Versorgung von Privatpatienten

Grippeimpfstoffe: Wo bleiben die Einzelpackungen?

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Berlin -

„Grippeimpstoff gibt es nicht für alle“, titelte am Wochenende die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS). „Die Grippeschutzimpfung war nie so wichtig wie in diesem Corona-Herbst. Aber der Impfstoff wird nicht für alle reichen. Ausgerechnet Privatpatienten könnten leer ausgehen.“ Was es damit auf sich hat, erläuterte vor kurzem PTA IN LOVE in einem Beitrag.

In der letzten Augustwoche wurden demnach die ersten Grippeimpfstoffe an die Apotheken und den Großhandel ausgeliefert. Bislang wurden vorrangig die Packungen à zehn Einheiten zur Verfügung gestellt, mit denen der Sprechstundenbedarf bedient werden kann. Privatversicherte können aus solchen Kontingenten nicht geimpft werden, die sie ja von den Kassen bezahlt werden. In der Regel kommen kommen Selbstzahler daher vor oder nach der Impfung mit einem eigenen Rezept in die Apotheke und nehmen den Impfstoff mit in die Praxis – wo er dann injiziert oder zum Auffüllen des Sprechstundenbedarfs verwendet wird.

Auseinzeln ist keine Lösung, denn Teilmengen dürfen nur auf ausdrückliche ärztliche Anordnung abgegeben werden. Außerdem trägt die Apotheke das finanzielle Risiko, auf den restlichen Impfdosen der Packung sitzen zu bleiben. Gegenüber der FAS erklärte eine Sprecher des PKV-Verbands, dass die Versicherungen im Zweifel Apothekern auch die ganze Zehnerpackung bezahlen würden.

Aufgrund der Corona-Pandemie wird in dieser Saison mit einer erhöhten Impfbereitschaft gerechnet. Schon jetzt haben die Ärzte mit dem Impfen begonnen und vielerorts bereits versucht, Grippeimpfstoffe nachzuordern. Da mit einer Knappheit gerechnet wird, gibt es seitens der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) die dringende Empfehlung, „zunächst und verstärkt“ Risikogruppen und Gesundheitspersonal zu impfen. Dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sich zuletzt für flächendeckende Impfungen ausgesprochen hat, stellt die Hausärzte laut einem Bericht der Kieler Nachrichten vor ein Dilemma: „Wir sprechen nur Patienten aktiv auf die Impfung an, die zu einer Risikogruppe gehören, wie Menschen mit Diabetes oder Herzkranke“, wird Thomas Maurer, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Schleswig-Holstein, zitiert. Allerdings verwehre er auch keinem Patienten die Impfung.

Maurer geht laut Bericht davon aus, dass es im November knapp werden könnte. „Wenn der Impfstoff weg ist, ist er weg“, wird er zitiert. Allerdings könnte dann die von Spahn bestellte Reserve ins Spiel kommen – das Bundesgesundheitsministerium hatte zusätzliche zu den 20 Millionen Dosen weitere sechs Millionen Einheiten bestellt. Bislang war unklar, wie diese verteilt werden sollen – laut FAS soll das Gros ab November an Praxen und Apotheken ausgeliefert werden. Laut Bericht wird den Impfstoffen ansehen, dass sie ursprünglich nicht für den deutschen Markt produziert wurden: Die Packungen sind zum Teil französisch beschriftet.

Mylan hat bereits am 24. August mit der Auslieferung von Influvac Tetra begonnen. „Der Vertrieb läuft bis voraussichtlich Dezember dieses Jahres“, teilt eine Sprecherin mit. „Influvac Tetra ist als Einzeldosis (mit Kanüle) oder im Sprechstundenbedarf in der 10er-Packung (mit bzw. ohne Kanüle) erhältlich, um den spezifischen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden.“ Der Vertrieb der Einzelpackungen Xanaflu Tetra soll noch im September beginnen.

Influsplit Tetra (GSK) befindet sich ebenfalls in Packungen zu einer Dosis und zehn Impfdosen jeweils ohne Kanüle in der Auslieferung. 300.000 Packungen zu zehn Impfdosen und 200.000 zu einer Impfdosis werden sukzessive über die nächsten Wochen verteilt die Großhändler und Apotheken erreichen. „Es wird also nicht der komplette Saisonbedarf auf einmal ausgeliefert“, teilt eine Sprecherin mit.

Sanofi Pasteur hat mit der Auslieferung des vollumfänglichen Sortiments von Vaxigrip Tetra begonnen. Einzelpackungen werden zwar bereits ausgeliefert, allerdings nur für die Belieferungen der Vorbestellungen. Später werde auch der Großhandel mit Lagerware in allen Packungsgrößen bedient, teilt der Konzern mit.

Seqirus hat mit Flucelvax Tetra den ersten in Europa zugelassenen zellkulturbasierten tetravalenten Influenza-Impfstoff auf dem Markt. Die Vakzine ist ab einem Alter von neun Jahren zugelassen. Die Packung zu zehn Stück befindet sich bereits seit der 36. Kalenderwoche in der Auslieferung. Die Auslieferung der Einzelpackung startete vor kurzem. Afluria Tetra, ein tetravalenter Grippe-Impfstoff auf Eibasis, zugelassen ab 18 Jahren, ist ebenfalls bereits in Zehnerpackungen erhältlich. Ein genauer Liefertermin der Einzelpackung ist noch nicht bekannt.

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