Der wirtschaftliche Druck auf Apotheken wächst. Um bei Angeboten die bessere Übersicht zu behalten, haben zwei Apotheker eine Bestellplattform entwickelt. Sie biete eine zentrale Übersicht und auf Wunsch eine automatisierte Bestellung von knapper Ware beim Großhandel. Das „Pendant“ zu Pharma Mall sorgt bei manchem Hersteller für Ärger und es wurden bereits rechtliche Schritte angedroht, sagt Mitinitiator Frank Riemer.
Der Personalmangel, die Lieferengpässe und die finanziell angespannte Lage erhöhen die Dringlichkeit, schnell an schwer verfügbare Arzneimittel oder besondere Angebote zu kommen. Doch das ist im laufenden Betrieb nicht immer einfach. Deshalb entwickelte Riemer, der den Großhändler Fertimed führt, gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Walter Leven, der zuletzt ebenfalls einen Arzneimittelgroßhandel betrieb, die Bestellplattform Apo-Mall.
Geboten werden demnach eine zentrale Angebotsübersicht, ein Preisalarm und der sogenannte Bestell-Engel. Dabei handele es sich um ein individuelles Tool, das etwa alle 15 Minuten eingegebene Arzneimittel beim Großhandel abfragt und die Bestellung absetzt, sobald die Präparate verfügbar sind. Das alles seien hilfreiche Werkzeuge, um Einkaufsprozesse effizienter zu gestalten, Zeit zu sparen und wirtschaftlicher zu handeln – ohne dabei bestehende Abläufe zu ersetzen.
Gerade vor der Preiserhöhung zu Anfang März seien die Zugriffszahlen mit bis zu 350 Klicks hoch gewesen, sagt Riemer. Ein Zeichen für den Apotheker, dass die Nachfrage nach einer Alternative vorhanden ist. „Ich habe damit die Möglichkeit, vier bis fünf Tage vor der Erhöhung nach günstigen Angeboten zu schauen und mich zu bevorraten.“ Bislang zähle die Plattform rund 1100 Nutzerinnen und Nutzer. Es komme viel positives Feedback, worüber man sich sehr freue. „Es entwickelt sich mehr und mehr ein Community-Spirit im Sinne von ‚friends and family‘.“
Das Angebot ist für Apotheken kostenlos, die Industrie finanziert einen Teil mit. Noch schreibe Apo-Mall keine schwarze Null, so der Apotheker. Nicht alle Hersteller freuen sich über die Plattform. Gegenwind gab es laut Riemer etwa von Nattermann/Sanofi und Klinge. Bayer habe sogar mit einer „Untersagungsverfügung“ gedroht, sagt Riemer.
Hinter Apo-Mall steht Arzneiwerk Vida, deren Mehrheitsaktionär Riemer ist. Die pharmazeutischen Leistungen und die Marke laufen über die Firma EuroRx Arzneimittel in Wedemark. Riemer führt auch die Apotheke in der Deutschen Klinik in Bad Münder am Deister und ist wie Leven im Vorstand des Bundesverbands Deutscher Großhandelsapotheker.