Nach dem Tod einer 28-Jährigen und ihres Babys in Köln infolge einer giftigen Glukose-Lösung gingen Apothekerin Susanne Stockschläder und ihr Team von der Viktoria Apotheke in Kerpen auf Nummer sicher: Der erste Gang heute morgen war der ins Labor. Die bereits geprüfte Glukose wurde erneut mithilfe des Spektrometers geprüft.
Gleich nachdem die Apotheke heute morgen öffnete, erhielt Stockschläder bereits den ersten Anruf aus einer der Arztpraxen, die von ihrer Apotheke mit der Substanz versorgt werden. Die Apotheke beliefert drei Praxen regelmäßig mit Glukosepulver. Im Labor der Apotheke wird die Substanz aus einem großen Gefäß in kleine Papiertütchen mit der entsprechenden Menge abgefasst. Bereits im Juli war die durch den Großhandel angelieferte Glukose mithilfe des Spektrometers im Labor eindeutig identifiziert worden.
Doch die Nachricht über die eingetretenen Todesfälle nach Verunreinigungen ließ alle Alarmglocken klingeln. „Mir ist der Magen sofort in den Keller gerutscht“, erklärt Stockschläder. „Kann das in deiner Apotheke auch passieren?“ Nach der Schocknachricht stand daher sofort fest: Obwohl das Ergebnis nach Wareneingang bereits unauffällig war, wurde die Substanz erneut geprüft. „Nur um uns nochmal zu versichern“, erklärt Stockschläder.
Eine ihrer Mitarbeiterinnen hatte das Spektrometer bereits gestartet, um die Prüfung so schnell wie möglich durchführen zu können. Zwar werde in der Apotheke nur auf Identität und nicht auf Reinheit geprüft, jedoch wäre eine drastische Verunreinigung dann wahrscheinlich auch aufgefallen, sagt die Apothekerin. „Wir haben somit alles mögliche unternommen.“ Später startete Stockschläder sogar noch den Selbstversuch und trank das in der Apotheke abgefüllte Glukosepulver selbst – schließlich hatte sie durch die erneute Prüfung nichts zu befürchten.
Die Zusammenarbeit zwischen ihrer Apotheke und den ortsansässigen Arztpraxen sei sehr eng. Daher klärte die Apothekenleiterin alle Ärzte persönlich über die aktuelle Situation, die erneute Prüfung und das doppelt eindeutige Ergebnis auf. Stockschläder erklärte den Ärzten, wie die Protokolle und die darauf befindlichen Daten zu interpretieren sind, um alle Unsicherheiten aus dem Weg zu schaffen. Alle Praxen erhielten zudem Kopien der Prüfprotokolle zur Einsicht für die Patienten.
Denn einige Patienten sind nun verunsichert. Stockschläder kann das nachvollziehen: Gerade nach den Vorfällen in Bezug auf Valsartan und Ranitidin. „Man muss ja blind den Ärzten vertrauen.“ Mit ihrer Prüfung wollte die Apothekerin erneut zeigen, dass in der Apotheke hohe Sicherheitsstandards herrschen. Bisher ist bei dem in Köln eingetretenen Todesfall noch unbekannt, wann genau die tödliche Substanz in das Glukosepulver gelangte. „Nach der Prüfung durch die Apotheke kann natürlich immer noch jemand etwas hineinmischen“, sagt Stockschläder. In den von ihr belieferten Praxen werden die abgefüllten Pulver jedoch verschlossen aufbewahrt und nur bei Bedarf geöffnet, aufgelöst und verabreicht. So wird ein unbefugter Patientenkontakt mit der Substanz ausgeschlossen.
Auch Mathias Arnold, Vizepräsident der ABDA, sprach sich für die Apotheken aus: Er sieht keinen Grund, selbsthergestellte Arzneien aus Apotheken generell in Misskredit zu ziehen. Arnold verwies auf die umfangreiche Dokumentationspflicht in den Apotheken: Jede Apotheke müsse die Identität der Wirkstoffe prüfen. Für jede Rezeptur müsse eine Plausibilitätskontrolle gemacht und ein Protokoll erstellt werden. Die Anforderungen für die Herstellung von Rezepturen seien „sehr deutlich nach oben gegangen.“
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