Corona-Impfaktion

Hausarzt impft in Apotheke – Aufsicht schreitet ein

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Berlin -

Apotheker Edward Mosch hat eine Late-Night-Impfaktion ins Leben gerufen. Die spontane Idee sorgte jedoch für Ärger mit der Aufsicht – denn der Inhaber der Markt-Apotheke in Vlotho ließ einen Hausarzt in seinen Apothekenräumen impfen. Mosch will sich nicht streiten, würde sich aber mehr Flexibilität seitens der Politik bei der Umsetzung der Impfkampagne wünschen. „Bei einer Pommesbude wäre es in Ordnung gewesen“, sagt er.

Seit mehr als zehn Jahren beteiligt sich Mosch mit seiner Apotheke am „Late-Night-Shopping“ in Vlotho in Nordrhein-Westfalen. In diesem Jahr wollte der Pharmazeut nicht den Fokus auf Konsum legen. Es erschien ihm sinnvoller, etwas zur Immunisierung der Menschen gegen Covid-19 beizutragen. Der Apotheker ist mit den Impfstoffen und der Thematik vertraut, da er als pharmazeutischer Leiter im Kreis Herford bei der Impfkampagne tätig war.

„Draußen in der Kälte hätten wir impfen dürfen“

Darüber kannte er auch einen Hausarzt, der bei seiner Late-Night-Impfaktion mitmachen wollte. Insgesamt konnten die Heilberufler 84 Dosen Biontech bereitstellen. Der Start war für 18 Uhr geplant. Kurz davor bekam Mosch jedoch einen Anruf seiner Amtsapothekerin. Sie habe ihn darüber informiert, dass das Angebot von Covid-19-Schutzimpfungen laut Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) keine pharmazeutische Dienstleistung und damit nicht erlaubt sei.

„Ich habe das unwissentlich gemacht“, sagt Mosch. Doch drei Stunden vor der Aktion sei es zu knapp gewesen, um ein Zelt oder andere Räumlichkeiten zu organisieren. Deshalb sei in der Apotheke geimpft worden. „Draußen in der Kälte hätten wir impfen dürfen, im Labor der Apotheke nicht.“ Die Spritzen seien im Labor aufgezogen worden. „Wir haben es vernünftig gemacht“, betont Mosch. Gegen Grippe hätte er impfen dürfen, da der Kreis zu einer Modellregion gehöre. „Die Hygiene kennt keinen Unterschied zwischen Impfstoffen. In so einer Situation wie wir sind, sollte man über den Tellerrand schauen dürfen.“

Der Amtsapothekerin habe er die Lage erklärt. „Sie hat es als Mensch verstanden.“ Als Angestellte einer Behörde hatte sie jedoch einen anderen Blickwinkel. Der Apotheker wurde vergangene Woche auch vom Gesundheitsamt des Landkreises auf die unerlaubte Impfaktion hingewiesen. Sie dürfe nicht in den Apothekenbetriebsräumen durchgeführt werden. Die Behörde forderte Mosch auf, die geltende Rechtslage zu beachten und künftige Aktionen zuvor mitzuteilen und abzusprechen.

Das Gesundheitsamt habe ihn ermahnt. Ein Bußgeld sei nicht gefordert worden, sagt er. „Ich habe keine Zahlungsaufforderung erhalten.“ Eine weitere Impfaktion sei derzeit nicht geplant, sagt Mosch und betont, dass er sich nicht streiten will. An dem besagten Freitagabend wurden bis etwa 21 Uhr insgesamt 84 Menschen mit Comirnaty geimpft. Die meisten davon seine Boosterimfpungen gewesen, sagt Mosch.

Inhaber:innen unterstützen Impfaktionen

Viele Apotheker:innen unterstützen aktuell ihre Gemeinden beim Impfen, suchen Räume, vermitteln Kontakte und organisieren die Termine. Apotheker Dr. Björn Schittenhelm etwa kämpft mit viel Engagement gegen die Pandemie, auch Dr. Nojan Nejatian lädt regelmäßig zum Impfen. Immer mehr Pharmazeut:innen wollen sich engagieren. Apotheker Matthias Bußmann aus Ahlen etwa schloss sich mit zwei benachbarten Ärzten zusammen. Die Mediziner seien auf ihn zugegangen. Denn in den Praxen sei es im laufenden Betrieb schwierig, die Menschen zu immunisieren, da das Zeitfenster begrenzt sei. „Wir haben uns am vergangenen Montag entschlossen, das zu machen und am Mittwoch die erste Spritze gesetzt“, sagt er.

Zentral bei der schnellen Umsetzung sei die Organisation der Räume gewesen. Zur Auswahl habe ein leerstehendes Gebäude oder Zelte gestanden. Dann habe die Stadtverwaltung eine leerstehende Schule angeboten. Die Räume seien ideal gewesen, da die Menschen dort mit Abstand im Gebäude warten konnten. Die Stadt habe die Aktion „top unterstützt“, lobt der Apotheker. Geimpft wurden 200 Menschen mit dem Impfstoff von Moderna. Angesichts des „starren Bestellsystems“ für den Covid-19-Impfstoff habe man nicht mehr Dosen besorgen können. Gestern konnten Interessierte wieder anstehen, weil noch rund 160 Vials von Spikevax beschafft werden konnten.

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