Hälfte der Rezepturen mangelhaft Désirée Kietzmann, 30.06.2010 17:57 Uhr
Die Qualität von der Hälfte der Rezepturen, die in Berliner Apotheken hergestellt werden, ist mangelhaft. Zu diesem Ergebnis ist das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (Lageso) nach ersten Auswertungen eines selbst initiierten Testes gekommen. Nun sollen weitere Apotheken kontrolliert werden. Bei gravierenden Mängeln drohen Bußgelder.
27 von 33 Rezepturproben sind bereits untersucht worden. Die Behörde stellte sowohl Mängel bei der Qualität als auch bei der Kennzeichung fest. Fast die Hälfte der Proben wies einer Sprecherin der Behörde zufolge mindestens einen Qualitätsmangel auf, in den meisten Fällen einen zu geringen Wirkstoffgehalt. Zum Teil sei nur ein Drittel der angegebenen Konzentration enthalten gewesen.
Bei knapp drei Viertel der Anfertigungen war laut Sprecherin die Kennzeichnung nicht korrekt. So fehlten Warnhinweise oder Angaben von Mengeneinheiten, zum Teil waren Abkürzungen falsch oder nicht lesbar.
Die Apotheker wurden von der Behörde telefonisch über ihr Abschneiden im Test informiert. „Die Apotheker waren ausnahmslos sehr überrascht, betroffen und ratlos“, sagte die Lageso-Sprecherin. Nun sei man in Zusammenarbeit mit der Apothekerkammer Berlin auf Ursachensuche. Zwar seien die Mängel nicht gesundheitsgefährdend und die Untersuchung nicht repräsentativ. Dennoch sei die Quote der Abweichungen eindeutig zu hoch, sagte die Sprecherin.
Jetzt will das Lageso noch 50 weitere Apotheken testen. Von der Veröffentlichung der Zwischenergebnisse verspricht sich die Behörde auch eine Signalwirkung. „Vielleicht strengen sich einige jetzt mehr an“, so die Sprecherin. Die Mängel könnten den Apotheken teuer zu stehen kommen. Erste Bußgeldverfahren sind bereits eingeleitet worden. Über die Höhe der möglichen Bescheide wollte die Behörde keine Angaben machen.
Bereits Ende 2009 hatte das Lageso in einer Schwerpunktaktion 59 Apotheken aufgesucht und dabei 21 Rezeptur-Stichproben genommen. Damals wurden bei 40 Prozent der Anfertigungen Qualitätsmängel festgestellt. Nach Angaben einer Lageso-Sprecherin enthielten die beanstandeten Rezepturen zu wenig Wirkstoff. Bei acht von zehn Rezepturen war seinerzeit die Kennzeichnung mangelhaft. Wegen der schlechten Ergebnisse hatte sich die Aufsichtsbehörde für einen weiteren Test entschieden.