Bestellverhalten der Länder

Großhändler kritisieren Impfstoff-Chaos

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Berlin -

Die Verteilung der Corona-Impfstoffe gerät immer mehr zum Chaos. Bestellungen werden gekürzt, dafür tauchen an anderer Stelle plötzlich unvorhergesehene Mengen auf. Ein Grund ist das sehr unterschiedliche Bestellverhalten der Länder, die sich offenbar teilweise eigene Puffer angelegt haben, um auf Spitzen in der Versorgung reagieren zu können. André Blümel, Chef des Großhandelsverbands Phagro, appelliert an alle Beteiligten, die eingespielten Prozesse einzuhalten.

Zum Start der ambulanten Impfkampagne Anfang April hatte der Phagro gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Abda ein Logistikkonzept für die Verteilung der Covid-19 Impfstoffe aufgebaut. Zentrale Anliegen waren, den Impfstoff sicher – also unter Einhaltung etwa der Kühlvorgaben – in die Fläche zu bringen, eine faire Verteilung zwischen den Bundesländern zu gewährleisten und darüber auch transparent zu kommunizieren.

„Der Phagro plädiert dringend dafür, an dem bewährten und mit der KBV, der ABDA und dem BMG entwickelten Bestell- und Belieferungssystem bei der Covid-19-Impfstoffversorgung festzuhalten“, so Blümel. Dieser Vertriebs- und Logistikprozess sei „generalstabsmäßig organisiert, hat sich als absolut verlässlich erwiesen und bietet vollständige Transparenz über die Gesamtbestell- und Liefermengen“. Damit werde die Qualität und Zuverlässigkeit der Versorgung, die faire Verteilung der Impfstoffe und das Monitoring der bundesweiten Covid-19 Impfstofflogistik über und durch den pharmazeutischen Großhandel sichergestellt.

„Jedwede Abweichung davon, insbesondere eigenständige Bestell- und Belieferungssysteme einzelner Bundesländer, führen nicht nur zu erheblichen Störungen des gesamten zentral organisierten Impfstofflogistikprozesses, die in Versorgungs- und Verteilungsproblemen münden können. Sie sind überflüssig, wenn der Großhandel ausreichend Impfstoff erhält“, so Blümel.

Die Großhändler haben nach seinen Angaben in der vergangenen Woche sieben Millionen Impfstoffdosen und in dieser Woche weitere neun Millionen Impfstoffdosen samt Impfzubehör ausgeliefert – so viel wie nie zuvor. Grundsätzlich könne man aber nur so viel Impfstoff ausliefern, wie vom Bund zur Verfügung gestellt, so Blümel. Bekanntermaßen hatten die Apotheken für diese Woche weitaus mehr Comirnaty bestellt, als der Großhandel vom Bund erhalten hat. Aufgrund der vom BMG bereits angekündigten Mengenbegrenzung auf knapp drei Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs dürften auch in der nächsten Woche nicht alle Bestellungen bedient werden können.

In diesem Fall verteilen die Großhändler die Impfstoffe gemäß den Vorgaben des BMG fair und anteilig auf die Bestellungen der Apotheken, wie Blümel erklärt. Die Logistikstrukturen von Großhändlern, Apotheken und Arztpraxen hätten entscheidend dazu beigetragen, die Impfstoffe schnell und sicher zu verteilen und zu verimpfen, ist man beim Phagro überzeugt.

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