Der Spezialhersteller Vertex hat heute die Apotheken über den Schadsoftware-Angriff bei den Rechnungen mehrerer Kunden informiert. Bei der Polizei in Gütersloh ging durch den Dienstleister Arvato bereits Ende Mai eine Anzeige ein. Das Unternehmen mit Sitz in München betont, dass die eigene Bankverbindung tatsächlich nicht geändert wurde, und verweist darauf, die Daten bei der Zahlung genau zu überprüfen – bei den Arzneimitteln handelt es sich um Hochpreiser wie Kalydeco (Ivacaftor) für rund 11.000 Euro pro Packung.
Am 19. Mai meldete Arvato bei der Polizei den Betrugsversuch. Dabei sei eine Apotheke aus Bayern beteiligt gewesen. Wie bei Apotheker Dr. Georg Groll aus dem bayerischen Monheim ging auch dieser Fall glimpflich aus. „Es ist bei einem Versuchsdelikt geblieben“, sagt ein Polizeisprecher. Die Sache wurde mittlerweile an die Staatsanwaltschaft Bielefeld übergeben, die die Ermittlungen aufnehmen wird.
Vertex zufolge sind mehrere Apotheken betroffen: „Wir stehen dazu in engem Austausch mit unserem Supply Chain Dienstleister Arvato. Diesem wurde von einer sehr kleinen Anzahl Kunden mitgeteilt, dass sie Opfer eines Schadsoftware-Angriffs geworden sind, der die Sicherheit Ihrer eingehenden E-Mails und somit Rechnungen beeinträchtigte“, sagt eine Sprecherin. Das „Ausmaß des Vorhandenseins dieser Schadsoftware“ sei nicht bekannt. „Unser Dienstleister ruft alle Apotheken dazu auf, ihre jeweiligen Computer auf Viren- und Schadsoftware zu scannen und E-Mail-Passwörter zu ändern.“
Zudem sollen die Bankdaten vor der Überweisung geprüft werden, um sicherzustellen, dass diese keine betrügerischen Daten enthielten. Apotheken müssten „vor diesen perfiden betrügerischen Maßnahmen“ geschützt werden, so die Sprecherin. In einer betroffenen Apotheke wird die Kommunikationspolitik des Unternehmens kritisiert: In Monheim hätte man sich viel früher eine Information zur Betrugsmasche gewünscht.
Hierzulande sind von Vertex fünf Arzneimittel zugelassen: Symkevi (Tezacaftor/Ivacaftor), Orkambi (Lumacaftor/Ivacaftor), Kayldeco (Ivacaftor) und Kaftrio (Ivacaftor/Tezacaftor/Elexacaftor). Die Produkte sind ausschließlich über Direktbestellungen erhältlich, Apotheken ärgerten sich in der Vergangenheit auch über die geforderte Vorkasse. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der im NASDAQ-gelistete US-Hersteller einen Gesamtumsatz von rund 7,57 Milliarden US-Dollar.
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