Testzentren kommen und gehen – das Zelt von Roman Bastian steht seit März vor seiner Krefelder Apotheke. Zuletzt musste der Inhaber die Öffnungszeiten anpassen. Denn ein neuer Mitbewerber bewirbt sein Angebot seit einigen Wochen unter Testzentrum Uerdingen, den gleichen Namen, den Bastian seit Monaten verwendet. Auch die Stadt hat sich bereits eingeschaltet und forderte von dem Betreiber, die Reklame zu reduzieren.
Pink, lilafarben und ein weißes Kreuz vor einem regenbogenfarbenen Hintergrund: Das neue Testzentrum im Krefelder Stadtteil Uerdingen wirbt mit zahlreichen knalligen Plakaten und Hinweisschildern für das Angebot. „Ab sofort! Kostenlos für alle!“, heißt es etwa. Zudem wird auf die Öffnungszeiten verwiesen – wochentags von 8 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr und am Wochenende von 9 bis 14 Uhr. Die Teststelle ist eine Zweigniederlassung.
Hinter dem Angebot steht Markus Brinkmann, der bereits in Duisburg zwei Testzentren betreibt. Der Unternehmer wollte bereits seit längerem auch in Krefeld einen Standort eröffnen: „Einen früheren Antrag hatte die Stadtverwaltung abgelehnt, da es nach damaligem Stand ausreichend Testmöglichkeiten gab“, sagt ein Sprecher der Stadt. „Mit der Entscheidung auf Bundesebene, 3G am Arbeitsplatz einzuführen, bestand Bedarf für zusätzliche Testmöglichkeiten an dieser Stelle.“
Ende November öffnete das damit dritte Testzentrum in Uerdingen. Nach Einschätzung der Verwaltung sei eine weitere Genehmigung für einen so großen Stadtteil zielführend gewesen, so der Sprecher. Auf der Übersichtsseite der Stadt wird der neue Anbieter mit „Testzentrum Uerdingen“ benannt. Genau das sorgte für Ärger bei Apotheker Bastian. Denn auch er bewirbt seinen Service seit Monaten mit „Corona Testzentrum Uerdingen“ und ließ etwa 10.000 Kugelschreiber mit dem Namen bedrucken.
Die gleichen Namen sorgen für Verwirrung bei den Kund:innen. Zahlreiche Bürger:innen, die über die Übersichtsseite der Stadt einen Termin beim „Testzentrum Uerdingen“ vereinbarten, stünden bei ihm vor der Tür. Besonders ärgerlich sei dies gewesen, als sein Zelt noch nicht geöffnet hatte, sagt Bastian. Deshalb passte er die Zeiten an und empfängt jetzt unter der Woche ebenfalls ab 8 Uhr morgens Kund:innen. Zudem öffnete er am Sonntag. „Die Leute kennen das Zelt der Apotheke als Anlaufstelle, weil wir hier zentral und schon lange da sind und nutzen es deshalb auch.“
Seit der Beauftragung der Apotheken im März testen Bastian und sein Team in einem Zelt vor der Apotheke Bürger:innen auf eine Infektion mit Sars-Cov-2. „Wir waren der Vorreiter in Krefeld“, sagt der Apotheker. Der Standort der Teststelle hat sich bewährt. Das 72 Quadratmeter große Zelt steht vor der Apotheke zentral am historischen Marktplatz zwischen dem Rathaus und der Bücherei. Zahlreiche Parkplätze seien vorhanden. In Stoßzeiten seien rund 1300 Menschen pro Tag untersucht worden.
Bastian schätzt, dass sein Mitbewerber einen „hohen Prozentsatz an Ausfällen bei den Terminen“ habe. Die Kund:innen, die mit einem vermeintlichen Termin bei ihm vor der Tür stehen, würden nicht weggeschickt werden. Dank des Buchungssystems von Apomondo, bei dem er die Daten schnell per Krankenkassenkarte einlesen könne, sei es organisatorisch möglich. „Von Hand wäre umständlicher.“ Pro Tag handele es sich um 30 bis 40 Menschen, die sich fälschlicherweise beim Mitbewerber einbuchten, aber zur Apotheke wollten. Dass sich die Sonntagsöffnung lohnt, überraschte den Apotheker: „Da habe ich 300 Leute, das hätte ich nicht gedacht. Damit hole ich den Verlust von unter der Woche wieder raus.“
Den Namen „Testzentrum Uerdingen“ ließ er sich vorab nicht schützen. „Grundsätzlich haben wir einen freien Wettbewerb und ich habe kein Problem mit einem weiteren Anbieter – wenn er einen eigenen Namen nimmt, das ist etwas anderes als wenn er einem ‚voll in die Parade fährt‘.“ Dazu komme der enorme Werbedruck dahinter. Insgesamt sei das Verhalten schon etwas „dreist“.
Der Stadt zufolge ist mit den Betreibern der Testzentren vereinbart, dass sie „eine kleine Anzahl von Plakaten im Umfeld“ aufhängen dürften. Als Orientierungswert werden rund fünf Stück genannt. „Im konkreten Fall hat die Stadtverwaltung bereits Kontakt mit dem Betreiber aufgenommen und auf eine Reduzierung der Plakatierung hingewiesen“, sagt der Sprecher. Anmeldungspflichtig sei die Reklame nicht: „Da es sich bei den Testzentren um Einrichtungen handelt, die in Pandemiezeiten von hoher Wichtigkeit für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung sind, wurde auf Genehmigungen auf dem Wege der Sondernutzung mit entsprechender Gebühr verzichtet.“
Dass es bei der Benennung der Teststellen zu Problemen kommen kann, hatte man bei der Stadt nicht im Blick: „Die Stadtverwaltung hat keinen Einfluss auf die Namensgebung. Die Beauftragung ist personenbezogen. Der Name des Testzentrums wird dabei für gewöhnlich nicht genannt.“
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