn ein Vorstellungsgespräch vereinbart wird.“

Franke erteilte daraufhin einen Personal-Suchauftrag. Er überwies die vereinbarten 600 Euro Honorar und erhielt vereinbarungsgemäß eine Liste: „Darauf waren Apotheken in Köln verzeichnet, in denen sich Mitarbeiter einen Wechsel vorstellen konnten.“ Ina Schmidt hatte in ihrer ersten Mail ihre Vorgehensweise so beschrieben: „Ich erstelle eine Liste potenzieller Kandidaten aus einem bestimmten regionalen Umkreis in Abstimmung mit dem Auftraggeber.“ Danach solle der Auftraggeber diese „freigeben“ und „bestimmte Personen ggf. ausschließen.“

„Es war mir wichtig, dass keine Apotheken kontaktiert werden, die im näheren Umfeld liegen und deren Inhaber ich kenne. Ich möchte keinen direkten Mitbewerbern Leute abwerben, denn ich finde, das gehört sich nicht. Es gab anfangs keine Anzeichen für ein unlauteres Geschäftsgebaren seitens Frau Schmidt“, sagt Franke.

Für den Service gelten im Unternehmen Schmidt folgende Preise: Die erste Rate wird bei Auftragserteilung fällig, eine PTA „kostet“ 500 Euro, ein Apotheker 600 Euro. Bei Unterzeichnung des Arbeitsvertrages und nach erfolgreicher Beendigung der Probezeit sind jeweils die selben Summen zu überweisen. Wenn das Arbeitsverhältnis während der Probezeit beendet wird, offeriert Ina Schmidt die honorarfreie Suche nach einem neuen Kandidaten.

Ina Schmidt hatte zugesichert, dass sie nach Frankes Auswahl die Kandidaten ansprechen und Telefoninterviews vermitteln würde. Parallel dazu würde sie deren Lebensläufe anfordern und an die Ubier-Apotheke weiterleiten. Der nächste Schritt wären dann Vorstellungsgespräche. Parallel dazu versprach sie ein „regelmäßiges und zeitnahes Reporting an den Auftraggeber“.

Das Reporting fiel aus. Ebenso die Anbahnung der Vorstellungsgespräche. Plötzlich war Frau Schmidt telefonisch nur gegen acht Uhr morgens erreichbar. Und irgendwann gar nicht mehr. „Ich habe sie noch zweimal erreicht, beim ersten Mal erfuhr ich, dass ihr Vater plötzlich verstorben sei, sie sich aber wegen der Gesprächstermine melden würde.“ Beim zweiten Mal wurde ihm mitgeteilt, dass sie sich für ein paar Tage in den Niederlanden befände.

Danach trat Funkstille ein – bis heute. Auf Mails von Franke antwortet das Unternehmen Schmidt mittlerweile überhaupt nicht mehr. Der Apotheker ist sauer und überlegt, ob er den Fall zur Anzeige bringen soll. „Ich finde, es ist eine Frechheit, dass die Personalsituation bei den Apothekern ausgenutzt wird, um sie über den Tisch zu ziehen.“ Außerdem hält er es für unlauter, dass möglicherweise Namen von Apothekern und PTA auf den von der Headhunterin verfassten Listen landen, die eventuell gar nicht wissen, dass sie wechseln möchten. Denn prüfen können die Kunden das nicht. Gunther Franke hofft, dass durch seinen Gang an die Öffentlichkeit Kollegen vor finanziellem Schaden bewahrt werden können. Er rät: „Wenn ein Headhunter anruft, lassen Sie sich Referenzen zuschicken.“ Falls keine eintreffen, gibt es beim nächsten Anruf dann nur eine adäquate Reaktion: „Auflegen.“

Gegenüber APOTHEKE ADHOC schrieb Ina Schmidt, dass sie aus persönlichen Gründen einen Zusammenbruch hatte und sich deshalb nicht so regelmäßig bei ihren Kunden gemeldet habe, wie es vereinbart war.

In Zeiten von Fachkräftemangel erscheint vielen Apothekern die Beauftragung eines Headhunters als Rettung in der Not. Doch Vorsicht ist angebracht, wie eine Apothekerin aus dem Taunus, die anonym bleiben möchte, erzählt: „Ich suche einen Apotheker und hatte kürzlich diesbezüglich einen Anruf von einem Headhunter. Er hatte sich gemeldet, nachdem ich eine Stellenanzeige aufgegeben hatte.“

Der Mann klang freundlich, sie vereinbarten einen Termin. Danach war die Apothekerin ernüchtert: „Er sagte, er hätte einen passenden Kandidaten für mich. Dafür sollte ich wahlweise 15.000 Euro als Einmalzahlung überweisen oder, wenn er dann doch nicht der Richtige wäre und die Suche länger dauern würde, ein Jahres-Abo abschließen.“ Dieser sieht zwölf Zahlungen zu je 600 Euro vor zuzüglich einer Abschlussgebühr über 4000 Euro, wenn die Stelle besetzt wird.

Als die Apothekerin Details bezüglich des Kandidaten wissen wollte, wurde ihr Gegenüber wortkarg, verriet nur, dass es sich um einen wechselwilligen Filialleiter handle. „Ich habe ihn gefragt, was den Mann bewegen könnte, in meine Apotheke zu wechseln“, sagt die Unternehmerin, „da antwortete er: ‚Der Reiz des Geldes!“

Die Apothekerin war entsetzt. „Mit so einem unmöglichen Spruch komme ich nicht weiter. Zudem hätte ich erwartet, dass er mindestens drei Kandidaten im Portfolio hat.“ Verglichen mit Kollegen befindet sie sich auf der sicheren Seite: „Ich suche nicht händeringend, freue mich aber, wenn ich gutes Personal finde. 15.000 Euro ohne Honorar sind happig, das Geld muss ja erst erwirtschaftet werden.“

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