2020 war auch in den Apotheken geprägt von der Corona-Pandemie. Wie hat sich das auf den Betrieb ausgewirkt? Wer sind die Gewinner und Verlierer der Krise. Und was erwarten die Teams vom neuen Jahr? In der großen aposcope-Befragung zum Jahreswechsel überwiegt in der Offizin die Skepsis. Personalsorgen, wachsende Lieferengpässe und ein durch das E-Rezept gestärkter Versandhandel sind die größten Sorgen der Inhaber.
Die Apotheken sind von der Corona-Krise unterschiedlich stark betroffen: Zwar zieht knapp jeder vierte Befragte (23 Prozent) eine positive Bilanz zieht, doch 29 Prozent bezeichnen 2020 als „verlorenes Jahr“, weitere 18 Prozent als „katastrophales Jahr“. Wenig überraschend ist das Fazit in Flughafen- und Center-Apotheken sowie an Standorten in der Fußgängerzone besonders negativ – jeweils etwa 60 Prozent wollen 2020 möglichst schnell vergessen. Die meisten Teilnehmer bewerten die Lage der gesamten Branche noch kritischer als die des eigenen Betriebs.
Ebenfalls auffällig: Apothekenteams im Osten der Republik bewerten das abgelaufene Jahr im Durchschnitt deutlich negativer. Dafür sind bundesweit Apotheker und PTA älterer Semester deutlich gelassener. Signifikant mehr Befragte zwischen 50 und 67 bezeichnen 2020 als gutes oder zumindest durchschnittliches Jahr.
Immerhin: 65 Prozent der Befragten finden, dass die Apotheken in der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen haben – neben politischem Schulterklopfen gab es mit dem Botendiensthonorar und der Vergütung für das Verteilen der Masken auch monetäre Anerkennung. Dafür haben die Teams in der Offizin aber auch hart gearbeitet: Stress (93 Prozent) und Arbeitsbelastung (92 Prozent) sind laut Aussage der Apotheker und PTA während der Pandemie gestiegen.
Die Impfungen gegen Corona sind gestartet. Trotzdem wird die Pandemie aus Sicht der meisten Apothekenteams auch 2021 die größte Herausforderung bleiben. Gleich zu Beginn des Jahres werden die Apotheken mit der zweiten Phase der Maskenverteilung gegen Coupons erneut sehr gefragt sein.
Mit Blick auf das kommende Jahr sind die Apothekenteams zurückhaltend: 51 Prozent erwarten für ihren Betrieb eine unveränderte Situation, 17 Prozent gehen von einer verbesserten Lage aus, 23 Prozent von einer schlechteren. Interessantes Detail: Unter den verschiedenen Berufsgruppen sind vor allem die Filialleiter negativ gestimmt. Dagegen gehen mehr Inhaber (25 Prozent) von einer verbesserten Lage aus als in allen anderen Berufsgruppen.
Eine wiederkehrende Tendenz: Die Zukunft des eigenen Betriebs wird positiver gesehen als die der Branche insgesamt. Fast die Hälfte (49 Prozent) erwarten eine verschlechterte Situation, nur 6 Prozent eine bessere.
Und was drückt die Stimmung? 53 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Personalsituation in den Apotheken 2021 verschlechtern wird. Auch das Dauerproblem der Lieferengpässe wird laut 46 Prozent noch größer, weitere 40 Prozent erwarten eine gleichbleibend schwierige Situation. Und auch beim Honorar besteht wenig Hoffnung: Nur 7 Prozent rechnen hier mit einer Verbesserung.
Dabei soll 2021 zumindest die Vergütung für pharmazeutische Dienstleistungen eingeführt werden. Nach Inkrafttreten des Apotheken-Stärkungsgesetzes (VOASG) müssen der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der GKV-Spitzenverband allerdings die Details noch aushandeln. Daher hat die Hälfte der Befragten (49 Prozent) noch Zweifel, dass das 2021 gelingen wird.
Die Einführung des E-Rezepts wird das kommende Jahr fraglos prägen. Doch mit einer flächendeckenden Einführung rechnet nur jeder Dritte (34 Prozent). Ab 2022 soll das E-Rezept allerdings verpflichtend sein. Worin sich die große Mehrheit einig ist: 84 Prozent denken, dass das E-Rezept den Versandhandel massiv stärken wird, unter den Inhabern sind es sogar 92 Prozent. Als Gegenmittel werden gemeinhin die Apothekenplattformen gesehen. 59 Prozent (74 Prozent der Inhaber) gaben an, dass sich ihre Apotheke einer Plattform anschließen wird.
Seit Jahren ungebremst ist der Rückgang der Apothekenzahl. Daran dürfte sich auch im kommenden Jahr nichts ändern, wenn die Einschätzung der Umfrageteilnehmer stimmt. Ausnahmslos alle Inhaber stimmen der Aussage zu, dass immer mehr Kollegen keinen Nachfolger für ihren Betrieb finden werden. Unter allen Berufsgruppen teilen 90 Prozent diese Erwartung. Denn die alltäglichen Probleme werden sich einer Mehrheit zufolge verschärfen. 84 Prozent glauben, dass die Lieferengpässe 2020 so schlimm werden wie noch nie. Und 30 Prozent der Inhaber befürchten, dass sich ihre Einkaufskonditionen verschlechtern werden, nur 6,8 Prozent rechnen mit höheren Rabatten.
An der aposcope-Befragung nahmen am 18. Und 19. Dezember 2020 insgesamt 300 verifizierte Apothekeninhaber, Filialleiter, angestellte Approbierte und PTA teil.
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