Hamburg

Tochter übernimmt Reeperbahn-Apotheke

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Berlin -

36 Jahre haben Barbara und Eckhard Preuß die Gudrun-Apotheke auf St. Pauli geführt. Doch Ende des Jahres war Schluss für die beiden. Tochter Eva führt die Familientradition weiter und übernahm die Apotheke auf der Hamburger Party-Meile.

Die Lage der Gudrun-Apotheke dürfte wohl einmalig sein: Eingebettet zwischen 39-Euro-Puff und St.-Pauli-Fanshop ist sie auf der Hamburger Reeperbahn längst eine Institution. Dort gehen alte St. Paulianer genauso ein und aus wie Touristen, Schauspieler, Prominente, Freier und Prostituierte. Die Eheleute Preuß haben die Apotheke bis Ende des Jahres gemeinsam betrieben. Nun ging das Paar in den verdienten Ruhestand. Um so glücklicher waren beide, dass ihre Tochter ihr Lebenswerk übernimmt und weiterführt.

„Ich bin ja quasi in der Apotheke aufgewachsen“, sagt Eva Preuß. Die Apothekerin saß bereits als kleines Kind zusammen mit ihrem großen Bruder oft im Backoffice und hat gemalt. Die Apotheke sei für sie wie ein zweites Zuhause. „Es ist wie eine große Familie hier. Jeder kennt jeden.“ Es sei ein schönes Gefühl, die Apotheke der Eltern weiterzuführen.

1980 begann für das Ehepaar Preuß ihre berufliche Laufbahn auf St. Pauli. Damals übernahmen sie die Adler-Apotheke am Hans-Albers Platz und die Gudrun-Apotheke in der Hein-Hoyer-Straße. Vor zehn Jahren zogen sie mit der Gudrun-Apotheke mitten auf die Reeperbahn. Das Apotheken-Logo mit dem Ozeandampfer soll Barbara Preuß selbst entworfen haben.

In die Gudrun-Apotheke kommen schon längst keine Seeleute mehr. Allerdings zählten viele Prominente zu Kunden der Apotheke. „Es sind viele Promis hier bei uns ein- und ausgegangen. Kalle Schwensen, Karl Dall, Corny Littmann oder Ulrich Tukur“, erzählt Preuß. Für einige Prostituierte, die auf der Reeperbahn arbeiten, soll die Seniorchefin eine echte Vertrauensperson gewesen sein.

Die Produktpalette ist an die Kundschaft angepasst. So gibt es kleine Naturschwämme, die es den Dirnen ermöglichen, während der Periode zu arbeiten. Auch Viagra soll ganz ober auf der Bestseller-Liste stehen.

Bei ihren Eltern wird Langeweile so schnell nicht aufkommen, ist sich Preuß sicher. Ihr Vater, der bereits 74 Jahre alt ist, wolle sich seinen sechs Bienenvölkern widmen. So könnten die Kunden der Apotheken auch weiterhin den selbst geimkerten Honig kaufen. Ihre Mutter könne sich allerdings noch nichts ganz von der Apotheke verabschieden. Und so wird die 68-Jährige ihre Kunden auch weiterhin an einem Tag in der Woche beraten.

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