Die St. Johannes-Apotheke im westfälischen Senden-Bösensell ist gerettet. Nach Wochen des Verhandelns gelang Apotheker Andreas Hollasch am Mittwoch der entscheidende Schritt: Seine Hausbank stimmte dem Sanierungskonzept zu, der Betrieb kann wieder aufgenommen werden. „Morgen kommt die Ware, dann wird eingeräumt und am Nachmittag geht’s wieder los“, berichtet Hollasch erfreut.
Die Apotheke war in finanzielle Schieflage geraten, Gehe zog die Reißleine: Der Großhändler meldete Eigentumsvorbehalt auf das Warenlager an, am 20. Mai wurde die Ware abgeholt und Hollasch musste schließen. Aufgeben wollte er aber nicht. Schließlich hat der 52-Jährige die Apotheke vor 20 Jahren selbst gegründet, die zudem die einzige am Ort ist. „Die Bösenseller werden froh sein, wenn es hier weitergeht“, gab sich Hollasch schon unmittelbar nach der Schließung kämpferisch.
Es folgten viele Gespräche mit Großhändlern, seiner Bank, der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL). Die Kammer spielte mit, stimmte einer Verlängerung der vorübergehenden Schließung zu und gab dem Apotheker mehr Zeit zu verhandeln. Gestern stimmte die Bank dem Sanierungskonzept der Apotheke zu.
Auch Gehe gab ein Stück weit nach und trug so zur Rettung bei: Mit seinem alten Großhändler hat Hollasch einen Vergleich geschlossen. Der Apotheker war in Zahlungsrückstand geraten, die Lösung dürfte in einem teilweisen Verzicht der Forderungen bestehen. Auch aus der Kooperation „Gesund leben“ wird Hollasch vor Vertragsende entlassen.
Als neuer Großhandelspartner springt AEP direkt ein. Der Newcomer setzt auf günstige Konditionen bei vermindertem Service für die Apotheken. Auch Hollasch muss sich daran gewöhnen, künftig nur noch einmal am Tag beliefert zu werden. „Wir müssen ein bisschen umdenken, anders organisieren, aber das wird schon funktionieren“, so der Apotheker. Der Trend werde aber ohnehin überall zu weniger Touren gehen.
Die Konstellationen wie in Bösensell kommt AEP-Geschäftsführer Jens Graefe zufolge immer mal wieder vor. Der Großhändler nimmt eine Sicherheitszahlung, die Apotheken erhielten aber dieselben Konditionen wie alle anderen Kunden auch.
Jetzt hofft Hollasch, dass ihn die Kunden beim Wiederaufbau der Apotheke unterstützen. Werben muss er in dem Ort mit knapp 3000 Einwohnern nicht. Die Wiedereröffnung der einzigen Apotheke wird sich schnell herumsprechen: „Am Wochenende ist hier Schützenfest. Das geht rum wie ein Lauffeuer“, sagt Hollasch.
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