Diener: Konditionen werden schlechter Alexander Müller, 02.11.2013 14:21 Uhr
Die Apotheken werden im kommenden Jahr mit schlechteren Einkaufskonditionen leben müssen, erwartet die Treuhand Hannover. Die Steuerberatungsgesellschaft geht von einer Kürzung der Rabatte um durchschnittlich 0,5 Prozentpunkte aus. Eine typische Apotheke würde dies knapp 4000 Euro jährlich kosten, so der Generalbevollmächtigte der Treuhand, Dr. Frank Diener.
Die Treuhand hat eine Perspektive für 2014 erstellt. Demnach wird sich das Gesamtergebnis je nach Umsatzgröße sehr unterschiedlich entwickeln. Durch sinkende Rabatte könnten gerade umsatzstarke Apotheken im kommenden Jahr ins Minus rutschen, so Diener. Allerdings komme es insbesondere bei den Einkaufskonditionen auf den Einzelfall an.
Aktuell verzeichnet die Treuhand noch einen starken Konditionenwettbewerb. Etwa seit November 2012 hätten die Großhändler vor allem Neukunden mit hohen Rabatten gelockt, wenn diese sich für ein komplettes Jahr verpflichteten, Umsatzziele inklusive. Bei Bestandskunden seien die Konditionen oft freiwillig nachgebessert worden, so Diener.
Das durchschnittliche Rabattniveau sei daher 2013 um einen Prozentpunkt gestiegen, in Einzelfällen auch deutlich mehr. Den Apotheken hätte dies zwischen 8000 und 12.000 Euro Ertragssteigerungen gebracht.
Doch derzeit kippe die Situation: Auf Seiten der Großhändler nehme die Unruhe zu, so Diener. Nach Ertragsproblemen und Personalfluktuationen würden aktuell Konditionenkürzungen angedroht. Abzuwarten sei zudem die Rolle des neuen Anbieters AEP Direkt. „Ausgang offen“, so Diener.
Bei der Treuhand-Dialogveranstaltung in Berlin gab der Generalbevollmächtigte auch eine Übersicht, wie sich die Konditionen in den vergangenen zehn Jahren entwickelt haben: Gestartet auf einem relativ niedrigen Niveau im Jahr 2004 hatten sich die Rabatte zunächst verbessert – die Debatte um DocMorris bezeichnete Diener hier als einen wichtigen Faktor.
Doch ab 2009 hätten die Großhändler ihre Rabatte mit allerlei zusätzlichen Gebühren allmählich zurückgefahren. Mit dem AMNOG und der neuen Großhandelsvergütung seien die Konditionen dann bis 2012 regelrecht eingebrochen. Im laufenden Jahr beobachtet die Treuhand aber wieder einen schärferen Wettbewerb zwischen den Großhändlern, wobei der Zweikampf Phoenix/Noweda hervorgehoben wurde.
Andere Faktoren werden sich Diener zufolge positiv auf das Geschäft der Apotheken auswirken – etwa der Wegfall der Spargesetze für die Pharmaindustrie: Nach Ablauf des Preismoratoriums dürften zum Jahreswechsel einige Originalarzneimittel teurer werden, erwartet Diener.
Erstmals gilt 2014 zudem durchgehend die neue Notdienstpauschale. Ausgehend von 200 Euro pro geleistetem Notdienst erwartet Diener zusätzliche Einnahmen von 6000 Euro für eine typische Apotheke. Die Treuhand geht zudem von einem weiteren Rückgang der Apotheken aus. Was im Einzelfall tragisch ist, lässt die im Markt verbliebenen Apotheken profitieren, die sich den Umsatz aufteilen.
Belastet werden die Apotheke 2014 mit bereits vereinbarten Personalkostensteigerungen von 2 Prozent. Eine typische Apotheke kostet das knapp 3000 Euro jährlich, so Diener. Unter dem Strich könnte eine typische Apotheke 2014 damit ihr Ergebnis um rund 2500 Euro verbessern. Eine Apotheke im Ärztehaus müsste einen Rückgang von fast 5000 Euro hinnehmen.