Hausapotheken: Fixhonorar pro Patient Carolin Ciulli, 10.06.2024 07:44 Uhr
Die Apotheken brauchen innovative Vergütungsmodelle. Das ist die Ansicht von Professor Dr. Harald Schmidt. Der Apotheker und Arzt sieht in honorierten Präventionsleistungen und dem Modell der Hausapotheke Lösungen. Die Aktionen der Abda bewertet er als „sinnlos“ und „peinlich für Akademiker“.
Apotheken könnten künftig nicht mehr abhängig von der Abgabe von Rx-Arzneimitteln sein, so Schmidt. Der Apotheker erforscht, wie bereits erprobte Arzneimittel für eine andere Erkrankung eingesetzt werden können. Zudem packt er in der Vor-Ort-Apotheke seiner Frau in Aachen mit an. Sich bei der Diskussion um mehr Honorar mit der Politik lediglich auf Logistik und das Aushändigen von Packungen zu fokussieren, sei „enttäuschend und visionslos“.
Bezahlte Präventionsleistungen in Apotheken
Schmidt sieht im Bereich große Prävention Chancen für die Vor-Ort-Apotheken. Tatsächlich seien die Apotheken im niederschwelligen Bereich sehr gut aufgestellt: „Wir brauchen Hausapotheken, bei der sich Patienten einschreiben und die für die eingeschriebenen Patienten ein Fixhonorar bekommen, damit der Verdienst der Apotheke nicht mehr an die Übermedikamentisierung der Bevölkerung gebunden ist.“ Die Patientinnen und Patienten müssten dann dort ihre verschreibungspflichtigen Arzneimittel beziehen. Dadurch wäre mehr Sicherheit gewährleistet.
Dass die Politik weg von der reinen packungsabhängigen Vergütung will, sei richtig. „Wir müssen raus aus dieser ‚Besitzstandswahrungs-Diskussion‘.‘ Es gehe der Politik nicht darum, möglichst viele Apotheken oder Arztpraxen zu erhalten, sondern darum, was das Beste für die Patientinnen und Patienten ist.
Versorgungssicherheit und pDL
„Das Argument, die Versorgungssicherheit sei gefährdet, ist ein Witz.“ Für Städte stimme das nicht. Und auf dem Land müsse man sich andere Konzepte überlegen. Wichtig sei, Platz im jetzigen System für pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) zu schaffen. Dass das Geld für die Angebote nicht abgerufen werde zeige, dass keine Kapazitäten in den Apotheken vorhanden sind. Das müsse geändert werden.
Schmidt ist zudem kein Gegner von den sogenannten Light-Apotheken. „In vielen Apotheken führen PTA 90 Prozent der Arzneimittelabgaben durch. Was spricht gegen eine Apotheke ohne Rezeptur auf dem Land mit einer telepharmazeutisch betreuten PTA?“ Die Diskussion müsse ehrlicher werden und die Abda müsse beantworten, welche Apotheken die Bevölkerung wirklich brauche. „Aber sie macht Aktionen wie die mit den roten T-Shirts und den Postkarten. Da fasst man sich an den Kopf.“