Apothekeneröffnung

Handarbeit: Überraschungen beim Apothekenbau

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Berlin -

Schächte in den Boden bohren, Gräben ausheben, Rohre umlegen – daran denkt man eigentlich weniger beim Begriff Apothekeneröffnung. Nicht so bei Thomas Grittmann: Der 28-jährige Pharmazeut baut sich seine eigene Apotheke und packt kräftig selbst mit an. Dabei kommen schonmal unerwartete Hindernisse zum Vorschein. Und die Uhr tickt, denn im August soll Eröffnung sein. Bis dahin begleitet APOTHEKE ADHOC ihn auf seinem Weg von der Planung bis zur fertigen Offizin.

Von der alten zur neuen Apotheke wird es ein Quantensprung. Denn bereits vorher war eine Offizin in den Räumlichkeiten, doch Grittmann übernimmt sie nicht, sondern hat die Räumlichkeiten entkernt, um von Grund auf einen neuen Betrieb zu bauen. Von Grund auf ist dabei wörtlich zu nehmen: Denn die Apotheke bekommt eine zweite Etage, nämlich unterirdisch. Dazu musste Grittmann erst einmal ein paar Kubikmeter Muttererde wegschaffen, um eine Treppe zum neuen Hintereingang zu bauen und ein Loch in die Wand zu reißen. Denn dort kommt der Eingang für den Großhändler hin. „In der vorherigen Apotheke kam der immer durch den vorderen Eingang und hat die alten Damen beiseite geschoben“, erklärt er. „Ich bin da etwas charmanter.“

Doch Mutter Erde hält bekanntlich so manche Überraschung bereit. Beim Ausschachten stießen Grittmann und die Bauarbeiter auf ein Wasserrohr, von dem sie vorher nichts geahnt hatten. Entsprechend wussten sie auch nicht, wo es hinführt. Da im selben Haus aber mehrere Praxen sind, hat er direkt selbst Hand angelegt. „Wir haben das Rohr aufgeschnitten. Dann bin ich oben durch die Praxen gegangen und hab da alle Klospülungen, Waschbecken und so weiter bedient, um zu schauen, ob irgendwo kein Wasser mehr kommt.“ Am Ende war es ein Spülbecken beim Kieferorthopäden – Glück gehabt. Ein ausgefallenes Spülbecken ist für einen Tage durchaus zu verkraften. „Wir haben das Rohr dann innerhalb eines Tages großflächig umgelegt, da war das Problem auch schon gelöst.“

Quantensprung ist aber auch im technischen Sinne zu verstehen: „Die Apotheke, die hier vorher drin war, hat noch mit Lochkarten gearbeitet“, so Grittmann. Nun aber hält die moderne Zeit Einzug. Der Kommissionierer soll im Keller stehen und die Packungen dann mit zwei Liften an den direkt über ihm liegenden HV-Tisch schicken, je ein Fahrstuhlschacht für zwei Kassen. Doch zwischen Idee und Umsetzung stand noch etwas: das Gebäude. Also engagierte Grittmann eigens eine Firma, die auf Kernbohrungen durch dicke Betonböden spezialisiert ist. Die rückte mit ihrem Großbohrer an und machte einen mordsmäßigen Radau. „Das war brutal“, erinnert er sich. „Als die fertig waren, war ich froh, dass das Haus noch steht.“

Dass das Haus überhaupt steht, ist auch einem tragenden Element zu verdanken: einer Betonsäule mitten in der Offizin. Die wollte Grittmann eigentlich los werden, weil sie im Eingangsbereich den freien Blick auf den HV-Tisch beeinträchtigt. Da aber auch außerhalb des Architektenmilieus bekannt ist, dass die Entfernung von tragenden Elementen eine schlechte Idee ist, machte er sich auf die Suche nach einer Lösung. Der Plan: Wenn die eine Säule nicht weg kann, stellt er eine zweite daneben und macht eine Art Portal daraus, das die Kunden auf dem Weg zum HV begrüßt. Die beiden Säulen müssen dazu nur etwas dünner sein als die jetzige, sonst wäre es zu wuchtig.

Da erwartete ihn die nächste Überraschung: schon wieder Rohre! Und Kabel, viele Kabel! Soll heißen: Viel dünner wird sie nicht mehr. Also sprach er sich mit seinem Innenarchitekten Gerd Sauerbrey ab, was denn man denn stattdessen aus der Säule machen kann. Der schlug ihm verschiedene Modelle vor, von einfacher Holzverkleidung über LED-beleuchtete Motive bis hin zu Schildern, die anzeigen, was in der Apotheke wo steht. Für welche Lösung er sich letztendlich entscheidet, steht noch nicht fest, aber die Schilder sind bisher der Favorit.

Dafür, dass der Umbau erst seit dem 1. Juli in vollem Gange ist, haben Grittmann und seine Handwerker also schon ordentlich was gewuppt. „Bisher läuft es trotz der Überraschungen ausgezeichnet“, zieht er eine erste Zwischenbilanz. Allerdings hat er auch noch ganz schön was vor sich: neue Böden und neue Sanitäranlagen, die Elektrik inklusive mehrerer Kernbohrungen für Kabelschächte, neue Heizungen und eine Klimaanlage, das Vordach wird ebenso erneuert wie die Außenwerbung, schlussendlich wird die Fassade neu gestrichen.

Als nächstes sind aber erst einmal Decken und Böden dran. Die Decke wird abgehängt, um eine neue, abgesetzte Decke zu installieren. „Da sind dann ganz viele kleine Löcher drin, die den Schall schlucken, damit wir hier drin keine Turnhalle-Akustik kriegen“, erklärt er. In der Offizin soll im Hintergrund ständig Musik laufen. „Denn wenn es ganz still um sie ist, redet niemand gern über seine Hämorrhoiden.“

Die Fußböden wiederum sollen sich unterscheiden: Im vorderen Bereich sollen sie gefliest werden, „weil das widerstandsfähiger ist“. Im hinteren Bereich wiederum soll PVC berlegt werden, „weil es sonst zu sehr auf die Knie geht, die ganze Zeit auf Fliesen herumzulaufen.“ Und dann werden noch neue Fenster eingebaut: Die alten kommen raus und die Wände werden bis zum Boden herausgerissen, damit Fenster bis nzum Fußboden eingebaut werden können. „Dann wird es hier drin schön hell.“ Neue Schiebetüren und ein neuer Eingang sollen das Ganze abrunden.

Und das sind alles noch die gröberen Arbeiten, die Details kommen erst noch. „Steckdosen, Bewegungsmelder, Türöffner… Da sind noch wirklich viele Kleinigkeiten zu erledigen.“ Doch er hat auch einige Hände, die das Gros der Arbeit übernehmen: Rund 50 Handwerker von 15 verschiedenen Gewerken sind am Bau der Apotheke beteiligt. Nicht zuletzt deswegen klingt er weniger gestresst als vielmehr motiviert, wenn er von all der Arbeit um sich herum erzählt. „Die Arbeit am Bau macht mir wahnsinnig viel Spaß. Es ist wirklich toll, wenn man sieht, wie sich sowas entwickelt.“

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